Natürlich inspiriert

Natascha Wigert: «Ich habe gelernt, dass jeder kreativ sein kann»

Hochzeiten im Freien und wilde Blumensträusse – darauf steht die junge Fotografin aus St. Gallen. Natascha Wigert (25) liebt es, das Kreative festzuhalten und Erinnerungen zu schaffen. Seit sie 2017 ihr Hobby zum Beruf gemacht hat, durfte sie schon viele in ihren emotionalsten Erlebnissen begleiten. Ob es ihrer Meinung nach das perfekte Bild gibt und weshalb es bei ihrem Job nicht nur um Äusserlichkeiten geht, verrät sie im Interview mit Livenet.
Natascha Wigert
Hochzeits-Shooting
Outdoor-Shooting in den Bergen

Wir treffen uns fürs Interview in einem Café in Winterthur. Als ich zur Tür hereinkomme, ist Natascha schon da. Die Begrüssung ist herzlich. Wir kennen uns von früher aus der Sonntagsschule und sind seither Kolleginnen geblieben. Doch heute bin nicht nur zum Plaudern da. Ich möchte herausfinden, was wirklich hinter ihrer Leidenschaft steckt.

Natascha, ich durfte bereits ein Fotoshooting bei dir machen. Was begeistert dich am Fotografieren?
Natascha Wigert:
Mir gefällt es, Erinnerungen zu schaffen und Emotionen einzufangen. An der Personenfotografie fasziniert mich besonders, dass man von jeder Person gute Bilder machen kann. Ich schätze den Kontakt mit den Leuten sehr. Ihnen dabei zu zeigen, dass sie schön sind, das begeistert mich.

Durch deine Fotoshootings, beispielsweise an Heiratsanträgen oder Hochzeiten, hältst du einmalige und für die Beteiligten sehr emotionale Erlebnisse fest. Was löst das bei dir aus?
Solche Momente bringen bei mir Begeisterung, Emotionen und Wertschätzung hervor. Ich finde es mega schön und fühle mich geehrt, dass ich bei so wichtigen Ereignissen dabei sein darf. Da ich sowieso emotional veranlagt bin, zelebriere ich diese Momente sehr. In solchen Situationen merke ich, dass das, was ich mache, voll meine Leidenschaft ist und ich total darin aufgehe. Dann spüre ich: Ich bin momentan am richtigen Ort.

Bei den Fotos und Designs, die du machst, geht es um Ästhetik. Fordert es dich heraus, dass du durch deine Arbeit so stark auf Äusserliches fokussiert bist?
Ich sage immer: Jeder ist auf seine Art und Weise schön. Das ist mir sehr wichtig. Ich setze mir bei den Shootings jeweils zum Ziel, den Leuten zu vermitteln, dass sie es gut machen und gut aussehen. Dabei beziehe ich mich nicht nur aufs Aussehen, sondern auch auf ihre Gesten und darauf, wie sie sich bewegen. Viele fühlen sich vor dem Shooting unsicher vor der Kamera. Das ist normal. Deshalb lege ich Wert darauf, dass sie sich bei mir wohlfühlen. Somit bin ich ebenfalls aufs Innere fokussiert. Für mich ist es enorm wichtig, dass jeder nachher Fotos hat, bei denen er findet: «Hier bin ich gut drauf.»

Gibt es das perfekte Bild?
«Perfekt» ist vielleicht ein doofes Wort. Das ist relativ, was heisst perfekt? Es gibt viele schöne Bilder. Vielleicht ist es für mich perfekt, aber für jemand anders nicht. Ich würde es deshalb eher mit dem Wort «exzellent» beschreiben. Es entstehen definitiv bei allen Shootings Fotos, bei denen ich sagen muss, die sind mega cool und auf ihre Art super. Für mich muss nicht jedes Detail stimmen, sondern das Bild muss als Ganzes überzeugen.

Kreativität ist in deinem Leben sehr wichtig. Was für eine Rolle spielt Gott dabei?
Ich habe gelernt, dass jeder kreativ ist, dass jeder kreativ sein kann. Gott ist der Schöpfer der Kreativität. Er ist der Kreativste. Wir sind schon kreativ, das müssen wir entdecken. Es ist etwas, das sich dann auch entwickeln darf. Ich merke auch, dass ich gerade beim Fotografieren die Schöpfung von Gott sehr stark kennenlerne, weil ich vor allem draussen shoote. Deshalb beschäftige ich mich sehr mit der Natur. Ich weiss zum Beispiel, wann was blüht und wann Sonnenuntergang ist. Die Natur zeigt für mich mega Gottes Kreativität. Am Sonntag in die Kirche zu gehen, ist dabei für mich ein wichtiger Bestandteil. Hier kann ich Energie tanken und werde inspiriert, was mir neue Denkanstösse für Kreatives gibt.

Inwiefern glaubst du, dass du durch deine Arbeit einen Unterschied im Leben von anderen machen kannst?
Mir ist wichtig, den Leuten Komplimente mitzugeben. Ich versuche, Freude auszustrahlen und ihnen das auf eine positive Art weiterzugeben. Als Christin bin ich auch sehr offen was Gespräche über den Glauben anbelangt. Ich versuche, die Menschen nicht anhand ihrer Taten zu beurteilen, sondern sie so zu sehen, wie Gott sie sieht. Vor fast jedem Shooting und jeder Hochzeit bete ich, wobei ich die Leute unter Gottes Segen stelle. Das bedeutet mir viel. So nach dem Motto: Love your neighbour (dt. Liebe deinen Nächsten).

Was rätst du jemandem, der sich vielleicht aus Angst vor Versagen nicht getraut, seine Gaben auszuleben?
Versagen gehört dazu, um sich weiterzubilden und weiterzukommen. Ich rede hier aus Erfahrung. Nach jedem Shooting finde ich Dinge, die ich anders oder besser hätte machen sollen. Das hat auch Vorteile, denn anhand dessen kann ich mich verbessern. Wir sollten unser Versagen nicht als negativ und beängstigend sehen, sondern als etwas, woraus wir Positives ziehen können.

Wie sieht dein nächster Schritt aus?
Mein Herzenswunsch ist ein cooles Atelier, das ich für Indoor-Shootings einrichten kann. Ich möchte einen Ort schaffen, an dem ich meine Kreativität ausleben kann und wo sich auch andere kreative Leute treffen können. Ich kann mir auch vorstellen, Fotografieworkshops anzubieten. Kreativität hat viel damit zu tun, das Normale, was typisch ist, wegzulassen und dafür etwas Aussergewöhnliches zu wagen. Ich möchte in Zukunft noch viel mehr «crazy» Sachen ausprobieren. Mein nächster Schritt ist also, einen geeigneten Raum zu finden, der all dies ermöglichen würde.

Zur Webseite:
Natascha Wigert

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Datum: 29.06.2019
Autor: Annina Morel
Quelle: Livenet

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