Als Folge der Paris-Attentate

Frankreich will den Säkularismus überdenken

Die französischen Prinzipien des Säkularismus sollen neu bestimmt und überdacht werden, fordert Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem. Dies im Zuge der fatalen Terror-Angriffe in Paris. Kürzlich informierte sie sich in England darüber, wie das Thema Gleichheit an den britischen Schulen umgesetzt wird.
Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem

Zwar verteidigt Najat Vallaud-Belkacem die säkularen Grundsätze Frankreichs und bezeichnet sie als positiven Einfluss. Aber sie würden mittlerweile dazu verwendet, den Islam anzugreifen. Ohne diese Grundsätze widerrufen zu wollen, sei es wichtig, der Radikalisierung in Frankreich entgegenzuwirken.

«Wir müssen das Konzept des Laizismus neu anpassen, so dass wir unseren jungen Schülern erklären können, dass, was immer auch ihr Glaube ist, sie dazugehören und nicht ausgegrenzt sind», sagte die Bildungsministerinim Interview mit der britischen Zeitung «Guardian». «Säkularismus ist nicht etwas, das gegen sie ist, sondern etwas, das sie beschützt.»

«Laizismus ist die Lösung, nicht das Problem»

Im letzten Jahr wurde Paris von drei Terror-Attacken heimgesucht, einer auf das Büro des Satire-Magazins «Charlie Hebdo», einer auf einen jüdischen Supermarkt und eine weitere mit mehreren Zielen im Zentrum von Paris. Anschliessend kam die Kritik auf, religiöse Ausdrucksformen seien zu wenig toleriert worden, weshalb junge Muslime in die Isolation und Radikalisierung getrieben würden.

Religiöse Symbole sind in Schulen verboten, so etwa Kreuze und Turbane, muslimische Mädchen dürfen kein Kopftuch tragen. Vallaud-Belkacem sagt nun, Säkularismus sei nicht das Problem, sondern die Lösung. «Der Laizismus sagt, dass wir in einem Land leben, in dem jeder glauben oder nicht glauben kann – jeder kann selbst wählen und die Behörden müssen dem neutral gegenüberstehen.»

Frankreich will von England lernen

«Aus diesem Grund sagen wir den Schülern, dass sie keine religiösen Symbole tragen dürfen, weil die Schule zu jeder Religion gleich stehen soll und jeder gleich behandelt werden muss», führt die französische Politikerin weiter aus. Nun würden aber viele Schülern befinden, dass der Säkularismus sie angreift. «Dies, weil der Begriff missbraucht wurde und in den letzten Jahren verwendet wurde, um Muslime als anders als die anderen darzustellen.»

«Wir wollen an einem Konzept des Säkularismus arbeiten und besonders die Lehrer darin ausbilden.» Vallaud-Belkacem reiste erst vor kurzem nach Grossbritannien, wo sie sich auf dem Bildungssekretariat der Regierung darüber informieren wollte, wie dies in den englischen Schulen gehandhabt wird.

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Datum: 26.01.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christian Today / Guardian

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