Indonesische Justiz urteilt über Extremistenlehrer Baasyr: Landes- aber nicht Hochverrat

Abu Bakar Baasyr

Ein indonesisches Gericht hat am Dienstag den Koranlehrer und Islamistenführer Abu Bakar Baasyr zwar des Landesverrats schuldig gesprochen. Anstatt der 15 Jahre Gefängnis, die die Anklage gefordert hatte, erhielt Baasyr aber bloss vier Jahre. „Obwohl der Landesverrat bewiesen wurde, gab es nicht genug Beweise dafür, dass Abu Bakar Baasyr ein Anführer bei dem Versuch war, die rechtmäßige Regierung zu stürzen“, sagte der Richter Muhammad Saleh. Hunderte von Anhängern Baasyrs feierten das Urteil als Sieg ihrer Sache.

Der 65-jährige Baasyr hatte in seiner Koranschule auf der Hauptinsel Java mehrere Schüler unterwiesen, die seither als Terroristen im Land Tod und Schrecken verbreitet haben. Er gilt manchen Beobachtern als der geistige Kopf der Extremisten-Organisation Jamaa Islamiyah, die aus Malaysia, Indonesien und angrenzenden Gebieten einen einzigen radikal islamischen Staat machen will.

Laut dem Gericht konnte die Führerschaft des Koranlehrers in der Untergrund-Organisation nicht erhärtet werden. Schuldig gesprochen wurde der Islamgelehrte wurde der Fälschung amtlicher Dokumente und der Verletzung von Einwanderungsgesetzen. Der Vorwurf, er habe die Ermordung der damaligen Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri geplant, ist fallengelassen worden.

Das Urteil war mit grosser Spannung erwartet worden. Die australische Regierung riet ihren Bürgern im Vorfeld, bestimmte Stadtteile Jakartas zu meiden, um möglichen Unruhen zu entgehen. Der Jamaa Islamiyah werden unter anderem die Bombenanschläge auf der Ferieninsel Bali sowie auf das Marriott-Hotel in Jakarta zur Last gelegt.

Baasyr will den Urteilsspruch anfechten; die Staatsanwaltschaft, der im Land US-Hörigkeit vorgeworfen wird, erwägt denselben Schritt. Die indonesische Regierung steht unter starkem ausländischem Druck, den Terroristen das Handwerk zu legen.

Die Richter haben gegen den prominenten Islamisten ein mildes Urteil gefällt. Ob damit den Islamisten auf Java ein Dämpfer versetzt wurde – und ob die christliche Minderheit aufatmen kann oder weitere Einschüchterung und Gewalt gewärtigen muss –, bleibt abzuwarten.

Weiterer Artikel zur islamistischen Gefahr und der Lage der Christen in Indonesien: http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/180/9663/

Datum: 03.09.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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