Wie Gott heute führt

Wohin gehen? Was ist der richtige Weg?
Wille
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Heute leben wir Menschen in einer besonderen Zeit der Orientierungslosigkeit und Unsicherheit. Bei all den vielen Angeboten und Möglichkeiten gilt es, immer wieder die richtige Entscheidung zu treffen. So vieles hängt im Leben davon ab. Viele leiden unter den Folgen falsch getroffener Entscheidungen. Spätestens dann stellt sich die Frage: Wie kann man den Willen Gottes erkennen und tun?

Manche fragen noch grundsätzlicher: Gibt es überhaupt so etwas wie einen individuellen oder persönlichen Willen Gottes? Hat Gott wirklich einen Plan für unser Leben? Und dürfen wir dabei von einem vollkommenen und einem zulassenden Willen Gottes sprechen? Oder sind für ein Kind Gottes - wie andere ausführen - alle Dinge, die die Bibel nicht verbietet, erlaubt und innerhalb des Willen Gottes? Kann ein Christ z.B. heiraten, wen er will - Hautpsache er oder sie ist gläubig (1. Korinther 7, 39/2. Korinther 6, 14)? Oder entspricht es Gottes liebendem Plan für seine Kinder, dass die beiden nicht nur gläubig sind, sondern sich die beiden "Richtigen" kennen und lieben lernen und so Gottes vollkommenen Willen erfahren?

Gottes Plan

Wie verhält sich überhaupt mit Gottes Vorsehung zum freien Willen des Menschen? Wie erkennt man Gottes Willen? Zu diesen wichtigen Fragen sind hier einige Gedanken angeführt:

1. Gott hat einen Plan für unser Leben!

Man findet in der Bibel nicht nur eine allgemeine Vorsehung, sondern auch eine spezielle Providenz und Fürsorge Gottes für seine Geschöpfe. Gott überlässt seine Schöpfung nicht sich selber. Er ist nicht zu gross, um sich um Details zu kümmern, sondern ist überall gegenwärtig: "Das wäre eine sehr arme, oberflächliche und unbiblische Gottesvorstellung zu sagen, dass er sich weder mit den Einzelheiten des Lebens befasst, noch auf Gebet antwortet oder aus Nöten befreit oder wundersam zugunsten des Menschen eingreift.

Die Bibel lehrt, dass Gott uns schon im Mutterleib bildete (Hiob 10,8-12). Er führt Menschen in ihren Lebensumständen (Hiob 5,18/Sprüche 3,5-6) und stillt Bedürfnisse (Matthäus 5,45/Apg 14,16-17). Christen dürfen davon überzeugt sein, dass ihr himmlischer Vater sich um seine Kinder kümmert und für sie sorgt (Matthäus 6,25-32). Nichts geschieht aus Zufall und ohne den Willen unseres Vaters im Himmel.

Und so ist auch jede Gebetserhörung ein Beweis dafür, dass sich Gott um die Alltagsgeschäfte seiner Kinder kümmert und sie gemäss seinem Plan führt. Was einem als "freie Entscheidungen" vorkommt, ist Gott schon längst bekannt. Und die Vorsehung Gottes kann auch unseren Willen bestimmen (Philipper 2,13). Der Gott, der mit Israel, seinem Sohn Jesus und Paulus etwas Bestimmtes vorhatte, hat auch einen Plan für jedes einzelne seiner Kinder (Psalm 78,52ff, Johannes 4,34).

Es gibt also nicht nur einen souveränen und einen moralischen Willen Gottes, sondern auch einen individuellen Willen, den es zu suchen und zu tun gilt: "... versteht, was der Wille des Herrn ist" (Epheser 5,17).

2. Gott führt durch sein Wort

Kurz zusammengefasst kann man sagen: Gott führt Menschen durch sein Wort und durch seinen Geist. (Psalm 119,105/ 2.Timotheus 3,16ff/ Hebräer 5,14)

Das Wort Gottes enthält den allgemeinen oder moralischen Willen Gottes. Es ist der Eckstein der Führung Gottes. Dabei geht es darum, die Bibel gründlich und in ihrer Gesamtbotschaft kennen zu lernen. Denn "der Wille Gottes in der Bibel ist der gleiche heute wie gestern. Paulus schreibt im Römerbrief 15: „ Wenn du dich aber einen Juden

nennst und dich auf das Gesetz stützt und dich Gottes rühmst und den Willen kennst und prüfst, worauf es ankommt, weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist ..." Das gilt auch für uns Christen: Wer Gottes Wort kennt, kann prüfen, was als Bestes zu tun ist. Erst dann, wenn man sich Gottes Sicht der Dinge aneignet und bereit ist, seinen Willen zu tun, enthüllt einem Gott immer mehr von seinem wunderbaren Plan für das eigene Leben.

