Parlamentarierin wird aktiv

Kommt es zu einer Lex Norbert Valley

Am Donnerstag musste Norbert Valley bei der Staatsanwaltschaft in Neuenburg antreten, weil er 2017 einem Flüchtling Unterschlupf in seinem freikirchlichen Gemeindehaus gewährt hatte. Das Ereignis ist den Zeitungen von CH Media die Titelseite und eine Doppelseite wert.
Norbert Valley und Anni Lanz (Bild: ideaschweiz.ch)

Mit Norbert Valley ist ein prominenter Vertreter der Freikirchen und der Evangelischen Allianz in der Westschweiz in die Schlagzeilen geraten, die für einmal fast nur positiv ausfallen. Valley ist nicht nur Pastor der Eglise évangélique libre du Locle; er war auch Präsident des Réseau Evangélique Suisse und des Verbandes Interaction der Hilfswerke, die den Freikirchen und der Evangelischen Allianz nahe stehen. Er ist ein Freikirchler, der gängige Clichés durchbricht und damit hohe Beachtung findet. Aufsehen und Empörung löste vor allem der Vorfall aus, als er 2017 von der Polizei aus einem Gottesdienst heraus abgeholt wurde.

Parlamentarische Initiative pro Valley

«Der Pfarrer, der zu viel geholfen hat», titelte jetzt die AZ. Nun wird Valley nicht nur zusammen mit andern Helfern, die Migranten in einer Notlage unterstützten genannt, sondern sein Fall hat auch eine parlamentarische Initiative der Genfer Nationalrätin Lisa Mazzone (Gründe) ausgelöst. Sie will das Ausländergesetz so anpassen, dass Hilfe aus achtenswerten Gründen nicht mehr strafbar ist. Die jurassische CVP-Ständerätin Anne Seydoux-Christe unterstützt das Anliegen. Zahlreiche europäische Länder, zum Beispiel Italien und Frankreich, kennen bereits eine solche Ausnahmeklausel für humanitäre Hilfe.

Nächstenliebe soll straffrei werden

Norbert Valley will selbst dafür kämpfen. Er hat die Busse von 1'250 Franken, die er «wegen Förderung rechtswidrigen Aufenthalts» erhielt, angefochten und wurde deshalb am Donnerstag in Neuenburg vom Staatsanwalt einvernommen. Wiederum gab es für ihn eine Solidaritätskundgebung. Valley hofft jetzt, dass der Staatsanwalt den Strafbefehl zurückzieht. Wenn nicht, ist er bereit, bis an den Europäischen Gerichtshof in Strassburg zu gehen, wie er Journalisten nach der Anhörung sagte. Denn: «Nächstenliebe ist kein Verbrechen.»

Ein guter Zeitpunkt

Die positive Publizität für einen freikirchlichen Pastor kommt gerade zu richtigen Zeit. Denn das Referendum gegen die Erweiterung der Antirassismus-Strafnorm hat sogar in den reformierten Medien Kritik an der Evangelischen Allianz ausgelöst, weil sie sich hinter das Referendum gestellt hat. Die Keule «Homophobie» wird erneut Richtung Freikirchen geschwungen. Da ist es gut, wenn durch einen konkreten Fall die Freikirchen, die sich in den vergangenen Jahren aktiv für die Hilfe an Migranten engagierten, in einer andern Perspektive erscheinen.

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Datum: 14.04.2019
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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