Nahe von Bin Ladens Versteck

Hoffnung für Waisen: Aus Abbottabad kann auch Gutes kommen

In Pakistan besuchte Klaus Neuwirth aus der Schweiz eine Familie, die vierzig Waisenkinder aufgenommen hat. Ihr Haus liegt nicht weit vom einstigen Versteck des Terrorführers Osama bin Laden. Doch in den Kinderherzen wächst Hoffnung und Frieden. Livenet unterhielt sich mit Klaus Neuwirth über seine Reise und sein Engagement.
Waisenkinder beim Tischgebet
Die ganze «Familie» feiert ein Geburtstagskind.
Drei Mädchen beim Herbstausflug
Mitarbeiter des Waisenhauses

Livenet: Pakistan ist nicht unbedingt Reiseziel Nummer 1 für Leute aus dem Westen. Warum sind Sie nach Pakistan gegangen?
Klaus Neuwirth: Ich wurde durch einen Spezialfond dorthin gesandt, um einen Bericht und einen Artikel für das Schweizer Hilfswerk Inter-Mission zu erstellen. Sie unterstützen das Projekt zur Zeit. Eigentlich war es wie Freunde besuchen, weil ich einheimische Mitarbeiter bereits über Skype, Facebook und E-Mail kannte und wir viel austauschten. Bin Ladens Unterschlupf war übrigens ein paar Hundert Meter vom früheren Waisenfamilien-Haus entfernt.

Sie sind in Kontakt mit einer Familie in Pakistan, die Waisenkinder aufnimmt. Wie sind Sie mit ihnen in Kontakt gekommen?
Es sind ein paar Menschen, die gemeinsam eine Familie für und mit rund 40 Waisenkindern sind. Sie meldeten sich über Facebook, weil sie die Miete und andere Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Die selbst aufgebrachte und vom Umfeld lokal oder national erhaltene Unterstützung reichte nicht mehr aus. International hielten sich christliche Hilfswerke zurück, weil sie im islamischen Pakistan von der Regierung nicht willkommen sind. Ich glaube, wir haben keine Vorstellung davon, wie Menschen und vor allem Christen dort leben oder wollen uns das gar nicht vorstellen. Das alles berührt mein Herz, es ist real.

Wie sieht das Leben in dieser Familie aus?
Das hat meist einen klaren Tagesablauf: Nach einer Morgenandacht und Frühstück erfolgt Schulunterricht im Haus, dann Erholung, Gebet, Mittagessen, nachmittags Lernen und Aufgaben sowie Erholung und Spiel. Sie fasten jeden Freitag, haben samstags Bibelstunde, sowie sonntags eine Versammlung und Sonntagsschule. Was das Grösste ist: Gott wohnt in solchen Kindern. Die Liebe ist spürbar.

Arme Frauen leben dort mit, sie haben so ein Zuhause gefunden, sind berührt von der Liebe, die sie erfahren und kümmern sich um die Kinder. Studenten unterrichten die Kinder täglich und haben auch am Wochenende Gemeinschaft mit ihnen. Sie sagen, es kommt von den Kindern so viel zurück. Prüfungen finden an öffentlichen Schulen statt, die Kinder haben gute Noten. Einheit in Liebe beschreibt diese Familie am besten. Ein paar Mal im Jahr machen Sie einen kleinen Ausflug in die Umgebung.

Wie gehen die Kinder miteinander um?
Sie helfen einander, schreiben sich gegenseitig und den Mitarbeitern liebevolle Kärtchen, spielen und lernen miteinander. Was mich beeindruckt hat, ist ihre innere Stärke und Liebe. Dabei haben sie, bevor sie in die Waisenfamilie kamen, Schlimmes erlebt. Und nun wollen sie die erfahrene Liebe sogar weitergeben und haben dementsprechende Berufswünsche.

Wen haben sie sonst noch in Pakistan getroffen?
Mein Gastgeber ist dort ein Vorstandsmitglied des Waisenfamilien-Vereins. Er ist Rechtsanwalt, setzt sich auch für benachteiligte Christen ein und organisiert medizinische Hilfseinsätze in die Dörfer, wo er dann auch Schriften und Bibeln mitbringt. Vor Ort werden wichtige Leute zu einem Zusammensitzen eingeladen. So wurden schon viele Menschen des Friedens gefunden. Sogar Imame werden durch Gottes Wort in dieser Region der Islamschulen verändert. Gottes Wort kehrt nicht leer zurück, sondern wirkt Gutes. Die Muslime vertrauen ihm mehr als ihresgleichen und haben ihn zum Vorsitzenden der Rechtsanwaltskammer gewählt, weil sie wissen, dass er sich nicht von der Gegenpartei kaufen lässt.

Der Sonntagsschullehrer, welcher der Waisenhausfamilie dient, ist vor allem Gemeindegründer und hilft auch vielen anderen Witwen und Waisen. Er hat schon viele Gemeinden gründen können, Menschen, die sich meist einfach zu Hause treffen. Und er ist weiter aktiv, solange Gott ihn stärkt und erhält.

Was berührt Sie am Einsatz dieser Menschen?
Sie wissen nie, ob sie den Tag überleben, arbeiten grossteils ehrenamtlich und geben auch Geld hinein. Wenn man weiss, wie wenig die Menschen und vor allem die benachteiligten Christen dort verdienen im Vergleich zu den Lebenskosten, ist das erstaunlich. Nur Christus kann das wirken.

Die Kultur ist harsch und grossteils feindlich, westlicher Imperialismus aus der britischen Kolonialzeit sowie Al-Qaida-Denkmuster und anti-christliche Propaganda trugen dazu bei, dass ihr Verständnis von Gott verzerrt ist.

Ich würde gern sehen, dass Christen von hier diese Armen und Gottes Diener dort unterstützen, Menschen zu Nachfolgern Jesu zu machen. So richtig Licht und Salz sein durch gute Werke und Teilen. Heute kann sogar kostengünstig und sicher Geld dorthin gesandt werden. Gottes Liebe bewirkt in Pakistan Wunderbares. Falls eine Gemeinde das Projekt adoptieren möchte, meldet euch.

Wie sind Sie heute mit all diesen Menschen in Kontakt?
Ich habe einen Hauptansprechpartner, mit dem ich ein bis zweimal monatlich skype, mit anderen seltener, alle schicken Berichte, Fotos, manche nutzen Facebook und so weiter. Natürlich gibt es auch eine Website, sogar auf Deutsch. Sie hätten gern, dass ich wieder komme. Aber das kostet fast so viel wie zwei Monate Unterstützung und ist auch lebensgefährlich für mich und sogar sie selbst. Wir wollen einfach Gottes Willen tun.

Zur Webseite:
Kinder mit Hoffnung (Waisengrossfamilie)
Liebesfluss (weitere Bilder und Infos zum Projekt)

Zum Thema:
Von Estavayer-le-Lac nach Zamboanga: Schweizer gründen Haus für obdachlose Kinder
Gute Nachricht aus Pakistan: Die Verantwortung wechselt zu den Einheimischen

Datum: 31.08.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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