Loren Cunningham: Ist nur der Sonntag heilig?

Loren Cunningham

Das Gerede von einem "neutralen weltlichen Bereich" in unserer Gesellschaft
Wie wir in der Bibel lesen (Apg 11,9), hörte Petrus zweimal eine Stimme vom Himmel mit der nachdrücklichen Anweisung: "Was Gott für rein erklärt hat, nenne du nicht unrein!" Etwas Ähnliches habe ich einmal erlebt, als Gott auch ganz direkt zu mir sprach. Er sagte: "Loren, du hast ein Vorurteil in deinem Herzen." Und es war genau dieser Vers, den Gott immer wieder betonte: "Was Gott für rein erklärt hat, nenne du nicht unrein!"

Gott zeigte mir, dass es Lebensbereiche gibt, die von den Christen irrtümlich als "säkular" oder "weltlich" bezeichnet werden. Als ich diese Zusammenhänge dann gründlich durchdachte, fand ich heraus, dass ein Philosoph im 12. Jahrhundert uns diese Unterscheidung zwischen einem "kirchlich-heiligen" und einem "weltlichen Bereich" eingebrockt hatte.

Die Auswirkungen kann man deutlich sehen, wenn man in einer Versammlung von Christen die Frage stellt: "Wer von Ihnen hat einen normalen säkularen Beruf?" Die meisten würden sich dann melden; warum auch nicht?

Aber leider ist das keine Frage von untergeordneter Bedeutung! Es ist nämlich die entscheidende Bewährungsprobe unserer Zeit. Wenn wir Christen diese falsche Sicht nicht überwinden - sowohl innerhalb der christlichen Kreise als auch in der gesamten Gesellschaft - , dann wird es in den nächsten Jahrzehnten düster aussehen in unserer Gesellschaft.

Im Kolosserbrief heisst es: "Alles, was wir tun, soll zur Ehre Gottes geschehen" (3,23). Und Paulus sagte: "Ich tue alles, um Christus zu verherrlichen."

Was ist eigentlich ein "weltlicher" und was ein "heiliger" Beruf? Sehen wir uns die unter Christen allgemein übliche Definition an: "Weltlich ist die neutrale Zeit von Montag bis Freitag. Dann gibt es noch den Bereich des Teufels; ihn gehört wohl am ehesten die Nacht von Samstag auf Sonntag. Und Gott hat auch noch einen Tag: Der Sonntag ist der “heilige“ Tag der Woche. - Und in diesen vorgegebenen Kategorien müssen wir leben, weil es eben drei Reiche gibt: Das dämonische Reich, das Reich Gottes und der weltliche Bereich."

Nach dieser Vorstellung ist der weltliche Bereich also eine Welt der Grauschattierungen. Jesus gilt von Montag bis Samstag als Tabu-Thema. Also redet man in dieser Zeit nicht über religiöse Themen - weder in der Schule noch im Fernsehen noch im Parlament. Und vor allem nicht im Geschäft, sonst gingen womöglich noch die Gewinne zurück. In der neutralen Zeit von Montag bis Freitag ist jeder nämlich vollauf damit beschäftigt, sein Geld zu verdienen, damit er es dann am Wochenende für Gott oder den Teufel ausgeben kann.

In der Bibel finde ich diese Dreiteilung allerdings nicht. Dort gibt es bekanntlich nur zwei Herrschaftsbereiche: Gottes Reich und das Reich des Satans. Die Frage ist also: Wem gehört dieser "weltliche Bereich", dem man von Montag bis Freitag seine eigenständige Berechtigung zubilligt - Gott oder dem Satan?

Die Gesellschaft hat die Idee voll und ganz übernommen, dass es so etwas wie einen neutralen "weltlichen Bereich" gibt. Und auch das Christentum hat diese Denkweise nahezu unwidersprochen akzeptiert. So konnte der Satan die Welt Stück für Stück nehmen und den Herrschaftsbereich Gottes immer weiter einengen. Dann verbreitete er die Idee: "Christliche Aktivität darf sich nur innerhalb der Gemeinde entfalten." Und so ging es weiter: Oft gehört Gott nicht einmal mehr der Sonntag, sondern nur noch eine Stunde am Sonntag. Und da im Gottesdienst meist nur ein Mann redet, geht es eigentlich nur um diesen einen Mann: Der ist heilig und geistlich - also ein "Geistlicher", und alle anderen sind weltlich, und alles Drumherum ist erst recht weltlich.

Aber wenn Paulus sagt, dass er "alles tut, um Christus zu verherrlichen", dann meint er damit auch alles. Und wenn unser Leib dem Heiligen Geist geheiligt ist und wir ihn dem Herrn geweiht haben und unser Denken gemäss Röm 12 erneuert ist durch den Heiligen Geist, warum sollten wir dann nicht auch noch andere Bereiche zur Ehre Gottes weihen?

Können Sie sich vorstellen, dass Sie Ihr Auto - also ein Transportmittel - zur Ehre Gottes fahren und nutzen können? - Die meisten sagen wohl lieber: "Die Frage meiner Fahrweise gehört in den neutralen weltlichen Bereich ..." - Nehmen wir noch ein anderes Beispiel: Wie neutral ist ein so weltlicher Vorgang wie der Geschirrabwasch; was ist mit den Töpfen und Pfannen? Wie kann die Alltagsarbeit in der Küche zur Ehre Gottes getan werden?

Lesen Sie einmal Sacharia 14,20.21: Nicht nur die Pferdegeschirre werden die Aufschrift "dem Herrn geweiht" tragen und deutlich machen, dass auch ein Transportmittel "heilig" sein kann, sondern auch "alle Töpfe und Pfannen in Jerusalem": Auch sie werden diese Aufschrift tragen. - Mit anderen Worten: Sogar die Haushaltsarbeit kann eine geheiligte Arbeit sein!

Das Wort Gottes zeigt uns, dass wir, also die Christen, es sind, die Dinge heilig machen. Das heisst, jede Arbeit, die Sie - in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes - annehmen, kann dann eine geheiligte oder heilige Arbeit sein.

Wenn man z.B. von dieser Grundposition ausgeht, bedeutet das konsequenterweise, dass auch Rundfunk- oder Fernseh-Programme zur Ehre Gottes gemacht werden können - und zwar nicht nur Rundfunkprogramme mit christlicher Aussage.

Wir können nicht genug betonen, dass jeder Christ eine "heilige" Arbeit tut, solange er im Willen Gottes lebt. Wir sind alle Priester! Gerade in Deutschland sollte das eigentlich bestens bekannt sein. Und doch kommt es vielen wie eine neue, fremde Lehre vor, was schon Martin Luther entdeckt und gelehrt hat: das "allgemeine Priestertum aller Gläubigen".

Ist diese Überzeugung ausgestorben? Vielfach ist sie abgelöst worden von dem falschen Gedanken, es gäbe tatsächlich einen neutralen weltlichen Bereich, der dem Einfluss Gottes entzogen ist. Doch das wollen wir wieder ändern!

Datum: 13.03.2005
Quelle: come

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