3 zu 1: Afrikas Mädchen am Abgrund

Von AIDS betroffene Frauen
Gummi
Sie lächeln, weil sie Medikamente erhalten: eine Mutter und ihr Sohn in Botswana.
AIDS Aufklärung in Afrika

Das Leid und Elend, das Aids in Schwarzafrika verursacht, ist nicht zu ermessen: Schätzungsweise 800’000 Kinder sind letztes Jahr allein in Nigeria Waisen geworden, weil ihre Mutter oder der Vater oder beide starben. Der schwarze Kontinent wird nach neuen Schätzungen im Jahr 2010 fünfzig Millionen verwaiste Kinder unter 18 Jahren zählen.

Stephen Lewis, der Sondergesandte der UNO in Sachen Aids, kommentierte die an der Weltkonferenz in Bangkok vorgestellte Studie mit einem aufrüttelnden Appell an die reichen Länder – aber er klagte auch die verantwortlichen Politiker und Beamten Afrikas an.

Laut Lewis sind in allen Ländern Schwarzafrikas, für die Daten verfügbar sind, deutlich mehr Frauen als Männer infiziert. In der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen stellen die Frauen 54-60 Prozent (in Kenia sogar 65 Prozent) der Angesteckten. Bei den 15- bis 24-Jährigen sind sogar 75 Prozent der Infizierten weiblich! Lewis sagte, dieses Verhältnis – 3 Frauen auf 1 Mann – sei in der Geschichte der Seuche noch nie vorgekommen.

Was Afrikaner immer noch tun – ungestraft

Den Grund sieht der UNO-Gesandte in der Ungleichheit der Geschlechter. Uralte kulturelle Muster entschuldigen männliches Fehlverhalten und Gewalt gegen Frauen. Lewis stellte in Bangkok den Afrikanern eine lange Reihe bohrender Fragen:

„Wo sind die Gesetze, die jene hart bestrafen, die sich der Vergewaltigung und sexuellen Gewalt schuldig machen? Wo sind die Gesetze gegen Vergewaltigung in der Ehe? Wo sind die Gesetze in jedem Land, die den Frauen Eigentum und Erbe sichern? Wo sind die neuen Gesetze, die Frauen vor Ausgrenzung und Diskriminierung schützen?“

„Wo sind die Gesetze, die das Mindestalter für Heirat anheben? Wo sind die Gesetze, die Schulgebühren abschaffen, so dass Aids-Waisen und besonders Mädchen zur Schule gehen können? Wo sind die Gesetze und der Apparat, der sicherstellt, dass HIV-positive junge Frauen und Mädchen in angemessener Zahl Zugang haben zu medizinischer Behandlung? Wo sind die Gesetze, die den Frauen gleiche Rechte in allen wirtschaftlichen und sozialen Angelegenheiten garantieren? Kurz, wo sind die Gesetze, die die Gleichheit der Geschlechter entschlossen anpeilen?“

Die Politiker der Lüge überführt

Eine Tragödie, die alle Vorstellung übersteigt, nennt Lewis das Wegsterben der Mädchen und jungen Frauen. Die afrikanischen Politiker lügten, wenn sie von wirksamer Bekämpfung der grauenhaften Seuche redeten. Ganze Teile Schwarzafrikas werden nach Lewis „ihrer Frauen entvölkert“; die Gemeinschaften fallen auseinander, Waisen werden nicht geschult und vorgewarnt – mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft des Kontinents.

Stephen Lewis zur Gefährdung der Mädchen in Afrika

Datum: 16.07.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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