Protest-Rücktritt von Ethikkommission

Theologin Andrea Arz de Falco tritt zurück

Bern. Die Theologin Andrea Arz de Falco tritt als Präsidentin der Schweizer Ethikkommission zurück. Sie gibt damit ihrer Enttäuschung Ausdruck, dass in der Schweiz nach wie vor keine gesetzliche Regelung der Gentechnik besteht. Arz de Falco wird ab November interimistisch durch den Zürcher Ethiker Klaus Peter Rippe abgelöst.

Die Eidgenössische Kommission für die Gentechnologie im ausserhumanen Bereich wurde 1998 eingesetzt. Andrea Arz de Falco, Lehrbeauftragte und Forscherin im Bereich Bioethik an der Universität Freiburg, übernahm die Leitung. Die Gentechnik-Gesetzgebung, die auch die Kommission legitimiere, sei in den vier Jahren nicht weitergekommen, beklagte die abtretende Präsidentin am Donnerstag gegenüber dem online-Anbieter "swissinfo".

Seit etwa 15 Jahren sei die Gentechnik ein öffentliches Thema. Entstanden seien bisher aber "primär Gräben", so Arz de Falco. Die Positionen "mögen sich etwas angenähert haben" in der Gesellschaft. So seien gentechnisch hergestellte Medikamente heute für viele Leute etwas, das sie aktzeptierten. In der Politik aber bestehe keine Bereitschaft zu Konzessionen in der gesetzlichen Regelung der Gentechnologie. Arz de Falco: "Ich habe nicht das Gefühl, dass sich etwas bewegt hat hin zu einer konstruktiven Lösungsfindung."

Kommission wird wahrgenommen

Die Kommission werde von Medien und Politik als "eigene Stimme" wahrgenommen, erklärte Arz de Falco. Die Stellungnahme zur "Patentierung" von Genen und Lebewesen sei "von allen Seiten" mit grossem Interesse aufgenommen worden. In verschiedenen Stellungnahmen von Parteien und Verbänden zum revidierten Tierschutzgesetz seien Überlegungen der Kommission eingeflossen.

Andrea Arz de Falco wechselt auf November in die Verwaltung und übernimmt eine Stelle im Bereich Humanethik im Bundesamt für Gesundheit. Arz de Falcos Nachfolger, Klaus Peter Rippe, arbeitet im Ethik-Zentrum der Universität Zürich.

Datum: 28.09.2002
Quelle: Kipa

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