Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm [Christus] wohnen zu
lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden
oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.
KOLOSSER
1, 19-20
Das
Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich war lange durch Krieg
geprägt: Über die Reunionskriege, die Revolutionskriege, die
Befreiungskriege, den Krieg 1870/71 und die beiden Weltkriege hielt
sich die Vorstellung vom »Erbfeind«. Erst nach 1945 begann langsam
die Versöhnung. Dafür war der gute Wille beider Seiten nötig. Denn
beide hatten ihren Anteil an der Feindschaft. Daher genügte es
nicht, dass sich nur der eine bewegte. Es mussten beide aufeinander
zugehen und versöhnungsbereit sein. Bei zwischenmenschlichen
Konflikten sieht das ähnlich aus. Denn auch hier liegt die Ursache
i. d. R. nicht nur auf einer Seite.
Daher
muss man sich miteinander versöhnen. In der menschlichen Existenz
gibt es allerdings noch eine ganz andere Art von Feindschaft: Das ist
die Feindschaft gegen Gott. Seit dem Sündenfall, den der Mensch ganz
allein verschuldet hat, steht er Gott feindlich gegenüber. Es wäre
daher in der Tat notwendig, dass sich der Mensch mit Gott versöhnt.
Allerdings hat die Menschheit hier keine erfolgreichen Bemühungen
gezeigt. Doch Gott ist nicht untätig geblieben. Die Verse aus dem
Kolosserbrief zeigen, dass er – obwohl er an der Feindschaft keine
Schuld trägt – einen gewaltigen Schritt auf die Menschheit
zugegangen ist, indem er durch das Opfer seines Sohnes am Kreuz alles
mit sich selbst (zu ihm hin) versöhnt hat.
Das ist
von grundlegender Bedeutung. Damit macht Gott klar, dass von seiner
Seite nichts zwischen ihm und uns stehen muss. Wer mit Gott in ein
versöhntes Verhältnis kommen will, muss nicht erst etwas Grosses
leisten.
Er muss
nur glauben, dass diese Vorleistung Gottes auch für ihn gilt, ganz
ohne eigenes Verdienst und unabhängig von seiner Würdigkeit. Markus
Majonica