Ist das nicht oft das grösstes Problem, dass man den schon erkannten Willen Gottes nicht tun will? Die Bibel spricht hier eine deutliche Sprache. Sie sagt, was Gott von uns Menschen möchte, ist, dass wir gerettet, vom Geist erfüllt und geheiligt werden (2. Petrus 3,9 / Epheser 5, 17-18 / 1. Thessaloniker 4,3-7). Gottes Wille steht nie im Widerspruch zur Bibel. Deshalb sollte man damit beginnen, das zu tun, was man durch die Heilige Schrift als Willen Gottes erkannt hat. Auf sehr viele Fragen gibt die Bibel eine Antwort. Durch das vom Wort Gottes geprägte Gewissen wird man ausserdem immer besser merken, welche Entscheidungen mit dem Geist Christi und seinem Wesen am besten übereinstimmen. Auch die Frage "Was würde Jesus tun?" hat hier ihre Berechtigung. Es geht also darum, Gottes geoffenbarte Prinzipien durch einen gesunden und vom Geist Gottes erneuerten Menschenverstand auf aktuelle Situationen anzuwenden, um so biblisch motivierte Entscheidungen zu treffen.

Angenommen, man möchte ein Auto kaufen. Da sollte man sich fragen: Entspricht es Gottes Willen, wenn man sich einen neuen Porsche kauft? Es könnte ja sein, dass man nach dieser teuren Anschaffung kein Geld mehr für den Zehnten hat. So gibt die Bibel eine Antwort auf die Frage. Wenn man diese Frage mit "nein" beantworten muss, erkennt man dadurch, dass diese Sache im Widerspruch mit Gottes Plan für das eigene Leben steht.

3. Gott führt uns durch seinen Geist (Röm 8,14)

Zum Schluss noch eine wichtige Frage: Spricht Gott heute noch zu uns durch den Heiligen Geist, um uns persönlich zu führen?

Es gibt warnende Stimmen. Die Gefahren sind offensichtlich: Zu oft schon glaubten Christen, innere Eindrücke, Gedanken oder Bilder vom Heiligen Geist bekommen zu haben, und landen so in der Mystik oder in einer irrationalen Überspiritualität. Erich Schick warnt diesbezüglich eindringlich: "Der schlafwandelnde Mensch droht auch im Gebiet des Heiligen Geistes die Herrschaft anzutreten und die Geistesleitung mit einer okkulten Führung zu vertauschen. Die Heilige Schrift und die Korrektur durch reife und weise Mitchristen (1. Korinther 14,29) können einen vor solchen Irrwegen bewahren. Oft kann man auch erst im Nachhinein feststellen, dass der Heilige Geist führte. Vieles von Gottes Vorsehung und Ratschluss wird man erst im Himmel verstehen und begreifen können (Jesaja 55, 8-9 / Römer 11,33-36).

Wenn man von Gottes Führung in der Apostelgeschichte ausgeht, findet man eine Mischung aus menschlich-taktischen Überlegungen, übernatürlicher Offenbarung und Beratung mit andern Christen. So steht zum Beispiel beim Apostelkonzil folgende Formulierung: „Es gefällt dem Heiligen Geist und uns…“ (Apg 15,28). Paulus ging auf seinen Missionsreisen sehr strategisch vor. Er war aktiv und tat das Nächstliegende. Mehrmals machte ihm jedoch der Geist Gottes einen Strich durch seine Pläne und verhinderte eine Weiterreise (siehe Apostelgeschichte 16,6-10). Durch einen Traum zeigte ihm Gott, dass er nun in Griechenland weiter arbeiten solle. Gott tut auch heute noch seinen Willen auf ausserordentliche Weise kund. Die Kirchen- und Missionsgeschichte ist voll solcher Beispiele. Diese Art von Führung darf nicht als Fatalismus oder Determinismus verkannt werden. (siehe Philipper 2, 12)

Christen brauchen immer noch die Führung des Heiligen Geistes, um den Willen Gottes zu erkennen. Der Rationalismus in unseren Kreisen führt oft dazu, dass man Entscheidungen ausschliesslich auf der Wissensbasis trifft. Gebet und der Heilige Geist spielt dabei keine Rolle. Ein empfehlenswerter Mittelweg ergibt sich aus persönlichen Offenbarungen einerseits und Entscheidungen auf der Grundlage von Wissen und Verstand andererseits. Ebenfalls empfohlen wird, die Bibel in der Stillen Zeit fortlaufend und betend zu lesen und nicht wie ein Orakelbuch einfach aufzuschlagen. Der Heilige Geist leitet aber auch durch Impulse, die sich nicht in Worte fassen lassen.

Jürgen Neidhart studierte Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel und ist seit vielen Jahren theologischer Lehrer an der Bibelschule Beatenberg.

Autor: Jürgen Neidhart

Datum: 02.05.2004
Quelle: Perspektiven

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