«Love Life»-Kampagne

10'000 Personen unterschreiben Petition zur neuen Aids-Kampagne

Die neue Aids-Kampagne des BAG mit expliziten Sexbildern schiesst nach Meinung der Schweizerischen Evangelischen Allianz weit am Ziel vorbei. Sie hat zur Unterzeichnung ihres offenen Briefs an das BAG aufgerufen. Über 10'000 haben unterschrieben.
Sexualität / Paar im Bett

Insgesamt sind 10'110 Online-Unterschriften und 115 von Hand unterzeichneten Petitionsbogen bei der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) eingetroffen. Die SEA bedankt sich bei allen, die mitgemacht haben. «Damit setzen wir ein starkes Zeichen an die Verantwortlichen des BAG und Bundesrat Alain Berset», heisst es in einer Mitteilung.

Unterschriften gehen diese Woche auf die Post

«Wir senden diese Woche alle Unterschriften mit einer Medienmitteilung per Post an die Kampagnenleitung des BAG und per Mail an Bundesrat Berset», versprechen die Initianten der Petition. Man hoffe, dass die Kampagne nicht in der geplanten Art und Weise durchgeführt werde. Im Hinblick auf weitere Aids-Kampagnen sei es ein deutlicher Aufruf, dass diese zielgerichteter und mit mehr Sensibilität lanciert werden müssten.

Im offenen Brief äussern sich die beiden SEA-Generalsekretäre Marc Jost und Matthias Spiess zur «Love Life»-Kampagne: «Wir sind überzeugt, dass es HIV-Prävention braucht, sind aber besorgt über die Entwicklung der mit Steuergeldern finanzierten Kampagne.»

Weiter heisst es im Wortlaut: «Über 40 Sekunden zeigen sich kopulierende Paare und eine Sadomaso-Frau bei verschiedensten Sexpraktiken. Juristisch gesehen mag es vielleicht nicht pornografisch sein, doch im Empfinden vieler Menschen dagegen schon. Insbesondere da der Clip ohne Altersbeschränkung auch für Kinder und Jugendliche frei zugänglich ist und eine gekürzte Fassung zu einer Zeit im Fernsehen ausgestrahlt wird, zu der viele Kinder noch nicht im Bett sind.»

Sex-Bilder als Plakatkampagne

Die SEA ist überzeugt, «dass die Bilder der Plakatkampagne die Scham von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen verletzen kann. Zudem dienen die Lesben-Fotos, die wahrlich nicht zur Hauptzielgruppe von HIV-Infektionen gehören, unseres Erachtens nur dem Voyeurismus. In dieselbe Kategorie fällt die geplante zweite Plakataktion, bei der Laiendarstellerinnen und -darsteller gesucht werden, die sich beim Sex ästhetisch fotografieren lassen wollen.»

Die SEA weist auf die Evaluation der Präventionskampagne 2005 hin, welche ebenfalls mit Sex-Fotos arbeitete. Die Empfehlung der Forschergruppe an das BAG lautete: «Da die Verwendung extremer Bildwelten mit einer breiten Akzeptanz nicht vereinbar ist, empfiehlt es sich, die speziellen Zielgruppen über spezifische Kanäle direkt anzusprechen.» Offenbar hat das BAG diese Empfehlung in den Wind geschlagen.

Was wird wirklich bereut?

Die SEA weist auf eine weitere Ungereimtheit hin: «Auf der Webseite von Love Life finden sich sechs Punkte, was Frauen gemäss einer Studie von Andrew Galperin bereuen. Das erste Mal mit falschem Partner, Betrug, zu schnelle sexuelle Entwicklung in der Beziehung, ungeschützter Sex und Sex mit einer fremden Person.» Der Werbespot und die Kampagnenfotos gäben jedoch keine konstruktiven Ansätze zur Vermeidung dieser Punkte, sondern animierten viel eher zu einem Lebensstil, der danach bereut werden muss.

Webseiten:
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Datum: 02.06.2014
Autor: Fritz Imhof / Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / SEA

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