Globalisierung ist kein Naturereignis

ggg

Wien. Das Unbehagen und auch der Widerstand gegenüber einer rein neoliberal ausgerichteten Globalisierung verstärken sich: Die Wiener Wirtschaftswissenschaftlerin Luise Gubitzer betonte in einem Interview der "Wiener Kirchen-Zeitung", dass die Globalisierung "kein Naturereignis" sei und trotz behaupteter Sachzwänge Gestaltungsmöglichkeiten "in Richtung positiver Effekte wie Arbeitsplatzbeschaffung bei uns und bei den Entwicklungsländern" biete.

Laut Gubitzer kommen immer mehr Menschen aus den Kirchen und anderen gesellschaftlichen Gruppen beim Nachdenken über die Folgen des weltwirtschaftlichen Trends zu einer schrankenlosen Gewinnmaximierung zum Schluss: "So kann es nicht weitergehen". Die Ökonomin hob hervor, dass kritische Organisationen wie "Attac", "Clean Clothes" oder "Fair Trade" regen Zustrom verzeichneten; aber auch durch bewussten Einkauf von Waren, die nicht unter krank machenden Bedingungen produziert wurden, könnten Konsumenten eine andere Art von Globalisierung forcieren.

Für sie "als Volkswirtin und als Christin" gelte bei der Bewertung der Globalisierung der Massstab, ob durch sie Armut beseitigt und ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werde. Diesem Kriterium werde die Globalisierung nicht gerecht, so Gubitzer.

Kapital fliesst bevorzugt in Spekulationen

Es gebe derzeit zwei miteinander konkurrierende Finanzmärkte; nur ein kleiner Teil des Kapitals fliesse dorthin, wo Geld neue Arbeitsplätze schafft und sichert. Der weitaus grössere Teil fliesse in Spekulationen. Mit Investitionen in die Realwirtschaft habe dies nichts zu tun, "dort fehlt dieses Geld". Viele hofften auf hohe Gewinne aus Aktiengeschäften, "jene, die Arbeitsplätze erhalten, sind immer die Zweiten hinter den Spekulanten".

Nach Ansicht der Wirtschaftswissenschaftlerin setzen Grossunternehmen gemeinsam mit Weltbank und Internationalem Währungsfonds eine Politik der Deregulierung und Privatisierung öffentlicher Leistungen durch. "Die Erhöhung der Armut in der Welt zeigt, dass durch deregulierte Märkte - in denen Soziales keine Rolle spielt - nur Wohlstand für wenige Menschen geschaffen wird", sagte Gubitzer.

Staat und Zivilgesellschaft müssten hier für ein Gegengewicht sorgen, und immer mehr Menschen seien bereit, sich in diesem Sinn zu engagieren.

Datum: 24.08.2002
Quelle: Kipa

Werbung
Livenet Service
Werbung