Rechtskommission willigt ein

Schweiz soll Gedenkstätte für Nazi-Opfer bekommen

Was seit Jahren von verschiedenen Seiten gefordert wird, soll nun Wirklichkeit werden: Ein offizieller Gedenkort für die Opfer des Nationalsozialismus soll die Erinnerung an die Holocaust-Gräuel wachhalten.
Die Holocaust-Gedenkstätte in Riehen (Bild: privat)

Wie «ref.ch» berichtet, hat sich nach dem Nationalrat und dem Bundesrat nun auch die Rechtskommission des Ständerats für einen offiziellen Gedenkort für die Opfer des Nationalsozialismus ausgesprochen. Der Entscheid fiel einstimmig, wie die Parlamentsdienste am 21. Januar mitteilten.

In der Schweiz erinnert heute lediglich die «Gedenkstätte für Flüchtlinge» des ehemaligen Pfarrers und heutigen Unternehmensberaters Johannes Czwalina in Riehen an die Gräuel des Nationalsozialismus; das private Museum ist in Riehen direkt am Grenzübergang gelegen, über den seinerzeit viele Flüchtlinge in die Schweiz zu gelangen versuchten.

Zwei Vorstösse

Mit zwei Vorstössen im Jahre 2021 forderten Parlamentarier den Bundesrat dazu auf, einen offiziellen Schweizer Gedenkort für die Opfer des Nationalsozialismus zu schaffen. Der Gedenkort solle «die Erinnerung wachhalten und durch Vermittlungsarbeit das Bewusstsein für die Bedeutung von Demokratie und Rechtsstaat stärken», schreibt Alfred Heer (SVP/ZH), einer der Motionäre, in seinem Vorstoss. Die Auslandschweizer-Organisation hatte seit Jahren eine offizielle Schweizer Holocaust-Gedenkstätte gefordert.

Bern als Standort?

Laut «ref.ch» haben sich seitdem über 100 Persönlichkeiten und Organisationen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft den Motionen angeschlossen, darunter der Schweizerische Israelitische Gemeindebund, die Christliche-Jüdische Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz und das Archiv für Zeitgeschichte. Auch die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz gehört zu den Befürwortern.

Als möglichen Standort für die Stätte hat die Auslandschweizer-Organisation die Hauptstadt Bern vorgeschlagen.

In der Zeit des Nationalsozialismus sind gegen 1000 Schweizerinnen und Schweizer in Konzentrationslagern inhaftiert worden. Über 450 von ihnen haben den Holocaust nicht überlebt. Die Generation der direkten Holocaust-Überlebenden ist inzwischen fast ausgestorben, was einer offiziellen Gedenkstätte hohe Dringlichkeit gibt.

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Datum: 25.01.2022
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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