Mündig werden nach dem Wort Gottes heisst: Sich völlig abhängig machen von Jesus Christus und diese Abhängigkeit in den verschiedenen Lebens- und Dienstsituationen leben.
Mündig werden meint nicht, das Heft selber in die Hand zu nehmen, weil man keine fremde Hilfe mehr nötig hat, sondern sich in allem vom Wort und Geist Gottes leiten zu lassen. Jesus spricht in den Abschiedsreden an seine Jünger eine klare Sprache: «Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten... Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren... Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; aber getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.» (Johannes 14, 23.26; 15, 4.5).
Erfüllt vom Heiligen Geist
Paulus setzt Mündigkeit mit «Geisterfülltheit» und Unmündigkeit mit «irdischer Gesinnung» gleich, die sich in Eifersucht und Streit über verschiedene christliche Betonungen und ihre Exponenten zeigt. Paulus schreibt: «Von euch, Brüder, konnte ich aber nicht wie von Geisterfüllten reden; ihr wart noch irdisch eingestellt, unmündige Kinder in Christus... Oder seid ihr nicht irdisch eingestellt, handelt ihr nicht sehr menschlich, wenn Eifersucht und Streit unter euch herrschen? Denn wenn einer sagt: Ich halte zu Paulus, und ein anderer: Ich zu Apollos!, seid ihr da nicht irdisch gesinnt? Wer ist denn Apollos? Und wer ist Paulus?» (1. Korinther 3, 1.3–5).
Was ist die Chrischona, was ist die Pfimi, was ist Campus, was der Bibellesebund? Haben nicht alle die gleiche Aufgabe, Jesus Christus den Menschen dieser Welt vorzustellen und sie in seine Nachfolge zu rufen? Mündigkeit zeigt sich gerade darin, dass man einen grösseren Blick für den ganzen Leib Christi erhält und dankbar ist für die Ergänzung des anderen. Mündigkeit heisst, allein verwurzelt zu sein in Jesus Christus und sich aus dieser starken Identität heraus dem Anderen, von uns Verschiedenen, zuzuwenden und davon zu lernen. Unsere Vision vom Reich Gottes wächst in dem Masse, in dem wir das Andersartige nicht als Konkurrenz oder sogar Gefahr sehen, sondern als notwendige Ergänzung und als Gewinn. Wenn wir uns aber immer nur innerhalb unseres Missionswerkes oder Gemeindeverbandes bewegen und nur immer Referenten zuhören, die unsere Position bestätigen, dann werden wir immer einseitiger und mit der Zeit völlig betriebsblind. Ja sogar unfähig, uns mit anderen Christen beim Bau des Reiches Gottes zu vernetzen.
Was können wir dagegen tun?
Einen Blick für den Leib Christi erhalten
Bei Campus für Christus ermutigen wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mindestens einmal jährlich einen Anlass ausserhalb unseres Missionswerkes zu besuchen, um einen grösseren Blick für den Leib Christi zu erhalten und von den Stärken der anderen für das eigene Leben und den eigenen Dienst zu profitieren. An unseren Mitarbeiterkonferenzen laden wir immer auch Referentinnen und Referenten ein, die eine andere Betonung in ihrem Dienst haben als wir. Das meiste, was meine Frau und ich in den letzten Jahren dazugelernt haben, haben wir ausserhalb unseres Missionswerkes gelernt. Wir ermutigen unsere vier Kinder, verschiedenartige Initiativen kennen zu lernen und ein offenes Herz zu haben, um so viel wie möglich für ihr Leben und ihren Dienst zu lernen. Wir als Familie sind dadurch reich gesegnet worden. Im Moment macht eine unserer Töchter ein Praktikum beim BESJ (Bund evangelischer Schweizer Jungscharen) im Rahmen des Dream-Team-Ausbildungskonzeptes, und ein Sohn war Praktikant bei King’s Kids, dem Kinder- und Teenie-Arbeitszweig von "Jugend mit einer Mission". Ich freue mich von tiefstem Herzen, dass der theologisch eher konservative BESJ und die eher progressiv ausgerichteten King’s Kids sowie der Ausbildungsverband der Pfingstgemeinden sich kürzlich entschlossen haben, unter dem Slogan «Jump out of the box!» eine gemeinsame Teenie-Konferenz durchzuführen. Ich empfinde es als ein Vorrecht, dass wir von Campus für Christus uns bei dieser gemeinsamen Initiative auch beteiligen dürfen. Die Vorbereitungstreffen sind für mich als Oldie sehr inspirierend und halten mich jung. Keine Angst: Die Jungen haben das Sagen. Die Aufgabe der Älteren ist es, zu segnen und zu ermutigen.
Ein Zeichen setzen für das Miteinander
Wieder einmal setzen die Jungen in Bezug auf das Miteinander ein Zeichen. Gott sei Dank denken auch viele ältere Christen immer mehr christusorientiert als kirchen- und werkorientiert. Um Mündigkeit im biblischen Sinne zu fördern, ist es einerseits unsere Aufgabe, Jünger Jesu heranzubilden, die in Jesus Christus und im Wort Gottes gegründet sind; die erfüllt vom Heiligen Geist ein geistliches Unterscheidungsvermögen entwickeln. Je mehr junge Christen feste geistliche Speise erhalten, desto mehr können sie Gut und Böse unterscheiden (Hebräer 5, 14), und desto weniger fallen sie auf menschliche Manipulation und unbiblische Lehren aller Art herein (Epheser 4, 14). Unsere Aufgabe ist es andererseits, den uns anvertrauten Personen die Vielfalt und Schönheit des Leibes Christi zu zeigen, so dass sie einen weiten geistlichen Horizont erhalten und mehr und mehr fähig werden, in Zusammenarbeit mit dem übrigen Leib Christi in der Armee Gottes ihren Platz einzunehmen.