Karfreitag: Trauer und Freude gehören zum Leben

Karfreitag

Ostern – düstere Bilder im Fernsehen: Erneut Rauchwolken über dem Irak. Die Karfreitagsgeschichte ist ein Bericht, der sich uns jedes Jahr aufs Neue erschliesst. Trauer und Freude, Karfreitag und Ostern – im Leben gehören sie zusammen.

Auch sie gehören zum Karfreitagsgeschehen: Zeitungsleser, teilnahmslose oder allenfalls sensationslüsterne Fernsehzuschauer auf dem Sofa. Gefragt nach ihrer eigenen Position, antworten sie achselzuckend: "Was geht's mich an ..."

Trauer und Freude, Karfreitag und Ostern – auch im Leben Jesu gehören sie zusammen. Sein Weg führt hinauf in die Verlassenheit am Kreuz.

Ein Gott ohne Machtgelüste

Am Karfreitag wurde einer hingerichtet, er kämpft mit dem Tode, Durst und Schmerzen quälen ihn, bis er endlich nichts mehr erleiden und ertragen muss. Er stirbt an der unmenschlichen Herzlosigkeit seiner Henker.

Nichts Besonderes hatte er getan. Keine Bomben geworfen, nicht zum Krieg aufgehetzt. Einmal hatte er ein paar Tische von Händlern umgeworfen. Ansonsten hatte er "nur" geredet - von Gott, von seiner Barmherzigkeit, von der Herrschaft, die Gott aufrichten werde. Doch dieser Gott passte den Herrschenden nicht in ihr politisches und ideologisches Konzept. Ein Gott, der nicht die eigenen Machtgelüste rechtfertigt, muss totgeschwiegen werden. Und darum muss jener Wanderprediger aus dem Bergland unweit des Sees Genezareth sterben. Nicht dass er etwas Gefährliches getan hätte, dennoch wurde er präventiv exekutiert.

Kein sinnloses Sterben

Dieses Sterben hat eine andere Qualität als gewöhnlich. Es ist kein sinnloses Sterben. Es ist grausam, es zeigt menschliche Grausamkeit, Friedlosigkeit und Gewalt dieser Welt in aller Schonungslosigkeit. Aber es ist nicht sinnlos. Es ist ein Akt der Solidarität Gottes mit den Menschen. Bis in die äussersten Tiefen der Verzweiflung und des Leidens hinein will Gott dem Menschen nahe sein. In seiner Liebe beschloss Gott diesen Weg selbst mitzugehen - bis in die sinnlose und durch nichts zu rechtfertigende Ermordung eines Mannes aus Nazareth. Er ist gestorben "für die Vielen", heisst es im biblischen Bericht und gemeint ist damit eine Einladung an die gesamte Menschheit.

Seit diesem Tag sind Menschen nicht mehr allein. Die irakische Familie nicht, die in den Bombenhagel gerät; und auch der Pilot nicht, der von einer Rakete getroffen am Boden zerschellt. Aber auch die Menschen nicht, die in scheinbar friedlicher Umgebung an ihrem eigenen Leid oder an der Trauer oder an der Einsamkeit schier zu verzweifeln drohen.

Eigentlich verbindet man mit Ostern fröhliche Bilder: Frühlingserwachen, blühende Obstbäume, Osterglocken im Garten, wärmende Sonnentrahlen. Das ist auch gut so. Denn auf Karfreitag folgt Ostern. Auf den Tod die Auferstehung. Der Tod ist entmachtet. Diese Hoffnung des Glaubens stärkt einem angesichts der Leiden dieser Zeit. Diese Hoffnung ermutigt Krisen durchzustehen: In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tages. Das leere Grab ist zum Ausgangspunkt für Vergebung und Neuanfang geworden.

Datum: 09.04.2004
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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