"Das Christentum hat meinem Land Frieden gebracht."

Fon Ambumbi II mit seiner Frau "Ma" Adela.
Stolz präsentiert Fon Ambumbi II am 18. Juni 2000 das frischgedruckte Neue Testament auf bafut.
König Ambumbi: "Bafut ist ein christliches Land."
Die Presbyterische Kirche von Bafut-Agyati hat am Sonntagmorgen regen Zulauf.

Königshäuser sind immer für Schlagzeilen gut – auch wenn sie in Afrika liegen. An die europäischen hat man sich schon gewöhnt: alle recht nett und bekannt. König Ambumbi II von Bafut liefert hingegen keine grossen Schlagzeilen für die Weltpresse. Trotzdem hat er eine berichtenswerte Einstellung gegenüber seinen Untertanen.

König Ambumbi II regiert seit 42 Jahren über Bafut (Kamerun). Und er hat keine Berühungsängste gegenüber dem christlichen Glauben. Ganz im Gegenteil. Livenet-Mitarbeiter Lothar Mack konnte im Palast dieses Stammeskönigs das nachfolgende Exklusiv-Interview führen. Weitere Beiträge erscheinen in den kommenden drei Tagen.

Lothar Mack: Man stösst hier überall auf Kirchen und andere Zeichen des Christentums. Das überrascht mich. Bafut scheint ein christliches Land zu sein.
Fon Ambumbi II: Ja, seit der Kolonisierung durch die Deutschen ist Bafut tatsächlich ein christliches Land. 90 Prozent der Einwohner sind Christen. Wir sind darüber sehr froh, und auch ich selber als Fon von Bafut bin Christ.

Das ist jetzt rund 100 Jahre her, seit die ersten Missionare gekommen sind. Ich stelle mir vor, dass sich das Christentum hier nicht einfach gradlinig ausgebreitet, sondern in dieser Zeit auch Höhen und Tiefen erlebt hat.
Die ersten, die das Christentum nach Bafut gebracht hatten, waren Leute von der Basler Mission 1) noch während der deutschen Kolonialherrschaft. Bis zum Ersten Weltkrieg gab es eine kontinuierliche Entwicklung. Dann mussten die Deutschen das Land verlassen, und es gab einige Rückschläge. Die traditionellen Machthaber zögerten damit, den christlichen Glauben anzunehmen. Später waren sie aber davon überzeugt und bekannten sich im Lauf der vierziger Jahre dazu. Heute gibt es in allen Dörfern und Siedlungen von Bafut christliche Gemeinden.

Ich bin froh, dass mich mein Vater auf kirchliche Schulen geschickt hatte; zuerst in eine Hauptschule, dann in eine weiterführende. In der Presbyterischen Kirche 2) bin ich dann getauft worden.

Und vor vier Jahren hat das Christentum hier in Bafut einen weiteren grossen Schritt nach vorn gemacht ...
Ein Rückschlag noch zur Zeit der Deutschen war, dass die Bibel nur ins Mungaka übersetzt worden ist, die Sprache von Bali 3). In Bafut konnte die keiner lesen. Daneben gab es auch eine englische Übersetzung. Aber 90 Prozent der Leute konnten auch kein Englisch lesen.

Im Juni 2000 war nun dieser historische Anlass, an dem ich dem Volk von Bafut die erste Bibelübersetzung in seiner eigenen Sprache präsentieren konnte. Sie war unter der Schirmherrschaft von Wycliff 4) entstanden. Das war tatsächlich ein historischer Augenblick in der Geschichte des Königtums von Bafut, der mich mit Freude erfüllt hat.

Ja, ich hatte daran teilgenommen und war tief beeindruckt von der ganzen Zeremonie – der Ankunfts-Zeremonie für Sie als König. Aber statt Ihrer Person wurden dann die Neuen Testamente herangetragen!
Ich bin sehr stolz darauf, dass die Bibel in diesem Jahrhundert und unter meiner Herrschaft in unsere Sprache übersetzt worden ist. Anderen aus meiner Generation geht es genauso. Gleichzeitig bin ich an der King-James-Bibel 5) interessiert. Künftige Generationen in Bafut werden in der Ambumbi-Bibel lesen, wie ich unsere Übersetzung nenne.

Manches an der Zeremonie von jener Übergabe-Feier wies darauf hin, dass Sie königliche Macht und Würde an Jesus abtreten. Wörtlich wurde ja auch ausgerufen oder gesungen: "Hier kommt der König von Bafut."
Ich hab ja schon gesagt, dass ich Christ bin. Christliche Grundsätze fördern Frieden und Wohlergehen. Als Fon 6) von Bafut habe ich meine Berater und alle religiösen Würdenträger angewiesen, sie sollten diese Botschaft von Gott unters ganze Volk bringen, damit es durch und durch gestärkt wird.

Und was hat sich seitdem getan?
Gewaltiges! Immer mehr Menschen lesen in dieser Bibel, und zwar in ihrer eigenen Sprache; nicht auf englisch und nicht auf mungaka. Die Bibel erreicht und durchdringt heute das gesamte Königreich Bafut, die Armen genauso wie die Reichen. Jeder kann sie in seiner eigenen Sprache lesen und viel besser verstehen als früher.

Möchten Sie ein bestimmtes Wort an Christen im Westen richten?
Allem voran: Sie haben bereits sehr viel geleistet, indem sie unsere Bibelübersetzung finanziell und darüberhinaus mitgetragen haben. Ich möchte sie herzlich bitten, dass sie damit nicht nachlassen. Ohne das Alte Testament ist das Neue Testament nicht vollständig. Meine Bitte darum: Stellen Sie sich auch für diese Aufgabe an unsere Seite, damit wir die Bibelübersetzung ins Bafut wirklich abschliessen können.

Eine letzte Frage: Als König werden Sie das Christentum auch politisch beurteilen. Welche Vorteile bringt es Ihnen?
Das Christentum hat meinen Land Frieden und Fortschritt gebracht. Und Einigkeit. Wir sind sehr, sehr froh darüber, dass wir auf diese Weise als Gottes Volk miteinander leben können.

Lesen Sie morgen:
"Das Evangelium soll die Kultur meines Volkes verändern." Ein Portrait dieses Königs.

1) Heute Mission 21, weiterhin mit Sitz in Basel (an der Missionsstr. 21).
2) Die Presbyterische Kirche von Kamerun ist aus den Bemühungen der Basler Missionare hervorgegangen. Nach dem Ersten Weltkrieg durften unter der neuen englischen und französischen Besatzung keine deutschen Missionare und nur noch wenige Schweizer ins Land, und die Kirche wurde notgedrungen selbständig. Sie gab sich dann in den 30er Jahren diesen Namen (wobei die Protokolle ihrer Synode noch bis in die 50er Jahre hinein auf deutsch verfasst wurden ...). Sie bildet heute die mitgliederstärkste Kirche des Landes.
3) Bali ist eine weitere Volksgruppe im ethnisch überaus vielfältigen Nordwesten Kameruns
4) Seit ihrer Entstehung in den 30er Jahren haben die Wycliff-Bibelübersetzer Neue Testamente und zum Teil auch ganze Bibeln in über 500 Sprachen herausgegeben. In den verbleibenden 2500 Sprachen existiert noch kein einziges Bibelwort.
5) King-James-Bibel: eine englische Bibelübersetzung des 17. Jahrhunderts.
6) Der Titel Fon bedeutet soviel wie Stammeskönig.

Datum: 27.07.2004
Autor: Lothar Mack
Quelle: Livenet.ch

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