Christoph Ploss glaubt an einen «Schöpfergott»

«Jung & Naiv» ist ein politisches Interviewformat, das es seit knapp zehn Jahren gibt. Dabei sitzt der Journalist Tilo Jung interessanten Personen des öffentlichen Lebens gegenüber und fragt sie aus – naiv, grundlegend, als «Durchschnittsahnungsloser auf dem intellektuellen Niveau eines 14-Jährigen». In den Gesprächen sind Fremdwörter verboten, man wird grundsätzlich geduzt und die Interviews dauern so lange, wie sie dauern – eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht.

Warum hat man dich gewählt?
«Ich bin Christoph, Christoph Ploss. Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der Hamburger CDU», stellt sich der Politiker (37) zu Beginn vor und steht seinem Gegenüber Rede und Antwort, warum er gewählt wurde. «Anscheinend haben meine Positionen viele überzeugt.» Jede Antwort generiert dabei eine schnelle und kurze Rückfrage. So ist «Jung & Naiv» ein Gesprächsformat, in dem Politikerinnen und Politiker oder andere Prominente sich nicht auf längere fachliche Antworten zurückziehen können, sondern quasi ständig gelöchert werden – und sei es mit der Endlosnachfrage: «Warum?» Das Interview mit Christoph Ploss dauerte auf diese Weise gute vier Stunden (die Vollversion ist hier anzusehen).

Was ist für dich Gerechtigkeit?
Grundsätzliche Fragen wie diese umkreist Tilo Jung meist eine ganze Weile. Er will Antworten, die allgemein sind («Gerechtigkeit ist, wenn alle Menschen die gleichen Chancen haben.») genauso wie persönliche Beispiele oder auch Einschränkungen und Grenzen des Interviewten hören. Und Christoph Ploss lässt sich «grillen». Geduldig erklärt er seine Grundhaltung zu gegenderter Sprache – er ist dagegen – und spricht auch von seinen Erwartungen an eine neue und stärkere Aussenpolitik Deutschlands. Er bewertet, sortiert Fakten und stellt immer wieder seine Meinung bzw. auch die aktuelle Ausrichtung seiner Partei dar.

Du glaubst an ein Wesen, das überirdische Kräfte hat?
Im Verlauf des Gesprächs kommt Ploss auch auf Gott zu sprechen (Ausschnitt bei Twitter), der für ihn übernatürliche Kräfte hat. Die Rückfrage: «Du glaubst an ein Wesen, das übernatürliche Kräfte hat?» beantwortet der evangelische Christ mit einem selbstverständlichen: «Natürlich!» Für Ploss ist die Existenz Gottes nicht durch die Evolutionstheorie «ausgeräumt» worden. Er stellt klar: «Es muss einen Schöpfergott geben, der alles geschaffen hat.» Details im Zusammenspiel aus Evolution und/oder Schöpfung erläutert er nicht, hält aber trotz intensivem kritischem Nachfragen daran fest, dass er an Gott als Schöpfer glaubt.

«Spielt das in deiner Politik eine Rolle?», ist die logische Fortsetzung des Gesprächs, und Christian Ploss unterstreicht auch hier, dass christliche Werte und das christliche Menschenbild auf jeden Fall einen grossen Einfluss darauf haben. Ob Jesus heute in der CDU wäre, kann er noch lächelnd bejahen: «Jesus würde sehr viel gut finden, was wir als CDU machen», bei der Frage, ob das auch Auswirkungen auf die zahlreichen ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer haben sollte, wird er wieder Realpolitiker, der sich hinter einem «dafür sind wir nicht verantwortlich» zurückzieht.

Alles in allem ist Folge 599 von «Jung & Naiv» das sehenswerte Portrait eines interessanten Menschen, der versucht, seinen Glauben auch in der Politik zu leben.

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