Denn
wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern nur für die
Wahrheit.
2.
Korinther 13,8
Im
Juni 1520 wird die Bannandrohungsbulle »Exsurge Domine« in der
päpstlichen Kanzlei ausgefertigt. Widerruft Luther, so wird ihn der
Papst wieder in den Schoss der Kirche aufnehmen. Widerruft er
nicht, so verfällt er dem Bann. Der Stein ist im Rollen. Im November
erscheint Luthers Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen«.
Luther
legt dar, dass die Freiheit der Kinder Gottes auf dem Evangelium
ruht. Christus macht die Gläubigen frei vom Werk, vom Gesetz, von
der Welt und ihren Mächten. Durch die ganze Schrift hindurch zieht
sich eine Frage: Muss wirklich diese Lehre, die nichts anderes
enthält als das Evangelium, als bösartige Ketzerei, als Ausgeburt
der Hölle verdammt werden? Luther ruft die gefallene Kirche zur
Umkehr, doch weder Papst noch Kaiser hören auf ihn. Der Bann ist
immer noch eine furchtbare Waffe. Auch die Staatsmänner und
Gelehrten, welche dieDurchführung verzögern oder verweigern, wagen
es nicht, die Bulle grundsätzlich abzulehnen. Da tut Luther den
Schritt, den er schon im Juli angekündigt hat. Am Morgen des 10.
Dezembers drängen sich in Wittenberg Studenten und Professoren um
einen brennenden Scheiterhaufen.
Die
Werke des päpstlichen Kirchenrechts und einige scholastische Bücher
werden ins Feuer geworfen. Dann tritt Luther, zitternd und betend,
hinzu und wirft mit den fast unhörbar gesprochenen Worten »Weil du
den Heiligen Gottes verderbt hast, deshalb verderbe dich das ewige
Feuer« ein dünnes Heft ins Feuer – die Bannbulle. Ausser ihm ahnt
wohl keiner der Teilnehmer die Tragweite dieses Schritts. Luther hat
im Namen Gottes Hand an die gesamte kirchliche Ordnung seiner Zeit
gelegt. – Für die Wahrheit einzustehen, ist manchmal so wichtig,
dass man um anderer willen sogar sein Leben aufs Spiel setzen muss.si
Frage:
Was
würden Sie im Einsatz für die Wahrheit wagen?
Tipp:
Wir
versagen oft schon, wenn es um viel weniger geht als damals bei
Luther.