Umgang mit Prostitution

«Ohne Glauben würde ich diese Arbeit nicht überleben»

An einem EDU-Anlass in Winterthur sprachen zwei Heilsarmee-Mitarbeiterinnen und ein Polizist über den Umgang mit Prostitution.
Zwei Heilsarmee-Mitarbeiterinnen und ein Polizist sprachen über den Umgang mit Prostitution.

Silvio Tortelli, Ermittler bei der Stadtpolizei Winterthur, hatte sich zu dem Anlass der EDU extra rot angezogen, passend zu seinen Begegnungen im Rotlichtmilieu. «Die Kontrollen hier laufen gleich ab wie in Zürich», hielt er fest. Polizisten überprüfen die Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung von Sex-Arbeiterinnen. Sind diese nicht vorhanden, stellen die Beamten Bussen und Ausgehverbote aus. Um die Busse bezahlen zu können, müssen die Frauen jedoch weiter ihrem Gewerbe nachgehen, auch auf der Strasse.

Nicht missionieren, sondern Beziehungen aufbauen

«Nicht alle Frauen werden von Menschenhändlern zur Prostitution gezwungen. Oft ist es die Armut, die sie dazu bringt», erklärt die Sozialpädagogin Cornelia Zürrer. Sie und die Sozialarbeiterin Christine Hauri begannen vor zehn Jahren im Auftrag der Heilsarmee, jeden Dienstag Sex-Arbeiterinnen aufzusuchen. Dazu bieten sie in der Beratungsstelle einen Ort an, wo die Frauen als Menschen willkommen sind und reden können. «Wenn eine Mutter im Ausland gestorben ist, hat die Tochter oft niemanden, bei dem sie trauern kann.» Zürrer und Hauri missionieren nicht, sie wollen Beziehungen aufbauen, den Frauen im Alltag beistehen und sie so die Liebe Gottes spüren lassen. Fragen zum Glauben beantworten sie gerne und beten auch für Anliegen.

Frauen sind einsam und schaffen den Ausstieg nur schwer

So erlebten sie einmal, dass einige Frauen ihre Lieblingspsalmen austauschten. Eine davon erklärte: «Ohne meinen Glauben würde ich das nicht überleben.» Sie ernährt durch ihre Arbeit die ganze Familie. Was sie genau macht, weiss niemand – weder zu Hause noch in der Nachbarschaft. Wenn eine Frau aussteigen will, braucht dies intensive Betreuung und einen langen Atem. Und Arbeitgeber, die bereit sind, ihr die Chance zu geben, sich in einer anderen Branche einzuarbeiten.

Zur Webseite:
Das Rahab Projekt

Datum: 17.11.2014
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Idea Spektrum Schweiz

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