Albanien und der Glaube

Ein Land tastet sich an das Evangelium heran

Die Spuren des Kommunismus sind in Albanien noch gut zu spüren. Bis 1990 war im Balkanstaat jegliche Religionsausübung verboten. Entsprechend herrscht noch heute eine Skepsis – auch gegenüber dem christlichen Glauben. Beobachtungen von Livenet-Redaktor Florian Wüthrich bei einem Besuch in Tirana.
Beim G.O.D. 2014 in Tirana, Albanien, wurden 20'000 Traktate verteilt.
Petrit Lleshi, Mitarbeiter von Campus für Christus und Leiter des «Global Outreach Days» in Albanien
Gedis Manko
Pastor Artur Krasniqi aus Pristina

1990 wurde in Albanien das Religionsverbot aufgehoben. Zuvor war die Religionsausübung staatlich verboten. Nach wie vor hat die Mehrheit der Albaner Mühe, sich offiziell einer Glaubensrichtung zugehörig zu zählen. Dies war auch bei meinem Besuch in Tirana anlässlich des weltweiten Evangelisationstages «Global Outreach Day» Mitte Juni zu spüren.

Die Volkszählung von 2011 zeigte, dass von den 17 Prozent Christen in Albanien rund 10 Prozent römisch-katholisch und 7 Prozent albanisch-orthodox sind. Nur gerade 0,14 Prozent gaben an, protestantisch oder evangelikal zu sein. Aufgrund der kulturellen Wurzeln sympathisieren viele Albaner mit dem muslimischen Glauben.

«Albaner brauchen Versöhnung mit Gott»

Zusammen mit Petrit Lleshi, Mitarbeiter von Campus für Christus und Leiter des «Global Outreach Days» in Albanien, war ich in der Stadt Tirana unterwegs. Petrit leitet selbst eine Kirche und baut parallel dazu bereits eine zweite auf. Ihm liegt die Evangelisation seiner Heimat besonders am Herzen. «Die Albaner mit ihrer Geschichte brauchen Versöhnung mit Gott», ist er überzeugt.

Am Tag vor der Evangelisation besuchen wir Perparim Hidershaj, den Leiter der Bibel Liga, die den Evangelisationstag in Albanien unterstützte. «Um die albanische Bevölkerung mit der Guten Nachricht zu erreichen, müssen wir vor allem die Beziehungen mit muslimischen Familien pflegen», ist er überzeugt. Die muslimische Bevölkerung habe erste Priorität bei der Evangelisation in seinem Land. Dies sei nur mit gelebter Freundschaft möglich. «Die Leute beobachten genau, was sich im Leben eines Albaners ändert, der zu Jesus findet.»

Liebe macht den Unterschied

Gedis Manko passt in dieses «Zielpublikum». Ihn lerne ich beim Evangelisationseinsatz in Tirana kennen. Er ist im Süden Albaniens in einer muslimischen Tradition aufgewachsen. Der Vater praktizierte den muslimischen Glauben, die Mutter war orthodox. «Für mich war es unvorstellbar, Christ zu werden. Ich wurde im Koran unterwiesen und praktizierte den Islam», erzählt Gedis. In seiner Jugendzeit habe er sich immer mehr vom Islam distanziert. «Die ganzen Rituale wie zum Beispiel den Ramadan fand ich mühsam, ich habe lieber Fussball gespielt als zu beten.» Er habe sich zwar immer noch mit dem muslimischen Glauben verbunden gefühlt, aber praktiziert habe er ihn nicht mehr.

Während seines Studiums in Tirana traf Gedis Manko dann Leute von Campus für Christus, die am gleichen Ort studierten. «Sie luden einen Freund zu einem Anlass ein. Ich ging mit und hatte viel Spass. Ich sehnte mich nach Liebe wie nach Sauerstoff. Und bei den Christen wurde diese Sehnsucht gestillt.» Bald darauf entschied sich Gedis für ein Leben mit Jesus. Heute geniesse er sein Leben als Christ und erzähle auch anderen gerne von den Veränderungen, die er erlebt habe. Das tat er auch am Global Outreach Day 2014.

Albaner unterstützen Outreach in Pristina

Ein noch härteres Klima für die Missionsarbeit herrsche in den umliegenden Ländern, sagten mir die Leiter der Werke in Tirana einhellig. «Im Kosovo und in Mazedonien ist der Islam viel stärker als bei uns», sagte Perparim Hidershaj von der Bibel Liga Albanien. Dort müssten Christen mit Anfeindungen und Ausgrenzung rechnen.

Diesen Umständen zum Trotz fuhr am 14. Juni 2014 eine Gruppe von 27 Christen für den «Outreach» nach Pristina (Kosovo). Auch meine Reise ging nach Pristina, wo ich am Tag nach dem Global Outreach Day in der «Kosova Protestant Evangelical Church» einen Gottesdienst miterleben durfte. Pastor Artur Krasniqi zog eine positive Bilanz zum Outreach in Pristina. «Viele hatten Angst, rauszugehen, aber der Herr hat uns geschützt und gesegnet.» In einer Stadt von einer halben Million religionskritischen Menschen blieben die spektakulären Ergebnisse zwar noch aus, dennoch ist Artur Krasniqi stolz auf seine Gemeinde: «63 Leute sind mutig für ihren Glauben eingestanden. Und dies ist erst der Anfang. Wir machen weiter.»

Weitermachen wollen auch die Christen in Tirana, wo nach offiziellen Angaben von Campus für Christus Albanien 20'000 Traktate verteilt wurden. Mindestens fünf Personen haben beim «Outreach» in Tirana Jesus als ihren persönlichen Retter angenommen.

Datum: 18.07.2014
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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