Sharoon Sikander

Vom Banker zum Schulleiter

Anlässlich seines Besuchs in der Schweiz erzählte Sharoon Sikander auch in Uster von seinen Plänen. Der Leiter einer christlichen Schule in Pakistan sucht nach Gebets- und finanzieller Unterstützung durch Mitchristen im Westen.
Willi Brammertz und Sharoon Skiander (Bild: Mirjam Fisch-Köhler)

Sharoon Sikander hat Dank der Stiftung für Schul- und Sozial-Projekte (SSP) eine gute Ausbildung erhalten. Dafür ist der Pakistani sehr dankbar. Er bildete sich zum Bankkaufmann aus und machte Karriere. Der 38-Jährige ist verheiratet und Vater von drei Kindern. «Dann aber legte der Herr es mir aufs Herz, ihm zu dienen», erklärt er. Er kündigte seine Stellung und übernahm die Leitung der christlichen Schule, welche die Stiftung für Schul- und Sozialprojekte in den 1980er Jahren in seiner Heimat ins Leben gerufen hat.

Einladung an Christen

Schon lange vor der Gründung Pakistans im Jahr 1947 gab es eine grosse Anzahl von Christen in diesem Land. Der Begründer oder «Vater Pakistans», Ali Jinnah, lud zudem Christen nach Pakistan ein. Er versprach ihnen eine gute Zukunft und ein sicheres Leben. Während der Teilung Indiens im Jahr 1947 wurden zwischen 10 und 20 Millionen Menschen aus den beiden Ländern vertrieben. Viele von ihnen wurden getötet oder verletzt. Die christlichen Krankenhäuser und ihre Krankenschwestern kümmerten sich um sie, und viele Flüchtlinge wurden in den christlichen Schulheimen untergebracht.

Verstaatlichung

Jinnahs Schutzversprechen wurde jedoch mit fortschreitender Zeit und zunehmender Einführung des Islam mehr und mehr gebrochen. «Zuerst wurden 1974 unsere Schulen und Krankenhäuser verstaatlicht – die Schulen und Krankenhäuser, auf die wir so stolz waren», stellt Sikander fest.

Besonders schlimm war die Einführung des strengen Blasphemiegesetzes im Jahr 1986, das jeden zum Tode verurteilt, der beschuldigt wird, den Propheten beleidigt zu haben. «Solche Beleidigungen lassen sich leicht konstruieren und bedrohen ständig unser Leben», erklärt der Christ. «Viele unserer Mädchen werden entführt und mit Gewalt zum Islam bekehrt.» Sie können nicht zurückkehren, weil dies als Verrat am Islam angesehen würde. Und dies bedeutet wiederum die Todesstrafe.

Bürger dritter Klasse

Heute sind Christen in Pakistan Bürger dritter Klasse – mit geringer Bildung, geringen Arbeitsmöglichkeiten und einem niedrigen sozialen Status. Das ist an sich schon schlimm und abwertend. «Schlimmer ist jedoch, dass wir nur wenig Aufmerksamkeit von den westlichen Gesellschaften und Regierungen erhalten», stellt Sharoon Sikander klar. Nur bei grossen Gräueltaten, zum Beispiel bei Bombenanschlägen auf volle Kirchen, merken westliche Medien für kurze Zeit auf. «Was uns am meisten schmerzt ist jedoch, dass selbst Christen im Westen kaum Notiz nehmen.» Die Stiftung für Schul- und Sozialprojekte gehört zu den Ausnahmen. «Dafür sind wir sehr dankbar», führt er aus. «Christen in Pakistan brauchen dringend zwei Dinge: Ermutigung und Bildung.»

Wer steht hinter uns?

«Zu wissen, dass jemand hinter uns steht und an uns denkt, ist sehr hilfreich in unserem Kampf.» Im Namen der Christen in Pakistan bedankt er sich für alle Unterstützung in den vergangenen Jahren. Aus eigener Erfahrung kann er bestätigen, dass die Stiftung SSP in idealer Weise die Elemente Ermutigung und Bildung verbindet. «Wieder so blühende Schulen von und für Christen zu haben, ermutigt alle Christen, die davon wissen.» Dank der Unterstützung durch Menschen aus dem Westen sei es möglich, die Schulen kontinuierlich in guter Qualität zu erhalten. Als Resultat davon sind alle Plätze der Schulen besetzt.

Noch mehr Plätze schaffen

«Der gute Ruf unserer Bildungsstätten breitet sich aus, der Bedarf nimmt daher zu», so Sikander. Um auch die nächste Generation von Christen zu ermutigen, brauchen der amtierende Schulleiter und sein Team eine grössere Schule. «Ich stelle mir einen Campus vor, der gross genug ist für tausend Schüler.» Er soll eine Schule, ein Wohnheim für Jungen und eine Krankenpflegeschule beinhalten. Das bedeutet, dass mindestens zwei Hektar Land benötigt werden.

Um Übergriffe zu vermeiden muss es zuerst mit einer Mauer eingezäunt werden. Dann werden innerhalb des Geländes Gebäude und andere Infrastrukturen errichtet. Erst dann werden Lehrer und weiteres Personal angestellt. Dies wird in mehreren Schritten geschehen. «Mit einem solchen Campus schenken die Sponsoren nicht nur Bildung, sondern auch Ermutigung und Hoffnung für eine gute Zukunft.» Sharoon Sikander ist sehr dankbar für jede Unterstützung. «Vor allen danke ich für Ihre Gebete und dass Sie uns nicht vergessen.»

Zur Website:
Stiftung SSP

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Datum: 28.03.2022
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet / Chrischona-Gemeinde Uster, Willi Brammertz

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