Nordirakischer Bischof für föderale Gliederung des Landes

Irak

Eine föderale Struktur ist nach Ansicht des chaldäischen Bischofs Louis Sakok von Kirkuk der beste Weg für die Zukunft des Irak. Nur eine geografische Unterteilung des Landes unter dem Dach eines Einheitsstaates würde dem erforderlichen Minderheitenschutz Rechnung tragen, sagte Sakok in einem Interview mit dem katholischen Missionspressedienst Asianews.

Wenig Vertrauen setzt der Kirchenmann in den Provisorischen Regierungsrat, der keine Kompetenzen habe, und "der nur reden kann". Die amerikanischen Truppen sind seiner Ansicht nach nicht in der Lage, für die öffentliche Sicherheit sorgen.

Übergriffe, aber keine systematische Verfolgung?

Hinter den jüngsten Übergriffen gegen Christen im Irak steht für Sakok keine systematische Religionsverfolgung. Die Überfälle auf Gläubige und ihre Geschäfte gingen vielmehr auf das Konto einzelner Krimineller und entflohener Häftlinge. Allerdings gebe es auch einen erstarkenden islamischen Fundamentalismus, so der Bischof.

Angst und Ohnmacht

Unter den Menschen im Irak herrscht laut Sakok weiterhin Angst und ein Gefühl von Ohnmacht. Zwar seien die Attentate etwas zurückgegangen, aber die Infrastruktur habe nach wie vor nicht aufgebaut werden können. Unterdessen würden die Menschen auch ungeduldig. Nach den 35 Jahren täglichen Leidens wollten sie endlich Taten und nicht nur Worte und Versprechen. Ein Ende der Gewalt wäre auch die Grundvoraussetzung für den Aufbau des Landes, denn wenn die Anschläge endlich aufhörten, kämen auch Investoren in den Irak.

An Demokratie gewöhnen

Den Vorschlag von Ajatollah Ali al-Sistani nach unmittelbaren Neuwahlen hält Sakok für unrealistisch. Er schätze Al-Sistani sehr, aber das irakische Volk sei für einen Urnengang und die Bildung einer Regierung noch nicht reif. Es müsse sich erst noch vorbereiten und an die Demokratie gewöhnen, so der Bischof.

Datum: 23.01.2004
Quelle: Kipa

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