Dem Wachstum der Ich-AG gemeinsam den Kampf ansagen

Mauer
Hanspeter Nüesch

Die Dekadenz einer Gesellschaft ist schwer messbar. Man sieht den ethischen Zerfall weder an heruntergekommenen Häusern, noch - kurzfristig – an der Minderung des Wohlstands. Am ehesten sieht man ihn am Zerbrechen von sinngebenden Beziehungen

Deshalb ist die Scheidungsrate ein guter Indikator, in welchem Ausmass wir den „Kurs der eigenen Ich-AG“ (Florian Illies im Bestseller „Generation Golf“) pflegen. Im vergangenen Jahr hat die Scheidungsrate zum ersten Mal in der Schweiz die 50-Prozent-Marke überschritten. Damit haben wir, mit wenigen anderen Ländern zusammen, die weltweit höchsten Suizid- und Scheidungsraten. Wahrhaft keine rühmliche Spitzenposition!

Die heilende Kraft des Evangeliums

Ist es nicht Zeit, dass wir Christen, die um die heilende Kraft des Evangeliums wissen, sagen: „Genug ist genug?!“ Ist es nicht Zeit, dass wir am Ort, wo wir leben (wenn es nicht schon der Fall ist) Gebetszellen bilden und für die Menschen in unseren Quartieren einstehen? Der Feind Gottes ist auch der Feind der Menschen. Zu lange konnte er ungehindert zerstören und den Sinn der Menschen vernebeln. Dem Diabolos (übersetzt: Entzweier) wollen wir in Einmütigkeit entgegenhalten, dass Gottes Erneuerungskraft stärker ist. Vergessen wir deshalb die kindischen Positionskriege unter uns bekennenden Christen. Hören wir auf, Handlanger des Teufels zu sein, indem wir die Christen mit dem anderen Frömmigkeitsstil, der anderen Anbetungsart und der anderen Gemeindebaustrategie verurteilen. Stehen wir wie ein Mann zusammen und greifen den Feind dort an, wo er wirklich ist. Wenn wir einander trotz Verschiedenartigkeit in Liebe zugeneigt sind, dann ist das ein gewaltiges Zeugnis, dass die Kraft des Evangeliums der Liebe stärker ist als die entzweiende Macht des Widersachers.

Einmütigkeit

Ich war an einer Vorbereitungsschulung für missionarische Sommerprojekte engagiert. Mehrere Missionswerke hatten sich zusammengeschlossen, um den rund 500 jungen „Missionaren“ vorgängig ein Rüstzeug auf den Weg zu geben. Wie habe ich mich gefreut über das Miteinander. Unsere Jungen haben definitiv genug vom innerchristlichen Hickhack. Sie wollen voneinander lernen: Sie wollen alles haben, was Gott ihnen zu geben hat, selbst wenn das heisst, in die Schule der anderen Gemeinde, des anderen Missionswerks zu gehen.

Es ist höchste Zeit, dass jeder von uns seinen Platz beim Mauerbau einnimmt. Jenem Mauerbau, bei dem es um die Festigung unserer Ehen und Familien, unserer Gemeinwesen in Quartieren, Dörfern und Städten geht. Ein erster praktischer Schritt dazu ist die Bildung einer Gebetsgruppe im Quartier. Im einmütigen Gebet liegt eine gewaltige Kraft. In unserem Dorf von weniger als 1000 Einwohnern gibt es seit gut 10 Jahren zwei solche Gebetsgruppen. Wir kommen als Brüder und Schwestern zusammen, um füreinander und unser Dorf zu beten. Wir sind aus den verschiedensten (Kirch-)Gemeinden. Aber das spielt für uns keine Rolle. Wir haben nur ein Ziel: Einander beim Mauerbau gegenseitig zu helfen. Unser Jerusalem ist unser Dorf. Bei aller wachsenden Gebetsvision für die Schweiz und die Welt wollen wir unser Nächsten nicht vergessen. Denn nicht selten sind unsere geographischen Nächsten unsere wirklichen Nächsten, denen Gott durch uns dienen will.

Für andere in der Fürbitte einstehen

Wenn wir die Dekadenz unserer Gesellschaft stoppen wollen, dann müssen wir zuallererst bei uns anfangen, indem wir gemeinsam Gottes Angesicht suchen und in ernsthafter Fürbitte für uns und unsere Mitbewohner einstehen. Zu lange sind wir als Gemeinde Christi von Gottes Gegenwart weggerannt und haben uns in allerlei Aktivitäten und Programme gestürzt. Auch die frömmsten Aktivitäten können der Ausbreitung von Gottes Reich in unserem Land im Weg stehen, wenn sie uns davon abhalten, einander die Hand zu reichen und gemeinsam unter der Leitung des Heiligen Geistes für die Menschen um uns herum einzustehen.

Darum rate ich Ihnen: Falls Sie es nicht schon getan haben, dann schliessen Sie sich mit zwei bis drei Christen im Quartier zusammen. Beten Sie für einander, für unsere Ehen und Familien, für die Nachbarn im Quartier, die Lehrer, den Gemeinderat. Wenn man primär betet und nur soviel austauscht wie nötig, dann reichen 30 bis 40 Minuten, z. B. vor Arbeitsbeginn. Ich bin überzeugt, dass wenn wir Christen mit Fürbitte unsere Verantwortung wahrnehmen, dann hat das Auswirkungen, wie das Evangelium in Zukunft von unserer Gesellschaft aufgenommen wird. Dann wird, als sichtbares Zeichen dafür, auch die Scheidungsrate wieder rückläufig werden. Machen Sie mit beim Wiederaufbau der geistlichen Mauern um unsere Ehen, Familien und Gemeinwesen herum?

Datum: 18.05.2003
Autor: Hanspeter Nüesch
Quelle: Christliches Zeugnis

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