Sauber argumentieren

In den Meinungsgräben der Gesellschaft bestehen

Meinungsgräben durchziehen unsere Gesellschaft und behindern den Dialog
Ehe für alle
Patrick Nini mit seinem Buch

, schreibt der Kommunikationstrainer Patrick Nini in seinem neuesten Buch. Er fordert darin eine Kommunikation, die nicht nur entschiedene Leute ihrer Meinung versichert, sondern auch jene zum Nachdenken bringt, die auf der gegnerischen Seite stehen. Das gilt auch für die bevorstehende Debatte um die Ehe für alle.

Ein Übel der heutigen Kommunikationskultur liegt laut dem Kommunikationstrainer darin, dass meistens Leute aufeinander losgelassen werden, die eine möglichst einseitige oder gar extreme Meinung vertreten. Besonders elektronische Medien suchen den Spektakel und nicht eine Diskussion, die Gegner miteinander ins Gespräch miteinander bringt und damit gar neue Einsichten zutage fördern könnte. Auch zu Reizthemen wie politische Korrektheit oder Klimawandel können wir uns kaum noch sinnvoll verständigen, wie Patrick Nini in seinem Buch «Dialog statt Spaltung» bemerkt.

Verständnis wecken statt provozieren

Es ist daher ratsam, sich nicht dafür missbrauchen zu lassen, dem gewünschten Spektakel zu dienen, der darauf angelegt ist, Einschaltquoten zu generieren. Besonders die Boulevard-Medien sind auf harte Schlagabtausche aus, die Emotionen wecken. Das führt aber andererseits zur negativen Profilierung von Kontrahenten und zum perfekten Feindbild für jene, die eine Minderheitsmeinung vertreten. Darunter leiden meist diejenigen, die sich um eine christlich fundierte Meinung bemühen. Mit der Folge, dass besonders das Ansehen der Freikirchen leidet. Öffentliche Debatten sollten aber eigentlich die Chance bieten, Verständnis für die Anliegen von Christen auch in den Freikirchen zu wecken. Zum Beispiel gilt es zu erklären, weshalb sie die weithin akzeptierte Regel nicht akzeptieren, dass nur solche sexuelle Praktiken abzulehnen sind, die nachweislich andern schaden, also sexueller Kindsmissbrauch. Wer dafür eintritt, dass gute Sexualität nach biblischer Ethik grundsätzlich in einem geschützten Rahmen der Ehe stattfindet, muss das gut begründen können. Er kann dafür zumindest Verständnis bei Menschen finden, die mit den geltenden freizügigen Regeln keine Erfüllung gefunden haben.

Der Wille zum Dialog

Doch um die Gräben zu überwinden, braucht es vor allem Willen zum Dialog, stellt der Autor zu Recht fest. Das gilt gerade auch für spontane Kommentare in sozialen Netzwerken. Hier gilt die Regel: Bevor Sie im Internet auf provozierende Kommentare antworten, sollten Sie warten, bis Ihr Ärger verklungen ist. Sonst folgt auf eine Provokation gleich die Gegen-Provokation, und die Spirale dreht sich weiter nach oben.

Zum Nachdenken bewegen

Cleveren Politiker wird nachgesagt, dass sie gerne ihr Publikum manipulieren, indem sie mithilfe bestimmter Wörter den gewünschten Deutungsrahmen aufrufen. Ein Beispiel dafür ist der türkische Präsident Erdogan, der jüngst Israel als Terrorstaat beschimpft hat. Er will damit nicht die Spannungen in Jerusalem abbauen, was den Leuten helfen würden, die dort daran leiden. Er denkt mehr an seinen eigenen Vorteil und damit an sein islamistisch gesinntes Wählerpotential und an die nächsten Wahlen. Wollen wir somit in der Diskussion vor allem die eigene Basis in ihrer Meinung bestärken oder aber die Andersdenkenden zum Nachdenken bringen? Unser Meister Jesus hat dies meisterhaft getan, als man ihn mit der Steuerfrage in eine Falle locken wollte. Er nahm eine Münze und sagte mit Blick auf die beiden Seiten der Münze: «Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.» Nach diesen Worten hat wohl niemand triumphiert, aber etliche wurden zum Nachdenken genötigt.

Journalistische Arbeit auch auf Facebook

Eine weitere gute Regel für die öffentliche Kommunikation lautet gemäss dem Kommunikationsberater: «Bemühen Sie sich um grösstmögliche Objektivität, auch wenn Sie wissen, dass vollkommene Objektivität unmöglich ist.» Wer auch immer kommuniziert, hat einen persönlichen Hintergrund und kann somit nie ganz objektiv sein. Und dennoch sollen wir uns darum bemühen. Das merken auch die Hörerinnen, Leser und Zuschauerinnen. Und wer auf Social Media kommuniziert, sollte sich die folgende Regel verinnerlichen: «Wenn Sie Informationen auf Social Media verbreiten, sollten Sie sich an den Leitlinien des Pressekodex orientieren.» Viele sind sich nicht bewusst, dass sie sich auf einem öffentlichen Medium betätigen, wo gegen Persönlichkeitsverletzungen auch geklagt werden kann. Und wo Äusserungen zum Nachteil des Autors auch verzerrt und missbraucht werden können. Somit sollen sich Äusserungen zum Beispiel auf Facebook oder Twitter an der journalistischen Arbeit in einer Zeitung messen lassen. Also auch Fakten und Meinungen auseinanderhalten.

Dazu gehört auch: «Kommunizieren Sie verantwortungsvoll, indem Sie zwischen Wissen und Meinung unterscheiden und sich möglichst umfassend informieren.» Wer sich vorschnell äussert und fragliche Quellen benutzt, ist schnell aus dem Rennen.  

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Datum: 10.05.2021
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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