Pastor von Mega-Gemeinde

«Gott hat uns nicht dazu berufen, einfach nur zu wachsen!»

In seinem Buch «Gaining by Losing» beschreibt Mega-Church-Pastor J.D. Greear, wie er zu Beginn seines Dienstes einen falschen Fokus hatte: eine grosse Gemeinde zu haben. Heute ermutigt er Pastoren, sich nicht auf die Zahlen zu konzentrieren, sondern Gemeindeglieder zu befähigen und auszusenden.
J. D. Greear
Buchcover von «Gaining By Losing» von J.D. Greear

Im deutschsprachigen Europa wird häufig über leere Kirchenbänke geklagt. Verwundert schaut man auf die sogenannten Mega-Churches in den USA, in denen sich an jedem Wochenende mehrere Tausend Gemeindeglieder zum Gottesdienst treffen und fragt sich: Was machen die anders? Doch ein Pastor einer US-amerikanischen Megagemeinde hat nun eine unerwartete These aufgestellt: «Gaining by Losing» (Gewinnen durch Verlieren). So heisst auch das neue Buch von Pastor J.D. Greear, Leiter der Summit Church in Raleigh-Durham, North Carolina, die über 9'000 Mitglieder zählt und zu den 100 schnellstwachsenden Gemeinden der USA gehört.

Aussenden, statt Schäfchen zählen

Gemeindeleiter sollten aufhören, sich auf die Zahlen zu konzentrieren und stattdessen darauf achten, die Gemeindeglieder zu Jüngern zu machen und als Missionare auszusenden. Dies sei ein uraltes Konzept, das Jesus Christus selbst in Matthäus 28 aufgestellt habe. «Ein Versprechen, das Jesus gab, war, dass wir grössere Werke tun werden als er (Johannes, Kapitel 14, Vers 12)», erklärt Greear gegenüber The Christian Post. «Er meinte damit nicht, dass wir bessere Predigten halten […] oder grössere Wunder sehen würden. … Er meinte, dass wenn der Geist Gottes auf alle Mitglieder des Leibes Christi verteilt würde, der Einfluss des gesamten Körpers grösser sei, als wenn der Heilige Geist auf einer einzigen Person bleiben würde, selbst wenn diese Person Jesus selbst wäre.»  

Ein Pastor wird zurechtgewiesen

Doch damit die Welt von diesem Einfluss erfasst wird, müssen auch Christen rausgehen und Gottes Liebe und sein Wort weitergeben. Wie Greear in seinem Buch «Gaining By Losing: Why the Future Belongs to Churches that Send» (Gewinnen durch Verlieren: Warum die Zukunft den Gemeinden gehört, die aussenden) zugibt, war er selbst nicht immer dieser Meinung.

Als Pastor war er zunächst darauf bedacht, mehr und mehr Schäfchen in seine Gemeinde zu holen. «Während der ersten Jahre lag mein Fokus komplett darauf, dass die Gemeinde wächst. Ich wollte Menschen für Jesus erreichen, aber ich war auch daran interessiert, dass mein Name gross würde... Ich wollte eine grosse Gemeinde. Und ich war mir ziemlich sicher, dass Gott das auch wollte und so schien es eine Win-Win-Situation für uns beide», erklärt er in seinem Buch.

Er betete auch für eine Erweckung in seiner Stadt. Doch während der Gebete kam ihm ein Gedanke: Wäre es in Ordnung, wenn diese Erweckung durch eine andere lokale Gemeinde zustande käme? «Ich wusste, die Antwort sollte 'Ja' sein, 'Ja, Herr, du musst zunehmen, ich aber muss abnehmen'. Ich wusste, das war die richtige Antwort. Aber das war nicht meine Antwort. Für mich war es nicht in Ordnung; ich wollte, dass unsere Gemeinde wächst.»

Ein neuer Fokus: Menschen erreichen

Das war der Wendepunkt für Greear und seine Gemeinde. Er merkte, dass er umkehren und nicht nur Gott, sondern auch die Gemeindeglieder um Vergebung bitten musste. «Ich sagte ihnen: 'Ich habe das Gefühl, dass ich euch falsch geführt habe. Unser Fokus hat darauf gelegen, eine grosse Gemeinde zu werden. Stattdessen muss der Fokus darauf liegen, unsere Stadt mit dem Evangelium zu erreichen und später das Evangelium an den Orten der Welt zu verbreiten, an denen Jesus noch unbekannt ist. Wenn Gott uns im Prozess zu einer grossen Gemeinde macht, dann ist das gut so. Aber wenn er unsere besten Leute und unsere besten Mittel in die Nationen schicken will und wir sie durch die Aussendung verlieren, dann ist das auch in Ordnung. Gott hat uns nicht dazu berufen, einfach nur zu wachsen und das zu feiern. Er hat uns dazu berufen, Menschen zu erreichen und der Fokus liegt darauf, Menschen zu erreichen, nicht gross zu werden.'»

Dieses Konzept gelte nicht nur für grössere Gemeinden, sondern auch für ganz kleinen. «Wenn das 'Jünger machen' wieder Teil der Kirchenkultur wäre, dann würde das Aussenden von ganz alleine laufen. Aussenden ist nicht etwas, das Gemeinden mit vielen Ressourcen machen sollten. Es ist das, was jeder Christ tun sollte. Christen sollten andere Leiter um sich herum lehren und sie dazu befähigen, selbst in den Dienst zu gehen... Wenn eine Gemeinde also nur 10 Mitglieder hat, kann sie das trotzdem anwenden.»

Zur Webseite:
Homepage von J.D. Greear

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Datum: 15.09.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / The Christian Post

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