China kündigt Pläne an

«Illegale religiöse Aktivitäten ausrotten»

Wie die offizielle chinesische Nachrichtenagentur Xinhua vor kurzem ankündigte, wird China Details von religiösen Versammlungsorten veröffentlichen – vorläufig nur auf Buddhisten und Taoisten beschränkt. Christen sehen das als kein gutes Zeichen.
Ein Kreuz
Entfernung des Kreuzes der Qiaosi Sunday Church in Hanzhou, China.

Nach Angaben der Agentur hat Wang Zuoan, Direktor der staatlichen Anstalt für religiöse Angelegenheiten, angekündigt, die Namen und Adressen «aller buddhistischen und taoistischen Versammlungsorte» in den nächsten zwei Jahren zu veröffentlichen. Xinhua erwähnte keine anderen Religionen, aber Wang habe erklärt, dass diese Aktion illegale religiöse Aktivitäten an nicht-autorisierten Orten beenden solle.

Trotz aller Einschränkungen sind in China nicht-registrierte religiöse Bewegungen, von der Regierung «Sekten» (cults) genannt, in den letzten Jahren gewachsen. Die Regierung versucht immer aktiver, dieses Wachstum einzudämmen.

Über 300 Kirchen angegriffen

Bob Fu, ein chinesischer Pastor, der nach Folter und Gefängnis die Organisation «China Aid» gründete, berichtete der Zeitung «Christian Today», dass Christen in China heute «die schlimmste kulturelle Verfolgung seit der Kulturrevolution» erlebten. So seien die vielen Schliessungen von Kirchen, einschliesslich registrierter, ein Zeichen, dass die Regierung sich zunehmend gegen die «Bedrohung» der Religion wehre. «Wir hatten gewaltsame Zerstörung, Kreuze wurden entfernt, über 300 Kirchen wurden angegriffen und Pastoren wurden zu bis zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Gläubige wurden angegriffen und hospitalisiert, und tausende von Polizisten wurden mobilisiert, um eine Kirche anzugreifen. Das ist überwältigend und war seit der Kulturrevolution nicht mehr da.»

«Chinesische Theologie» geplant

Im April 2014 hatte die staatlich unterstützte Website «China Daily» angekündigt, dass die Regierung die Einführung einer eigenen staatlich anerkannten christlichen Theologie plane, die nach den Worten von Wang «an die nationale Situation Chinas angepasst sei und in die chinesische Kultur integriert werden könne». Anti-Sekten-Botschaften sind an den Nachrichtenwänden mancher Regionen zu finden – ein Misstrauen wird gesät, das leicht auf jeder Art von Religion übergreifen kann. So führt die Regierung seit langem eine Auseinandersetzung mit dem Vatikan über die Frage, wer Bischöfe einsetzen könne.

Druck nimmt zu

Beobachter stellen seit der Amtsübernahme von Ministerpräsident Xi Jinping im November 2012 einer verstärkte Tendenz zum Konservativismus in China fest. Obwohl Artikel 36 der Verfassung die Religionsfreiheit garantiert, bezieht sich dieser Schutz nur auf die Religionsausübung in staatlich registrierten Gruppen und Gemeinschaften. Dennoch waren die ersten Kirchen, die der Provinz Wenzhou angegriffen wurden, offiziell registrierte «Drei-Selbst»-Kirchen. Eine Beobachterin von «Christian Solidarity Worldwide» erklärte dazu: «Man kann das nur als einen Versuch verstehen, die registrierten Kirchen in eine Linie mit der Parteipolitik zu bringen. Man hat das Gefühl, dass sie zu unabhängig geworden sein könnten.» Auch gebe es zunehmenden Druck auf nicht-registrierte Gemeinden, sich der Drei-Selbst-Bewegung anzuschliessen.

Datum: 04.01.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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