Bibel verbindet Kanzler und Oppositionsführerin

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Stuttgart. Die Bibel verbindet den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel. Im “Bibel-Magazin”, das im nächsten Jahr rund zwei Millionen Mal verkauft werden soll, schreiben die politischen Gegner, warum ihnen die Heilige Schrift wichtig sei.

Für Schröder ist das Matthäus-Evangelium eine “Quelle, die mich in vielen Lebenssituationen zum Nachdenken anregt”. Dies gelte beispielsweise für die Bergpredigt und die Geschichte von Arbeitern, die unabhängig von ihrer Leistung den gleichen Lohn erhalten.

Frau Merkel eröffnet die Bibel “neue Wege meines Lebens”. In diesem Buch begegne ihr Gott mit seiner Liebe und Leidenschaft für die Menschen. Weitere Aussagen kommen von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), der bayerischen Staatsministerin Monika Hohlmeier (CSU) sowie bekannten Sportlern und der österreichischen Schönheitskönigin Celine Roschek.

Das “Bibel-Magazin” ist die offizielle Verteilbroschüre zum “Jahr der Bibel”, das die EKD, die katholische Deutsche Bischofskonferenz, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und die freien christlichen Werken unter dem Dach der Deutschen Evangelischen Allianz nach 1982 zum zweiten Mal durchführen. Nach Angaben des evangelischen Geschäftsführers, Generalsekretär Jan-A. Bühner (Stuttgart) von der Deutschen Bibelgesellschaft, beteiligen sich die Bibelwerke, die kleineren Kirchen und die freien Werke mit 700.000 Euro an den Gesamtkosten von 2,2 Millionen Euro. Die beiden grossen Kirchen bringen 1,5 Millionen Euro auf. Das Interesse sei diesmal grösser als vor elf Jahren. Während sich damals rund 7.000 Gemeinden beteiligten, hätten sich jetzt bereits 10.000 angemeldet. Wie Projektleiter Steffen Kahl (Stuttgart) mitteilte, findet das Bibeljahr bei Freikirchen und evangelikalen Gruppen die grösste Resonanz.

Seit Oktober sind dem Bibeljahrbüro zufolge bereits 240.000 Info-Flyer und 165.000 Mitmach-Hefte verteilt worden. 6.500 Kinder- und Jugendgruppen kündigten Projekte an. Das "Bibelmagazin" soll nach den Worten des katholischen Bibeljahr-Geschäftsführers Franz-Josef Ortkemper als "zentrale Publikation des Bibeljahrs" die Heilige Schrift unterhaltsam nahe bringen. Es gebe bereits 50.000 Vorbestellungen. Auf katholischer Seite beobachte man ein wesentlich grösseres Interesse als 1982.

33 Bibelübersetzungen auf dem deutschen Markt

Wie Bühner betonte auch dessen katholischer Geschäftsführerkollege, Direktor Franz-Josef Ortkemper (Stuttgart) vom Katholischen Bibelwerk, die Notwendigkeit, modernen Menschen Hilfen zum Verständnis der Bibel zu geben. Er rechnet damit, dass in zehn bis 20 Jahren wieder eine Revision der Luther-Bibel und der katholischen Einheitsübersetzung anstehe. Möglicherweise entstehe dann eine Übersetzung, die von beiden Konfessionen gleich anerkannt sei.

Für das “Jahr der Bibel” tragen zwei weitere Übersetzungen das offizielle Emblem: die vor allem unter Evangelikalen verbreitete Ausgabe “Hoffnung für alle” und die “Gute-Nachricht-Bibel”, die sich an Menschen ohne christliche Vorkenntnisse wendet.

Das Angebot von vier zum Bibeljahr herausgegebenen Ausgaben der Heiligen Schrift verteidigte der evangelische Geschäftsführer Jan Bühner. Bibelleser entstammten verschiedenen Traditionen und hätten unterschiedliche Ansprüche. In Deutschland konkurrieren dem Theologen zufolge 33 Übersetzungen. Die Bibeljahr-Ausgaben enthalten die Luther-Übersetzung, die Einheitsübersetzung, die "Gute Nachricht" und die "Hoffnung für alle".

Nur eine gründliche Auseinandersetzung mit der Bibel könne "das gemeinsame Band zwischen den Christen sichtbar machen", so Bühner. Dazu wollen die Bibeljahr-Macher auch die "Bibelbox" einsetzen, einen Würfel mit zehn Metern Seitenlänge. Der Kubus, der in zehn deutschen Städten aufgestellt werden soll, präsentiert in seinem Inneren auf zwei Etagen zehn biblische Personen. Beim ökumenischen Kirchentag in Berlin soll er vor dem Roten Rathaus stehen.

Quelle: idea.de/Kipa

Datum: 09.12.2002

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