Nationalrat Laurent Wehrli (FDP)

«Wer betet, kann etwas bewegen!»

«Ich kann noch besser werden!» Das sagt FDP-Politiker Laurent Wehrli zu seiner erneuten Kandidatur als Nationalrat. Der 54-jährige Stadtpräsident von Montreux sieht sich als Christ in einem besonderen Auftrag. Und er betont, dass es im Bundeshaus überzeugte Christen braucht.Laurent Wehrli, was ging in Ihnen vor, als Sie im Frühjahr 2016 erstmals das Bundeshaus betreten haben? 
Nationalrat Wehrli: «Glaubwürdig politisieren.»


Laurent Wehrli: Ich empfand sehr grossen Respekt und auch grosse Freude. Jetzt war ich nicht mehr nur Zuschauer, sondern Akteur. Ich war gekommen, um mich wirklich zu engagieren und nicht nur zuzuhören.

Im Bundeshaus begegnen Ihnen gleich die Statuen von Bruder Klaus und Arnold Winkelried. Wer liegt Ihnen näher?
Schon Bruder Klaus. Arnold Winkelried war auch ein grosser Schweizer. Doch Bruder Klaus ist ein wunderbares Symbol für den echten Schweizer Spirit, für gute Kompromisse und ein friedvolles Zusammenleben.

Ihre Bilanz nach bald vier Jahren im Nationalrat?
Ich habe viel gelernt! Wir haben sehr viele Aufgaben angepackt. Und ich habe festgestellt, dass unser Parlament immer wieder zu guten Lösungen gekommen ist.

Welches war Ihr persönlicher Höhepunkt?
Ich habe mich immer stark für die Aussenpolitik interessiert. Ich bin überzeugt, dass ein kleines Land wie die Schweiz eine aktive Aussenpolitik braucht, wenn es international wahrgenommen werden will. Und ich habe festgestellt, dass ich auch für die Medien ein interessanter Partner in aussenpolitischen Fragen bin.

Und Ihre grösste Enttäuschung?
Im Parlament gelten andere Zeitbegriffe als in der Wirtschaft! Bis eine Idee in einem Gesetz verankert ist, kann es Jahre dauern. In der Politik braucht es einen langen Atem. 

Was können Sie als überzeugter Christ im Bundeshaus bewegen?
Meine spontane Antwort: Wer betet, kann etwas bewegen! Ich bin in Bern Politiker und kein Vertreter einer Kirche. Ich bin auch nicht in Bern, um für meinen Glauben zu werben. Doch ich möchte als Christ glaubwürdig leben und politisieren. Ich bin gerne auch bereit, über den Glauben zu diskutieren. Vielleicht kann ich mithelfen, dass der Glaube ein Thema bleibt im Bundeshaus.

Warum politisieren Sie für die Radikalen, wie die FDP bei Ihnen heisst, und nicht für eine E-Partei?
Die Radikalen entsprechen stark meinen politischen Überzeugungen. Für sie sind Eigenverantwortung, Solidarität und das öffentliche Engagement sehr wichtig. Das sind auch christliche Grundsätze.

Sie sind Vizepräsident der Parlamentarischen Gruppe «Christ und Politik». Warum braucht es im Bundeshaus engagierte Christen? 
Christus sagt: «Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.» Engagierte Christen beachten beide Seiten der Münze. Es ist wichtig, dass es im Bundeshaus Christenleute gibt, weil sie andere Orientierungspunkte und Werte vertreten. Manchmal sprechen Christen aus verschiedenen Parteien über einzelne Geschäfte. Und an den überkonfessionellen Andachten am Mittwochmorgen beten sie auch zusammen. Das bleibt nicht verborgen.

Zur Person

Laurent Wehrli (54), verheiratet, fünf Kinder im Alter von 19 bis 26 Jahren, wohnhaft in Glion/Montreux VD, ist seit Juli 2011 Stadtpräsident von Montreux (Pensum 80 Prozent). Daneben ist er Inhaber eines Unternehmens, das vor allem internationale Projekte und Konferenzen leitet und Öffentlichkeitsarbeit leistet. Seit 2015 ist Wehrli Nationalrat der FDP. Mit seiner Familie besucht er die freie evangelische Kirche La Chapelle de Clarens.

Lesen Sie das ausführliche Gespräch mit Laurent Wehrli im Wochenmagazin ideaSpektrum 14-2019.

Zum Thema:
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Christen in der Politik: Für die Freiheit politisieren
ChristNetForum in Biel: Alles Fake? Wahrheit in Politik und Medien 

Datum: 07.04.2019
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: idea Schweiz

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