Neue Offenheit

Bürgerkrieg hat Syrien für das Evangelium aufbereitet

In Aleppo ist diesen Herbst die Wiederherstellung der evangelischen Emmanuelkirche in vollem Gang. Doch nicht nur Kirchen werden neu aufgebaut, auch das Christentum gewinnt an Boden und trifft auf eine neue Offenheit.
Emmanuelkirche in Aleppo

2016 hatte Mörserbeschuss von Dschihadisten das Gotteshaus der reformierten Armenier in Trümmer gelegt. Das Dach stürzte ganz ein, Gott sei Dank in eine zu diesem Zeitpunkt menschenleere Kirche. Anderswo in Syrien sind dem islamistischen Terror an vielen Gebetsstätten auch die in ihnen Versammelten zum Opfer gefallen: zum Weiterleben ohne Beine, Arme oder Augen verurteilt.

Baumaterial aus den Trümmern

Die glücklich mit dem Leben davon gekommenen Evangelischen von Aleppo setzen ihre Kirche nun dankbar wieder instand: Sie tragen Reste des Daches ab, die herunterhängen, säubern wieder verwendbare Steine und Ziegel, streichen Wände neu an. Elektriker legen mit Kabeln aus Bombenruinen der Nachbarschaft neue Leitungen, Installateure graben aus Trümmern noch halbwegs intakte Waschbecken und Toiletten aus.

Auch der Pfarrer baut mit

Pfarrer Harutun Selimian legt selbst Hand an. Für ihn ist das Wiedererstehen der Emmanuelkirche ein Symbol der Hoffnung. Gleichzeitig auch Arbeitsbeschaffung für seine Gemeindeglieder, denn fehlende Arbeitsplätze bleiben neben der weiter mangelhaften materiellen Versorgung die grösste Sorge, nachdem die Kampfhandlungen in fast ganz Syrien beendet sind. Ähnliche Aufbruchstimmung herrscht jetzt so gut wie an allen Baustellen der insgesamt 120 im Bürgerkrieg zerstörten Kirchen.

Nordosten bleibt Krisengebiet

Wenn auch neue Hiobsbotschaften eintreffen wie jene, dass «Syriens Christen erneut fluchtbereit auf den Koffern sitzen», betrifft das «nur» den Nordosten an der türkischen Grenze. Dort will Ankara nicht nur eine angeblich sichere, sondern vor allem «christenfreie» Zone schaffen, wenn es seine schon angedrohten Invasionspläne wahr macht.

Im übrigen Syrien droht - von der Rebellenenklave Idlib mit ihren dort zusammengedrängten drei Millionen Kindern und Erwachsenen, abgesehen – kein Krieg mehr. Doch die Nachkriegszeit lässt sich extrem hart an. 83 Prozent der im Land verbliebenen Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, mehr als die Hälfte der Spitäler liegt in Trümmern und zwei Drittel der Ärzte sind geflohen.

Zwölf Millionen hoffen auf Hilfe

Seit einem Jahr fallen in weiten Teilen Syriens keine Bomben mehr. Die darniederliegende Wirtschaft des Landes hat aber dieselbe Wirkung wie Bomben, beurteilen Diplomaten in Damaskus die Lage. Zwölf Millionen Menschen bräuchten Hilfe. Besonders jene unzähligen Bürgerkriegs-Witwen, die auf sich allein gestellt oft bis zu neun Kinder durchbringen müssen. Immer mehr von ihnen setzen jetzt ihre einzig Hoffnung auf Jesus.

Neue Offenheit für die Botschaft von Jesus

Die grosse Gnade im Leid dieser Stunde ist nach übereinstimmender Einschätzung von Beobachtern aus allen christlichen Konfessionen eine neue Bereitschaft von – ohne Übertreibung – gut der halben Muslimbevölkerung, sich für Jesus zu öffnen. Das gelte besonders für die Jugend und für Frauen. Die Schrecken des Islamistenterrors haben ihr Bild vom Islam verändert:

«Wir können nicht mehr an diesen unerbittlichen Gewaltgott Allah glauben», ist rundum immer öfter zu hören. Auf islamischer Seite wird diese Entwicklung durch das Scheitern von Bemühungen der Muslim-Bruderschaft bestätigt, ihre bis zum Bürgerkrieg in Syrien mächtigen Strukturen neu aufzubauen. Nur wenige wollen noch etwas von ihnen wissen, machen sie mit für den Bürgerkrieg verantwortlich. Die Hoffnung ist daher berechtigt: Die Zukunft in Syrien gehört Jesus!

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Datum: 18.09.2019
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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