Nach dem Erdbeben

Offene Türen für die Helfer in Bam

Grossvater Khazam verlor sein Hab und Gut und viele seiner Familienangehörigen
Fatemeh Saberi, 6, ist glücklich über die Hilfe in der Not.

Am 26. Dezember bebte in der Region Bam im Südwesten Irans die Erde. Durch das Beben stürzte ein grosser Teil der Lehmhäuser ein – schätzungsweise 34’000 Menschen verloren ihr Leben, 30'000 wurden verletzt. Seither haben ausländische Hilfswerke, darunter christliche, im Iran eine offene Tür.

Sie dürfen helfen, wie es unter dem herrschenden islamischen Regime bisher nicht erlaubt war. Dies erinnert an das schwere Erdbeben in Armenien im Dezember 1988; in der Folge erlaubte die Sowjetunion erstmals Hilfstransporte westlicher Organisationen.

John Schenk von der Hilfsorganisation World Vision sagte, dass durch die Zusammenarbeit Vorurteile ausgeräumt werden; dies entspanne das Verhältnis zwischen Muslimen und Christen. „Ideologien und Politik sind kein Thema in den Diskussionen. Sie drehen sich um den Schock, den die Menschen hier erlitten haben, und man fragt uns, was uns zu helfen motiviert.“

Am 20. Januar erlaubte das Gesundheitsministerium World Vision, in zwei Dörfern medizinische Stationen und in drei Ortschaften Gesundheitszentren wieder aufzubauen. Die Hilfsorganisation wird Kühlschränke für Impfstoffe, Latrinen, Möbel und medizinische Ausrüstung liefern.

World Vision gedenkt auch Dattelproduzenten im Katastrophengebiet bei einem Neustart zu helfen. Manche haben in der zerstörten Lagerhäusern von Bam ein ganzes Jahreseinkommen verloren.

Clive Calver, der Präsident von World Relief, stellte in Bam eine erstaunliche Offenheit fest. Der US-Internetdienst Christianity Today zitiert ihn mit den Worten, die Christen hätten etwas zu bieten, „das kostbarer ist als Nahrung oder Decken. Wir können im Namen von Jesus beten“.

Laut Ken Isaacs vom US-Hilfswerk „Samaritan's Purse“ liegt Predigen nicht drin. “Das Herz unseres Dienstes ist, das weiterzusagen, was Christus uns aufgetragen hat. Aber dies ist eine islamische Gesellschaft.“

Die Zahl der evangelischen Christen im Iran wird auf 20-30'000 geschätzt. Zu den 30'000 kommen über 100'000 armenische und assyrische Christen (Presbyterianer, Anglikaner, Orthodoxe, Katholiken und Pfingstler). Muslime, die Christen werden, müssen mit Einschüchterung, Ausgrenzung, Haft und Mordanschlägen rechnen.

Laut Calver engagieren sich einheimische Christen aus verschiedenen Landesteilen in der Hilfsarbeit in Bam, wo es bisher keine organisierte Kirche gab. Er äusserte sich beeindruckt über ihren Einsatz: „Sie haben ihre sicheren Zonen verlassen.“

Ein iranischer Pastor im Exil sagte, in den letzten Jahren sei die Zahl der bekannten Christen in Bam auf 28 angewachsen. Dies sei vor allem auf Radiosendungen zurückzuführen. Die Christen hätten sich in einem Wohnhaus getroffen. 25 von ihnen kamen am 26. Dezember – wie die meisten ihrer Nachbarn – ums Leben, drei wurden verletzt.

Nach der Islamischen Revolution 1979 waren alle ausländischen Missionare aus dem Iran ausgewiesen worden. Neun von zehn Kirchen wurden damals geschlossen. Die seither entstandenen Hauskirchen werden von den Sicherheitsdiensten bedrängt. Mehrere Leiter, verschwanden, wurden ermordet oder hingerichtet.

Der Wächterrat in Teheran, das oberste islamische Aufsichtsgremium im Land, hat demokratische Wahlen ins Parlament erneut verhindert. Durch die Betontaktik der herrschenden Mullahs haben sich in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche für Alternativen zum herrschenden Islam interessiert. Christliche Radio- und Fernsehsendungen werden von Zehntausenden verfolgt.

Datum: 10.02.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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