Infektionsherd Schweiz

Abschied von einem Mythos nehmen

Die Schweiz liegt bei den Infiziertenzahlen, bezogen auf die Bevölkerungszahl, weltweit fast an der Spitze. Was lässt sich daraus schlussfolgern?
Schweizer Fahne

«Die USA sind mit Abstand das am stärksten von der Pandemie betroffene Land weltweit. Mehr als 277'900 Menschen sind dort mit dem Coronavirus infiziert», hiess es am Wochenende in den Medien. Nebst Amerika werfen wir auch besorgte Blicke auf das südliche Europa, namentlich Spanien und Italien.

Aber was sagen diese absoluten Zahlen wirklich aus? Transparenter ist es, wenn wir die Infektionszahlen ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzen. Und da ergibt sich schon ein anderes Bild. Gerade für unser Land.

Zahl der Infizierten: knapp an der Spitze

In den USA bedeuten die Infektionszahlen bezogen auf die Bevölkerung, eine Infektionsrate von 836 pro 1 Million Einwohner – bei einer Bevölkerung von 331 Millionen. Spanien zählt gut 50 Mio. Einwohner und hat 130'000 Infizierte, also 2'600 pro 1 Million. In Italien sind es 2'067 pro 1 Million (130'000 Infizierte/ 62,4 Mio Einw.). Deutschland kommt zur Zeit auf 1'250 Infizierte pro 1 Million (100'123 Infizierte/ 80,16 Mio. Einw.). Und die Schweiz: Sie zählte an diesem Wochenende zwar «nur» 20'773 Infizierte. Das ergibt, bezogen auf ihre 8,6 Mio. Einwohner jedoch eine Quote von 2'415/ 1 Mio. Einw.! Wir liegen damit vor Italien und nur knapp hinter Spanien. Und die Zahl ist drei Mal so hoch wie diejenige in den USA.

Sachliche Gründe

Was lässt sich daraus folgern? Die hohe Infektionsquote lässt sich sachlich damit begründen, dass unser Land nahe an drei Infektionsherden in Italien und Frankreich (Elsass, Genfer Nachbarschaft) liegt und gerade von dort her viele Grenzgänger kommen. Zudem hätte – nachträglich gesehen – eine schnellere Teilschliessung der Grenzen die Zunahme der Infizierten möglicherweise verzögert.

Die Spitäler in der Schweiz haben sich dagegen schnell für den Ernstfall vorbereitet, sodass es nirgends zu chaotischen Verhältnissen wie in den USA, Spanien und Italien gekommen ist. Zudem profitieren wir weiterhin von einer sehr guten Grundversorgung. Dafür dürfen wir dankbar sein, den Verantwortlichen, den Behörden – und Gott.

Künftige Segenszeit?

Einen Sonderfall Schweiz zu postulieren – von Gott besonders behütet –, wie er nach den beiden Weltkriegen von vielen Christen hergeleitet wurde, wäre jetzt aber verfehlt. Von diesem in der Vergangenheit gepflegten frommen Nationalismus ist endgültig Abschied zu nehmen. Gott liebt seine Gemeinde – und die Menschen – in der Schweiz genauso so wie in andern Teilen der Welt. Nicht mehr und nicht weniger. Wir sind gerufen, ein Zeugnis für Christus zu sein und auch in dieser Krisensituation seine Liebe zu bekennen und seine Rettungskraft bekannt zu machen. Und dies mit dem persönlichen Beispiel zu bestätigen. Damit kann die heutige Krise zu einem Segen für die Kirchen und das ganze Land – und die Welt! – werden. Die Krise läutet dann nicht das Ende der Welt ein, sondern vielleicht eine «grosse Ernte» für Gott.

Die Übersicht – Stand 6. April 2020

USA:              332.6 Mio Einw. – Infizierte 278'000 = 836/ 1 Million

Schweiz:         8.6 Mio Einw. – Infizierte: 20'773 = 2415/ 1 Million

Spanien:         50.0 Mio. Einw. – Infizierte: 130'000 = 2600/ 1 Mio.

Italien:            62.4 Mio. Einw. – Infizierte 128'948 = 2067/ 1 Mio

Deutschland:   80.16 Mio. Einw. – Infizierte 100'123 = 1’249/ 1 Mio.

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Datum: 07.04.2020
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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