Prince-Drummerin Sheila E.

Erst Jesus, dann Prince – und zurück

Pop-Legende Prince ist tot. Um ihn trauert auch seine frühere Schlagzeugerin Sheila Escovedo. Sie wirkte unter anderem beim Prince-Album «Purple Rain» mit. Später wurde die Musikerin Christin und trat unter anderem mit Ringo Starr auf.
Sheila E.
Sheila E. und Prince

Die Grammy-nominierte Perkussionistin und Schlagzeugerin Sheila Escovedo, bekannt unter ihrem Bühnennamen «Sheila E.», arbeitete bereits mit Lionel Richie, Ringo Starr, Beyonce und Jennifer Lopez zusammen – bekannt wurde sie an der Seite des nun verstorbenen Prince.

Die 1957 in Kalifornien geborene Sheila hatte bereits mit drei Jahren ihre Freude am Conga-Trommeln entdeckt. Mit fünf stand sie mit ihrem Vater, dem mexikanisch-amerikanischen Perkussionisten Pete Escovedo, auf der Bühne, um ein Solo zu spielen. Überwältigt vom riesigen Publikum – 3'000 Besucher waren da – beteuerte sie, dass sie Schlagzeugerin werden wolle. Später, in der High School-Zeit, spielte sie in der Band ihres Vater und wirkte bei zwei Alben mit.

Aufgewachsen ist sie katholisch und ging einfach in die Kirche, weil man das eben tat. «Mein Herz gab ich dem Herrn Jesus, als ich 18 Jahre alt war. Ich spielte in der Band von George Duke und fuhr mit einer der Sängerinnen im Auto.» Sheila weinte, weil sie stressgeplagt war. Da sagte die Band-Kollegin: «Gib dein Herz Jesus und alles wird gut.» Die Musikerin entgegnete, dass das nicht so einfach sei, doch die Sängerin versprach, dass dem wirklich so sei. Die beiden beteten im Wagen. Und tatsächlich besserte sich die Lage.

Erste Begegnung mit Prince

Bei einigen Sessions in Los Angeles traf Sheila verschiedene Christen, die aber nicht so gute Vorbilder waren. «So dachte ich, es wäre besser, nicht Christin zu sein.» Und sie verschloss sich vorerst wieder. Prince traf Sheila 1978 auf einem Konzert, das sie zusammen mit ihrem Vater gab. Anschliessend kam er auf sie zu und sagte: «Mein Bassist und ich kämpften darum, wer von uns dein Mann wird.» Bei den Aufnahmen zum grossen Prince-Album «Purple Rain» anno 1984 war Sheila mit dabei, sie sang bei zwei Liedern der B-Seite mit, die es bei Schallplatten gab; denn neben dem Drummen singt sie auch gelegentlich. Unter den Fittichen von Prince wuchs ihr Erfolg, sie brachte selbst in den kommenden vier Jahren drei Alben heraus, die in die Top 100 der Billboard-Charts fanden.

Ausgelaugt

Während den beiden Prince-Alben «Black Album» und «Lovesexy» war Sheila seine Drummerin. Doch die Jahre an der Seite des exzentrischen Superstars laugten sie aus. «Ich kam gerade mit der Band von Japan zurück und mein Nacken schmerzte. Ich war gestresst und mental und körperlich völlig erschöpft. Mit Akkupunktur versuchte ich, zu Kräften zu kommen, doch versehentlich wurde meine Lunge in Mitleidenschaft gezogen.» Während sie drei Tage damit beschäftigt war, eine eigene Aufnahme zu mixen, ging sie auf und ab und wiederholte: «Etwas ist nicht in Ordnung, ich kann nicht mehr atmen.» Eine Röntgenaufnahme zeigte, dass achtzig Prozent ihrer Lunge kollabiert war. «Du kannst froh sein, dass du noch lebst – du könntest tot sein», sagten die Ärzte. Das ging ihr enorm nahe. In der Woche im Spital dachte sie: «Ich bin nicht unbesiegbar. Ich habe nicht die Kontrolle. Herr, bitte hilf mir!» Sheila verlor einiges an Gewicht in der kommenden Zeit, nach einem Schwächeanfall war sie für zwei Wochen gelähmt.

«Ich dachte, dass ich sterbe»

Die Exzesse von Prince seien gut dokumentiert. «Ich hätte die Gruppe so oder so verlassen, denn ich fühlte, dass das in eine falsche Richtung ging, mir war nicht wohl dabei. Ich war daran gewesen, mich zu verändern und etwas fehlte mir, doch ich wusste nicht was.» Sie habe nicht mehr in einer Umwelt leben wollen, wo alles stets sehr negativ gewesen sei. Nun hatte ihr Körper aufgegeben, sie wog noch etwas über 40 Kilogramm. «Ich war dünn und konnte nicht mehr essen. Mein Cousin fütterte mich mit einem Löffel. Es dauerte 20 Minuten, um einen Löffel pürierte Kartoffeln zu essen, weil mein Körper keine Energie mehr hatte. Ich dachte, dass ich sterbe.» So betete sie: «Weisst du was, Jesus? Wenn du mir noch eine Chance gibst, tue ich das, was du von mir willst.» Sie begann, in der Bibel zu lesen. Das Buch blieb sogar in ihrem Bett. «Während Wochen legte ich die Bibel nicht aus meinen Händen.»

Die Wende

Nach einem Monat ging sie erstmals wieder nach draussen. Sie berührte den Boden und war überwältigt davon, wie sich der Rasen anfühlt. «Ich weinte.» Sie legte sich ins Gras und betete: «Herr, schau die wunderbaren Dinge, die du uns gegeben hast und die wir für selbstverständlich nehmen. Ich dachte, dass ich dies und jenes brauche – doch ich brauche einzig und allein dich.» Das war der Wendepunkt. Vieles, was sie verdrängt hatte, wurde ihr bewusst, beispielsweise dass sie im Alter von fünf Jahren von einem Babysitter sexuell missbraucht und von Cousins und Nachbarn belästigt worden war. «Ein Junge hatte mich zum Leimschnüffeln gezwungen.»

«Er hat mich so geschaffen»

Gestützt durch ihren neuen Glauben begann Sheila wieder hart zu arbeiten. Sie produzierte eigene Alben und trat zusammen mit Ringo Starr auf. Zudem erzählt sie vor Gruppen aus ihrem Leben. «Es ist schlimm, wie viele Menschen in ihrer Kindheit in irgendeiner Form missbraucht worden sind.»

Ohne Gott sei sie nichts. «Doch durch Christus ist alles möglich. Bei mir geschah dieser Wandel schon früh im Leben, doch ich merkte noch nicht, wie wunderbar Gott ist. Ich dachte, dass ich die Kontrolle hätte. Doch als ich krank wurde, meine Lunge kollabierte, meine Beine nachgaben… Man denkt, man sei unsterblich. Ich dachte, ich könnte ohne Fallschirm aus einem Flieger springen und würde auf den Füssen landen.» Doch sie habe herausgefunden, dass sie nicht unbesiegbar sei. «Man realisiert, dass man die Kontrolle nicht hat und ich erkannte, wer mich so gemacht hat, wie ich bin. Die Gabe, Musik zu machen, nehme ich nicht für selbstverständlich. Deshalb gebe ich ihm alle Ehre. Ich kann die Anerkennung nicht für mich behalten, Gott hat mich so geschaffen.»

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Datum: 23.04.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Cross Rhythms

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