Wirklich frei

Wir wollen frei sein. Wirklich? Wollen wir vor allem ungebunden und frei von lästigen Verpflichtungen leben? Es könnte sein, dass Freiheit sich anders erschliesst: dem der nachfolgt.

In den letzten Jahrzehnten haben wir im Westen Freiheit negativ verstanden: Freiheit von Bindungen, Freiheit von familiären Verpflichtungen und herkömmlichen (Frauen-)Rollen. Freiheit war die Möglichkeit, das Leben nicht nur selbst zu gestalten, sondern sogar – darauf legten die Existentialisten Wert – die eigene Identität selbst zu entwerfen, ohne irgendwelche Vorgaben.

Auf dem Holzweg

Wohin sind wir mit diesem einseitigen Freiheitsbegriff gelangt? Das Recht auf den eigenen Bauch hat uns eine kältere Gesellschaft beschert, die ihr Sozialsystem nicht mehr finanzieren kann und der Kinder als Armutsrisiko gelten. Die Rede geht vom Egoismus der Älteren – es heisst, eine Sanierung der Sozialversicherungen müsse bald realisiert werden, da der Prozentsatz derer, die dabei weniger erhalten, mit den Jahren immer grösser werde…

Dies zeigt an: Wir haben uns in eine Richtung verrannt. Denn Freiheit ist mehr als ‚Freiheit von’. Freiheit ist die Möglichkeit und Ermächtigung, sein Leben einer guten Sache zu widmen. Oder – zu weihen. Sich einer Sache hinzugeben, die dem Leben Sinn verleiht. Die dem Leben eine Bedeutung gibt, welche über den Tag, über den Event, über das Erlebnis hinaus trägt.

Wem folgen wir nach?

Der Zürcher Sektenexperte Georg Schmid hat ein Buch geschrieben, in dem er den Begriff «Sekte» auf den Kopf stellt. Das Buch heisst «Die Sekte des Jesus von Nazaret». Schmid versteht Sekte als Nachfolge-Gemeinschaft um einen Meister, der durch seine Unmittelbarkeit zur letzten Wirklichkeit die Menschen anzieht. Unter diesem Gesichtspunkt liest er das Neue Testament und empfindet die Gemeinschaft der Jesus-Jünger als vorbildliche «Sekte».

So stellt sich die Frage, welcher Meister für mich eine Sache hat, für die sich nicht bloss ein oder zwei Jahre zu arbeiten lohnt, sondern die so gut ist, dass ich mich ihr verschreiben kann. Die Bibel spricht vom Reich Gottes: Gott, der Schöpfer, der Himmlische Vater, will mit seinem ganzen Segen die Menschen beglücken, will ihnen nahe sein, sie versorgen, sie ermächtigen zu einem Leben, das gelingt.

Ein Leben in Gemeinschaft, das gelingt

«Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um! Lasst euch ein auf ihn! Lebt so, wie er es für euch möglich macht!» So wandte sich Jesus von Nazaret an seine Mitmenschen. Heute würde er wohl sagen: «Kehrt euch ab von eurem einseitigen Verständnis von Freiheit, das euch vor allem Einsamkeit und endlich Scheitern bringt. Wagt es mit mir!»

Wir haben Mühe mit Meistern, weil im Lauf der europäischen Geschichte zu viele (selbst ernannte) Meister Gruppen – und manchmal ganze Völker – ins Unglück geführt haben. Aber dem einen Meister, den Gott vom Himmel gesandt hat, Jesus von Nazaret, können wir uns anvertrauen. Er manipuliert nicht. Jesus macht frei – zu einer Existenz, in der die guten Erfahrungen den Schmerz aufwiegen, der zum Leben gehört. Er macht frei – zu einem Weg mit ihm, das beim Vater endet.

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Datum: 12.03.2006
Quelle: Jesus.ch

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