Nahost-Konflikt

Kostbare Orte der Versöhnung in Israel

Salim Munajer von der Versöhnungsarbeit Musalaha
Gebetsgruppe an einer Frauenkonferenz der Versöhnungsarbeit Musalaha

«Musalaha» ist das arabische Wort für Versöhnung. «Musalaha» heisst eine Versöhnungsinitiative, in der arabische Christen und messianische Juden Brücken schlagen zwischen ihren durch den Konflikt verbitterten Völkern. Die Arbeit umfasst Frauen-, Jugend-, Schulungs- und Sozialarbeit.

Im Januar nahmen über 120 Frauen an der achten Musalaha-Frauenkonferenz teil: Jüdinnen, die in Israel geboren wurden, Einwanderer aus verschiedenen Erdteilen, der GUS wie Äthiopien, Palästinenserinnen aus Israel und den Autonomiegebieten. Die israelische Armee liess 30 Frauen aus den Gebieten passieren und ermöglichte ihnen so die Teilnahme. «Es war wie ein Wunder» schreibt der Leiter von Musalaha, Salim Munayer, in seinem neusten Rundbrief.

Frauen teilen sich einander mit

Die Einwohner im Konfliktgebiet stehen laut Munayer «unter grossem Druck, ihr Handeln von Wut und Hass bestimmen zu lassen». Umso mehr staunte eine palästinensische Teilnehmerin: «Mitzuerleben, wie Frauen aus so vollkommen verschiedenem Hintergrund trotz allem gemeinsam beten können Version:1.0 StartHTML:0000000105 EndHTML:0000002689 StartFragment:0000002547 EndFragment:0000002653 das ist ein Wunder Gottes. Wenn wir die Lebensgeschichten voneinander hören und Visionen teilen – das allein öffnet schon die Augen dafür, wie wenig wir eigentlich voneinander wissen.»

Eine messianische (an Christus gläubige) Jüdin war sehr berührt davon, wie die Frauen gemeinsam Gott auf arabisch und hebräisch lobten. Bei den Mahlzeiten und in Kaffeepausen kamen Frauen mit ‚Fremden‘ ins Gespräch und öffneten sich für jene ‚von der anderen Seite‘.

Musalaha erstellt ein Liederbuch in den beiden Sprachen und auf englisch. Die grösste Arbeit besteht darin, die Noten der arabischen Lieder zu setzen. Ein grosser Teil der arabischen Musik ist nie aufgeschrieben worden.

Beten für die Soldaten am Checkpoint

An den Checkpoints, den Kontrollposten der Israelis an der Grenze zu den Palästinensergebieten, „kristallisieren sich Hass und Konflikt“, wie es im Rundbrief heisst. Bei der Frauentagung erzählte eine Palästinenserin einer Jüdin, dass sie sich um die jungen israelischen Soldaten sorgt, die in der Westbank Dienst tun müssen – sie versucht ihnen das Evangelium von Gottes Liebe zu sagen.

Die Jüdin merkte dadurch, dass Versöhnung „nicht auf einer Linie des Respekts steht, sondern auf einer Brücke aus unvorstellbarer Liebe! Es ist nicht nur eine Haltung von Toleranz und ‚Barmherzigkeit‘, sondern von hingebungsvoller Umarmung. Dort, in diesem Augenblick, beteten wir gemeinsam – in genau dieser Haltung.“

Tief beeindruckt von ihrem Gegenüber kehrte die Jüdin heim: „Diese Frau nimmt die israelischen Soldaten nicht nur an, sie liebt sie und streckt buchstäblich die Liebe Gottes nach ihnen aus. So, wie sie es bei ihren eigenen Kindern tun würde.“

Wüstentrips und Besuche im anderen Land

37 von 100 Israelis sind jünger als 19 Jahre alt; gar 53 von 100 Bewohnern der Palästinensergebiete sind noch nicht 18-jährig. Musalaha führt für Jugendliche Wüstentrips durch. Weg von den Gebieten, wo gedroht und geschossen wird, in der Stille, begegnen sie einander – versuchen sie, Vertrauen aufzubauen.

Salim Munayer bleibt realistisch: „Wir erleben unter den Jugendlichen auf beiden Seiten einen geistlichen Aufbruch. Ihr Glaube nimmt sie aus der Menge heraus; der soziale, nationale und politische Druck verschwindet jedoch nicht einfach.“

An einem Besuch von Palästinensern aus Ostjerusalem und Haifa bei messianischen Juden in Tel Aviv wurden die Kids zu zweit eingeteilt. Dann sollten sie einander Bibelverse in ihrer Muttersprache beibringen. „Das begann mit viel Gekicher. An der schwierigen Aussprache brachen sie sich fast die Zunge ab. Aber sie begannen, einander kennen zu lernen.“ Manche hätten eine gute Aussprache des kurzen Verses: „Jesus weinte“ zustande gebracht, heisst es im Rundbrief.

Christen können etwas bewegen

Die Musalaha-Versöhnungsarbeit ging weiter – auch in den letzten Monaten, da die meisten gebannt auf die Fernsehschirme starrten. Salim Munayer sieht nicht viel Nutzen in der Beschäftigung mit den „Dingen, die wir nicht ändern können“.

In seinem Geleitwort schreibt er, dass Christen etwas zu bewegen vermögen: „Als Gläubige können wir ins Gebet gehen, den Herrn fragen, was er von uns will, unser Leben in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen und das Reich Gottes voranbringen. Es gibt viele Möglichkeiten, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen von der Hoffnung zu erzählen, die wir in Ihm gefunden haben. Oft sind es die schwierigen Umstände, die dazu führen, dass Menschen sich für das Evangelium öffnen. Denen, die nach Hilfe und Heilung verlangen, können wir Trost bringen.“

Musalaha wird in der Schweiz von AmZI (Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel, 4153 Reinach/BL) vertreten.

Webseite: www.amzi.org

Datum: 29.04.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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