Livenet-Talk

Plötzlich isoliert – Leben in einer ganz anderen Wohnsituation

Die Corona-Pandemie hat das soziale Leben einschneidend verändert. Die meiste Zeit müssen wir alle Zuhause bleiben - einige sind sogar in strikter Quarantäne. Was macht das mit uns? Dieser Frage ging Livenet im Talk «Plötzlich isoliert» nach.
Im Livenet-Talk dabei: Käthi und Daniel Zindel, Florian Wüthrich, Sabine Fürbringer und Daniela Mailänder (Bild: Livenet)
Käthi und Daniel Zindel
Sabine Fürbringer
Daniela Mailänder

Hier ein paar Highlights.Zu Gast in der Videokonferenz, die von Livenet-Redaktionsleiter Florian Wüthrich moderiert wurde, waren Käthi und Daniel Zindel, Sabine Fürbringer und Daniela «Jele» Mailänder. Hier ein paar Highlights aus dem Gespräch:

«Bleib bei dir zu Hause»

Käthi und Daniel Zindel, Ehe- und Familienberater:

Käthi: «Mir ist der Satz von Alain Berset hängengeblieben: 'Bleiben Sie zu Hause'. Dieser bedeutet auch bleib bei dir, bleib bei dir zu Hause. Es ist ein Übungsfeld, das wir anderen mitgeben können. Das ist auch so bei anderen Stresssituationen. Die Frage ist: Wie kann ich immer wieder zu mir zurückkehren, zurück zu meinem Herz? Ebenfalls hilft es, ein Timeout machen, wenn ich merke, ich werde zu aggressiv oder jetzt bin ich gestresst, weil mich alles nervt. Und dann heisst es, Zeit für sich selber nehmen, um bei sich zu Hause wieder Ordnung zu schaffen.»

«Was passiert, wenn der Mann nicht mehr ins Fitness oder in den Männerchor gehen kann?» (Zitat Daniel Zindel)

Daniel: «Es gibt auch Familien, welche nicht so viele Ressourcen haben oder Schwierigkeiten zu Hause haben. Manchmal fragt man sich, ob die Kinder geschützt sind. Was passiert an einem Ort, wo so viel Druck auf der Familie liegt? Wenn der Mann nicht mehr ins Fitness oder in den Männerchor gehen kann? Alles rückt in der Familie näher zusammen. Mir ist ein Anliegen, wie es den sozial schwachen Familien geht. Oder Familien, welche alleinerziehend diese ganze Situation bewältigen müssen. Ich glaube, das ist für uns als glaubende Menschen ein wichtiges Anliegen für sie im Gebet einzustehen oder praktische Hilfe leisten zu können.»

«Muttersein hört nie auf»

Sabine Fürbringer, Psychologin und Paartherapeutin:

«Was ich jetzt in dieser Zeit gut merke, ist, dass das Muttersein nie aufhört. Unsere zwei Kinder sind zwar junge Erwachsene und haben jetzt in diesen Monaten ihre Herausforderungen und Projekte, in denen sie mittendrin sind, aber ich spüre gut, dass ich nochmals loslassen muss. Dann sage ich jeweils zu mir selbst: 'Das mutet Gott jetzt ihnen zu, mit dieser Situation klarzukommen. Ich bin eine Reihe hinter ihnen, ich kann beten für sie, aber ich kann ihnen das nicht abnehmen.'»

«Es gibt immer Chancen, die dahinter liegen.»

«Ich gehe mit der Haltung durchs Leben, dass ich bei Situationen, welche sich sowieso nicht ändern lassen, versuche die Chancen zu sehen. Es gibt immer Chancen, die dahinter liegen.»

«Lange Vorbereitung für nix?»

Daniela «Jele» Mailänder, Referentin für Fresh X für Familien im CVJM Bayern, Mitglied im Vorstand von WillowCreek Deutschland:

«Jedes Mal, wenn ich einkaufen gehe und diese Durchsagen höre - 'Bitte halten Sie zwei Meter Abstand, bitte nur in handelsüblichen Mengen einkaufen...' - dann frage ich mich: Was tun wir hier? Was passiert gerade mit unserer Gesellschaft? Da merke ich, da steigt diese Trauer in mir hoch. Ich glaube die darf auch sein, wenn wir uns an den wenden, bei dem wir die Trauer abladen dürfen.»

«Ich glaube die Trauer darf auch sein, wenn wir uns an den wenden, bei dem wir sie abladen dürfen.»

Daniela Mailänder war am WillowCreek-Leitungskongress in Karlsruhe mittendrin, als einer der Referenten an Coronavirus erkrankte und die Konferenz abgebrochen wurde. Anstatt ihre Predigt vor 10'000 Leuten zu halten, landete sie in der Quarantäne. Hier erzählt Daniela, wie es ihr dabei ergangen ist:

«Ich hätte eigentlich auf dem WillowCreek Leitungskongress sprechen sollen. Statt in die Maske zu gehen, kam ein Mitarbeiter auf mich zu und meinte: 'Du musst zu einer dringenden Besprechung der Veranstaltungsleitung.' Ich wusste, dass einer der Referenten krank geworden war und wir standen miteinander im Aufzug. Ich blickte ihn an und er mich. Mir war tatsächlich alles klar... Das Schwierige war: Ich hatte mich so gut in das Thema eingearbeitet und viel in diesen Auftritt reingesteckt, und dann bist du so kurz vor dem Ziel. Da habe ich mich gefühlt wie so ein Sportler, der ein Jahr lang auf einen Wettkampf vorbereitet und dann kurz vorher wegen einer Bagatelle nicht teilnehmen kann. Da war dann schon viel Enttäuschung und Trauer da.»

Hier sehen den Livenet-Talk zum Thema «Plötzlich isoliert – Leben in einer ganz anderen Wohnsituation»:

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Datum: 03.04.2020
Autor: Nora Baumgartner
Quelle: Livenet

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