Er hat Zeit für mich!

Möglichst unauffällig schielen die Leute beim Vorbeigehen auf das Schild. Will der diesen Sessel verkaufen oder ist das eine neue Masche, um zu betteln? Bei einigen Passanten sieht man ein seltsames Zucken am ganzen Körper, wenn sie das Schild lesen. Wie wenn sie sich einen Moment lang überlegten, stehen zu bleiben. Der Mann auf dem Stuhl schaut mit liebevollem Gesichtsausdruck auf das bunte Treiben. Was denkt er wohl?

Ein einmaliges Angebot

Auf dem Schild steht: «Ich habe Zeit!» Das ist eine Einladung, es sich im fröhlichen Ohrensessel bequem zu machen. Das Angebot im vollen Text lautet also: «Nehmen Sie Platz und erzählen Sie etwas von sich. Vielleicht kommt es Ihnen gelegen, mit jemandem ohne Vorbehalte über das zu reden, was Sie im Moment beschäftigt:

• Erzählen Sie, was Sie bedrückt, wenn Sie an Ihre Arbeit denken.
• Sie dürfen darüber reden, warum Sie es zuhause schwer haben.
• Wenn Sie möchten, dürfen Sie einfach ein Weilchen schweigen.
• Über Krankheit und Schmerzen dürfen Sie reden, das gehört dazu.
• Und falls Sie weinen möchten – bitte sehr, ich hab sogar Papiertaschentücher für Sie!
• Vielleicht haben Sie etwas Unverzeihliches angerichtet und sehen keine Chance, es wieder gut zu machen, sprechen Sie darüber!
• Ja, Sie können über alles reden – Sie werden verstanden.»

Ein altmodischer und ein aktueller Tipp

Das gibt’s doch nicht, werden Sie sagen – wer sitzt schon da und hat alle Zeit der Welt für mich? Und was sollte das ändern, wenn mir jemand zuhört? Aber Hand aufs Herz: Sie wünschen sich doch jemand, der Ihnen zuhört, der Sie ernst nimmt, der mit Tränen der Einsamkeit, Unverständnis und Schuld fertig wird.

Da wären konkret ein altmodischer und ein aktueller Vorschlag. Der altmodische Vorschlag: Gott hat immer Zeit. Er sagt: «Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.» (Die Bibel, Matthäusevangelium, Kapitel 11, Vers 28). Gott will tatsächlich zuhören, wenn Sie sich an ihn wenden. Falls Sie direkt mit ihm reden wollen – suchen Sie sich einfach eine stille Ecke und versuchen es. Stellen Sie sich vor, dass Sie im gemütlichen Ohrensessel sitzen und Gott ihnen väterlich zuhört. Das kann der Anfang der grossartigsten Freundschaft werden.

Und der aktuelle Vorschlag? Da hat sich nichts geändert, Gottes Angebot gilt auch heute: «Der Herr ist nahe denen, die ihn anrufen!» (Die Bibel, Psalm 145, Vers 18).

Nacherzählt von Gertrud Trittibach