Gescheiterte Hoffnung

Enttäuscht

Vorweg: Ich bin ein ausgesprochen fröhlicher Mensch. Ich liebe unser Land und unsere Institutionen, die uns fast unendliche Wirkungsmöglichkeiten bieten. Ich liebe meinen faszinierenden Beruf, der mir Verbindungen um den ganzen Erdball ermöglicht. Ich liebe meine Familie, die mich in jeder Situation trägt. Ich habe sogar eine besondere Liebe für ungewöhnliche und schwierige Menschen, die mir viel Geduld und Einfühlungsvermögen abverlangen.
Mario Brühlmann

Und dennoch: Ich bin enttäuscht. Ich habe etwas von meiner jugendlichen Unbeschwertheit verloren. Die Jahre haben bei mir vertraute und liebgewonnene Täuschungen weggekratzt. Ich war überzeugt vom schweizerischen, demokratischen Staatsgebilde und seinen Institutionen. Wie überzeugend haben unsere damaligen Lehrer darüber berichtet. Ich war überzeugt von der Weisheit und Selbstlosigkeit unserer Landesväter. Ich habe politische Würdenträger mit Hingabe und Verantwortung verbunden. Ich war auch überzeugt vom schweizerischen Militär. Eine wirkungsvolle Landesverteidigung schien mir sinnvoll und möglich. Auch war ich überzeugt von unseren Banken. Bankangestellte waren für mich Inbegriff von Sauberkeit und Charakter. Ich war überzeugt von verbreiteten Werten wie Vertrauen und Respekt.

Davon ist wenig übrig geblieben. Das meiste hat sich als Illusion erwiesen - ein Haschen nach Wind. Die Realität ist anders. Unser demokratisches Staatswesen hat die Grenzen seiner Möglichkeiten in manchen Bereichen überschritten. Und wer glaubt noch dem Wort aus dem Munde eines Politikers? Das Militär braucht keine Gegner mehr. Es demontiert sich selbst. Die Banken haben die Begriffe Sauberkeit und Charakter schlicht für sich neu definiert. Für die Begriffe Vertrauen und Respekt gingen die Definitionen und die Beispiele landesweit fast ganz verloren.

Ein zu schwarzes Bild? Ein unangenehmes Bild? Das Leben in der Realität ist schwieriger als jenes in der Täuschung. Es kann zu Resignation und Verbitterung führen. Es kann aber auch aufwecken. Es kann aufzeigen, dass positive Werte und Werke stets neu erarbeitet, gefüllt oder erfunden werden müssen. Sonst verlieren sie früher oder später ihren Sinn. So können Enttäuschungen wichtig und wertvoll werden. Sie rütteln an uns. Sie fordern uns heraus zum kritischen Hinterfragen. Sie drängen uns zu konstruktivem Gestalten. Sie zeigen uns Grenzen und Möglichkeiten auf.

Das Aufdecken von Täuschungen konfrontiert uns mit dem Echten. Mit Positivem und Negativem. Und mit dem realen Gott. Dieser erträgt die Menschen seit jeher trotz ihrem sündigen Wesen. Und er hat für sie ein Angebot mit Jesus Christus geschaffen. Und damit einen Weg, mit eigenen und fremden Unvollkommenheiten zurechtzukommen. So können Enttäuschte zu neuer Lebensfreude finden.

Mario Brühlmann ist Gründer von Swiss Create, dem Nonprofit-Bereich der Swiss Consulting Group SCG AG in Orpund, und Präsident der Christlichen Ostmission COM.

Datum: 16.04.2012
Autor: Mario Brühlmann
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

Werbung
Livenet Service
Werbung