Ich und Ich

Jeden Tag gibt es Situationen, die einen dazu treiben, sein Ego zu stärken. Überlegt man sich zum Beispiel, wie oft man täglich einen Satz mit "Ich" beginnt, wird einem schwindlig. Das "Du" fällt dann auf den zweiten Platz ab und die dritte Person Singular, also er oder sie, stehen zuunterst auf der Prioritätenliste. Ausser, man liebt Klatsch und Tratsch. Was fast jeder tut, aber niemand zugeben will. Dann spricht man aber über den und die, aber nur nicht über ihn.

Ja, wen denn? Natürlich über Jesus, der Mann, der für uns an Kreuz ging. Aber darüber spricht man ja nicht. Lieber beweist man sich selber, dass man seinen Job gut macht, dass man genug Geld verdient, dass man einen netten Charakter hat und einen umwerfenden Lebensstil. Und wenn man am Ende des Tages 69 Mal einen Satz mit ich begonnen hat und ab und zu mal einige Fragen mit dem Pronomen "Dir" und "Dich" an Partner und Freunde richtete, steigt man müde ins Bett und fühlt sich erfüllt.

Nur mit dem Zitat auf dem Buchzeichen hat man dummerweise nicht gerechnet, das einen beim Lichterlöschen direkt ins Auge springt.

Wer Gott aufgibt, der löscht die Sonne aus, um mit einer Laterne weiterzuwandeln.
von Christian Morgenstern

Ja tatsächlich, gesteht man sich dann zögernd ein, es ist total dunkel hier.

Datum: 01.05.2002
Autor: Iris Muhl
Quelle: Jesus.ch

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