Warum behauptet die Bibel, dass die Liebe das Grösste ist?

Liebe
Mutter und Kind
Kuss
Herzen

In der religiösen Welt wird der Glaube oft als das Wichtigste angesehen. Doch damit geht man am Kern der Sache vorbei. Petrus sagt: „Vor allem aber habt untereinander nachhaltige Liebe“ (1. Petrus 4,8). Vor allem! Und die Botschaft des Apostels Johannes gipfelt in der Feststellung: „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4,8).

In jenen Tagen erarbeiteten sich die Menschen den Weg zum Himmel durch das Einhalten der Zehn Gebote. „Ich will euch einen besseren Weg zeigen“, sagt Paulus (1. Korinther 12,31). „Wenn ihr liebt, werdet ihr unbewusst das ganze Gesetz erfüllen.“ (Römer 13,10).

Die Wahrheit dieser Aussage kann man selbst prüfen. Wenn jemand Gott wirklich liebt, braucht man ihm nicht zu sagen, dass er Vater und Mutter ehren, nicht töten, nicht stehlen und nichts Verleumderisches über seinen Nächsten reden soll.

Auf diese Weise erfüllt Liebe das Gesetz. Sie ist „das neue Gebot“(Joh.13,34), wie Jesus sagt, mit dem alle alten Gesetze erfüllt werden. Warum ist die Liebe grösser als der Glaube? Weil das Ziel, Gott, der die Liebe ist, höher ist als der Weg. Der Glaube ist der Weg, die Liebe Gottes zu empfangen.

Paulus gibt eine erstaunliche Darstellung dessen, wie sich die Liebe im einzelnen äussert.

Geduld

Manchmal muss Liebe passiv sein, muss warten können. Liebe ist nicht gehetzt. Sie trägt das Gepräge eines stillen und ruhigen Geistes.

Güte, Freundlichkeit

Das ist Liebe in aktiver Form, wie die Lebensgeschichte Jesu. Er hat einen grossen Teil seines Lebens damit verbracht, freundliche Dinge zu tun und andere Menschen glücklich zu machen. Warum sind wir nicht freundlicher zueinander? Wie sehr braucht die Welt mehr Freundlichkeit. Wie gern erinnert man sich an Freundlichkeiten.

Liebe beneidet nicht

Wenn man andere etwas besser tun sieht, als man es selber kann, kommt manchmal Neid auf. Neid ist habgierig, rechthaberisch und redet gerne schlecht über andere.

Liebe prahlt nicht und bläht sich nicht auf

Liebe ist demütig. Nachdem man seine Arbeit in Liebe getan hat, sollte man wieder in die zweite Reihe zurücktreten und nicht mehr gross darüber reden.

Liebe verletzt nicht

Liebe verhält sich nicht unverschämt. Höflichkeit, das ist Liebe in der Gesellschaft. Liebe hat Anstand und ist aufmerksam in kleinen Dingen. Die Bedeutung des Wortes „Gentleman“ kennzeichnet einen sanftmütigen Mann, der die Dinge leise und ruhig erledigt. Liebe ist nicht auf sich selbst bedacht. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie verzichtet sogar manchmal auf das eigene Recht. Es ist schwierig, sich selbst aufzugeben, und noch schwieriger, den eigenen Vorteil gar nicht erst zu suchen. Doch für die Liebe ist letzten Endes nichts zu schwer.

Die aufregendste Lehre Jesu besagt, dass es kein wahres Glück im Besitzen und Nehmen gibt, sondern nur im Geben. Die meisten Menschen sehen es andersherum. Sie streben nach Besitz und Glück und danach, dass andere sie bedienen. Jesus sagt: „Wer unter euch gross werden will, der sei euer Diener.“

Liebe ist nicht reizbar

Liebe ist gelassen. Unbeherrschtheit wird oft als harmlose Schwäche angesehen. Man spricht von einer Sache des Temperaments und nimmt sie nicht weiter ernst. Die Bibel jedoch lässt Gereiztheit und Zorn nicht gelten. In der Geschichte vom verlorenen Sohn mag es seinem älteren Bruder an dieser Tugend gefehlt haben. Er wusste, was sich gehört, war fleissig, zuverlässig, beständig. Man kann das nur anerkennen. Aber als sein Bruder heimkam und sein Vater deswegen ein Fest gab, „ward er zornig und wollte nicht hineingehen“ (Lukas 15). Es ist etwas von Neid, Ärger, Selbstgerechtigkeit, Empfindlichkeit und Verdriesslichkeit in dieser Haltung. Wie viele verlorene Söhne werden heute durch die Lieblosigkeit derer ferngehalten, die behaupten, dass sie selbst dazugehören!

