Neuer ÖRK-Generalsekretär: Kirchen können Afrika erneuern

Samuel Kobia

Die afrikanischen Kirchen sollten zu Volkskirchen werden und dabei auch spirituelle Traditionen aus der afrikanischen Kultur aufnehmen. Dies schreibt der neue Generalsekretär der Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia.

Der erste Schritt zur Erneuerung der afrikanischen Kirchen wäre laut Kobia die Integration von geeigneten Elementen aus der afrikanischen Kultur. Dies schreibt Kobia in einem neu erschienenen und soeben in Genf präsentierten Buch unter dem Titel „Der Mut zu hoffen“ (The Courage to Hope).

Afrikanische Identität

Kobia liess sich dabei vom deutschen Theologen Paul Tillich und seinem Konzept vom christlichen Glauben im Sinne von „Mut zu sein“ inspirieren. Kobia argumentiert, das afrikanische Identitätsbewusstsein werde durch alte afrikanische Traditionen gespiesen, und diese bildeten eine reiche spirituelle Quelle für ganz Afrika.

„Afrika muss erwachen und sich auf seine Bestimmung besinnen“, so Kobia. Nur so könnten die afrikanische Gesellschaft und die christliche Kirche gegenüber aktuellen Bedrohungen durch den Kolonialismus, die Armut, Korruption und Aids bestehen.

Es gelte, gegen den Afro-Pessimismus zu kämpfen, so Kobia, denn dieser erwürge alle Initiativen, die darauf zielten, Afrika in der schwierigen aktuellen Lage zu verändern.

Erste Wertung

Kobia nimmt mit dem Buch Stellung zu einer heiss diskutierten Frage. Viele afrikanische Kirchen mit europäischen Wurzeln – von Missionaren aus Kolonialländern gegründet – haben den christlichen Glauben noch zuwenig inkulturiert. Wiederum andere sind so stark afrikanischen Ursprungs, dass sie den biblischen Glauben zu verfälschen drohen. Daneben gibt es eine Strömung, die konsequent alles europäische aus Afrika verbannen und ganz auf die Wurzeln Afrikas zurückgreifen will. Sie richtet sich oft sehr aggressiv gegen die Kirchen.

Die beste Synthese mit der afrikanischen Kultur ist wohl den Pfingstkirchen gelungen, die ja ursprünglich von Afroamerikanern gegründet worden sind. Ob Kobia an diese Ausprägung des Christentums in Afrika denkt, wenn er von geeigneten Elementen (valuable elements) spricht, müsste eine nähere Beschäftigung mit seinem Buch zutage fördern.

Quelle: ENI

Datum: 22.09.2003
Autor: Fritz Imhof

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