Liebe ist nicht nachtragend

Sie ist arglos und rechnet das Böse nicht an. Darin liegt auch das Geheimnis eines guten persönlichen Einflusses auf andere. In einer Atmosphäre des Misstrauens verkriecht sich der Mensch in sich selbst; Vertrauen aber macht ihn innerlich frei und schenkt Mut. Liebe sieht die guten Seiten am andern, und wenn sie sein Verhalten nicht versteht, schreibt sie ihm keine bösen Beweggründe zu.

Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit. Es geht hier um jene tiefe Aufrichtigkeit, die die Dinge sehen will, wie sie wirklich sind, und die sich freut, wenn sie nicht schlimmer und schlechter sind als wie manche geargwöhnt oder verleumderisch unterstellt haben. Vielleicht geht es sogar soweit, dass man Selbstzurückhaltung übt, um nicht aus den Fehlern der anderen Kapital zu schlagen. Es geht um die Liebe, die am Hervorholen der Fehler der anderen keine Freude hat, sondern diese eindämmt.

Der eigene Wille verändert nicht dauerhaft

Ein Menschenherz wird nicht dadurch liebevoll, dass man es vor schlechten Einflüssen abschirmt oder das in ihm erkennbar Schlechte zu verdrängen versucht. Es wird nur dadurch verändert, dass etwas anderes hineingelangt: eine grosse Liebe, ein neuer Geist, der Geist Jesu Christi. Dieser Geist verwandelt und macht liebevoll. Nur er kann erneuern, das Zerstörte wiederherstellen, den ganzen Menschen auf eine neue Grundlage stellen und ihm einen neuen Anfang geben.

Die Kraft des eigenen Willens kann den Menschen nicht dauerhaft verändern; die Zeit ändert ihn auch nicht. Christus aber tut es, wenn mann ihn darum bittet.

Wenn der Mensch alle Regenbogenfarben zusammenmischt, kann er weisse Farbe herstellen; davon hat er aber noch kein Licht. Wenn man alle guten Eigenschaften des Menschen an einer Stelle aufhäufen könnte, würde man vielleicht eine hochstehende Ethik hervorbringen, aber Liebe entsteht so nicht. Wenn man den ersten Johannesbrief aufschlägst, findest man dort den Vers: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ Wenn einem diese Liebe begegnet, dann verändert man sich ganz allmählich. Liebe erzeugt Liebe.

Liebe hört niemals auf, und Leben hört niemals auf, solange Liebe darin enthalten ist. „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Johannes 17,3). Das ist der endgültige Sinn dessen, was Paulus aufgezeigt hat. Das ist der Grund, warum er die Liebe als das Grösste im Leben bezeichnet.

Über das Hohelied der Liebe (1. Korinther 13)

Wenn ich mit allen Sprachen der Welt, ja mit Engelszungen rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich aus göttlicher Eingebung reden kann und alle Geheimnisse weiss und alle Erkenntnis habe, und wenn ich allen Glauben besitze, so dass ich Berge versetze, habe aber keine Liebe, so bin ich nichts. Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenke und für meinen Glauben das Leben opfere, habe aber keine Liebe, so ist das alles umsonst! Die Liebe ist geduldig und gütig, die Liebe beneidet nicht, ist nicht selbstsüchtig, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Liebe ist weder verletzend noch auf sich selbst bedacht, weder reizbar noch nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf, wo doch die Prophezeiungen ein Ende haben werden, das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufgehoben werden soll. Denn unsere Erkenntnis ist bruchstückhaft, ebenso wie unser prophetisches Reden. Wenn aber das Vollkommene da ist, wird alles Stückwerk vergangen sein. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein unklares Bild, einmal aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich Bruchstücke, dann aber werde ich (ihn) erkennen, gleichwie ich (von ihm) erkannt bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Die Liebe aber ist das Grösste.

Datum: 25.05.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch

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