Gebet für die Ukraine

Trauer und Wehmut

Letzte Woche hat das 40-tägige Fastengebet begonnen unter dem Thema Angst und Glaube – Angst hat nicht das letzte Wort. Als sie das Thema setzten und Bibeltexte aussuchten, wussten sie nicht, wie passend das Thema angesichts jüngster Ereignisse ist.
Frau betet verzweifelt für die Ukraine
Hanspeter Nüesch

– Angst hat nicht das letzte Wort. Als sie das Thema setzten und Bibeltexte aussuchten, wussten sie nicht, wie passend das Thema angesichts jüngster Ereignisse ist.

In diesen Tagen des Leids von vielen Menschen sollen wir mitleiden und dürfen Gott das Leid klagen. Wir sollen mithelfen, das Leid zu lindern wo wir können. In allem Leid wollen wir aber Gott nicht aus den Augen verlieren. Immer wieder hat er den Menschen zugesprochen: «Fürchtet euch nicht!», so durch Mose zu Josua in Josua Kapitel 1, Vers 9: «Fürchte dich nicht und lass dich von niemandem einschüchtern!» (Hfa).

Die Furcht bringt uns in Geiselhaft. Sie macht uns zu Knechten des Bösen. Seine wichtigste Strategie ist es, uns zu lähmen. Indem der Widersacher Gottes uns Furcht einflösst, möchte er verhindern, dass wir ihm mutig in der Kraft Gottes entgegentreten und das tun, was Gott durch uns tun will. Gott hat immer noch alles unter seiner Kontrolle. Er ist nur einen Hilferuf entfernt. Oft braucht er dabei Menschen, um den Notleidenden beizustehen.

Es ist wunderbar, mit welcher Solidarität Menschen bereit sind zu helfen. Auch wir selber werden gefordert werden, Kriegsflüchtlinge bei uns aufzunehmen, sodass sie durch uns Gottes Beistand erleben. Die Zeugnisse von ukrainischen Mitarbeitern in ihren Schutzräumen haben mich tief bewegt. Sie hätten Gottes Beistand bereits in vielfacher Weise erlebt. Dabei ging ein Strahlen von ihnen aus. Aber auch für sie wurde es zu gefährlich, sodass sie das Land verlassen und ihre Ehemänner zurücklassen mussten. Das Wort an das Volk Israel gilt in diesen notvollen Zeiten auch ihnen: «Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.» Jesaja Kapitel 41, Vers 10 (Schlachter)

Wie sollen wir für die Situation beten ?

In den 1980er Jahren habe ich im Magazin «Gebet und Weltverantwortung» Berichte gesammelt, wie Gott verschiedenen Fürbittern im Zweiten Weltkrieg konkrete Anweisungen gab, wofür sie beten sollen. Ein darin erwähnter Bericht ist derjenige von Rees Howells und seiner Bibelschule in Wales. Genau im richtigen Moment liegt nun zum ersten Mal seine ganze Lebensgeschichte in deutsch vor. Im Wächterruf – Gebetsnetz für Deutschland erwähnen sie bezugnehmend auf Rees Howells und seine Bibelschule in Wales die konkreten Übereinstimmungen von Fürbitte und Kriegsgeschehen und rufen uns dazu auf, an Gottes Seite zu rücken und ihn um Weisheit im Gebet zu bitten, während wir für die Bestimmungen und Absichten Gottes beten.

Im Frieden Gottes verankert zu sein und aus diesem heraus zu beten, wird entscheidend sein in den Jahren, die kommen werden! Gott tut etwas Neues in der Welt (Jesaja Kapitel 43, Vers 19). Dieser Zeitenumbruch ist nicht zum Bösen, auch wenn das Böse deutlich sichtbar wird. Es werden auch die Liebesabsichten Gottes mit einer gefallenen Welt offenbar – seine Wiederherstellungs- und Versöhnungskraft wird Nationen zum Staunen bringen, und ich möchte beifügen: Millionen von Menschen zu Jesus Christus, dem Erlöser, und zurück ins Vaterhaus bringen.

Keine Erweckung ohne vorausgehende Busse

Gott hat deutlich zu mir gesprochen zum Jahreswechsel 2019/20, dass jahrelange Gebete um Erweckung bald in Erhörung gehen werden. Voraussetzung dazu sei, dass wir Gläubigen über Kirchengrenzen hinaus uns zusammenschliessen sollen zur gemeinsamen ernsthaften Fürbitte. Diese soll begleitet werden durch Busse von unserer mangelnden Gottesfurcht, von unserem Stolz (Stichwort Laodizea, Offenbarung Kapitel 3, Verse 14-21), und durch die Abwendung von unseren Götzen, insb. dem Mammon. Gleichzeitig wollen wir in der Fürbitte einstehen für alle, die in Kirche, Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen.

Schon vor über 40 Jahren hat er uns aufs Herz gelegt zu bitten, dass von der Schweiz, ja von den D-A-CH-Ländern geistliche Ströme in die ganze Welt hinausgehen mögen. Und dreimal hat der Vater im Himmel mir in der Zwischenzeit diesen Eindruck bestätigt durch mir unbekannte Personen, die dieselben Worte brauchten, die ich im Gebet für Erweckung in Europa benutzte. Erweckung ist der Wunsch Gottes, aber es gibt keine Erweckung ausser vorausgehendes ausserordentliches Gebet und Abwendung von allem, das Gott nicht gefällt. Wir müssen in Einmut beten und alles Sekundäre, was uns trennen könnte, zur Seite legen, indem wir uns trotz divergierenden Ansichten in Detailfragen in der Mitte, Jesus Christus, und seinem Missionsauftrag finden.

Sensibilität gegenüber der Leitung des Heiligen Geistes kultivieren

«Dein Wille geschehe!», sollte bei jedem Gebet am Anfang stehen. Wichtig ist, dass es unser ernsthaftes Bestreben ist, Gottes Herz über einer Sache zu spüren, um seine Stimme zu vernehmen und seiner Leitung folgen zu können. Oft spüren wir dann, wie Gott uns Einmütigkeit in einem bestimmten Anliegen gibt. Deshalb ist auch das gemeinsame Gebet so wichtig, weil wir dann nicht egoistisch für unsere eigenen Anliegen bitten, sondern gemeinsam für das einstehen, was Gott auf seinem Herzen für uns hat.

Zuweilen gibt Gott uns auch konkrete Hinweise, wie wir beten sollen. So hat jemand beim Gebet das Wort Katharina bekommen, als er Gott fragte, ob dem russischen Angriff auf die Ukraine noch eine nicht verarbeitete geistliche Wurzel zugrunde liegt. Tatsächlich hatte Katharina II (1729 – 1796), die Grosse, den historischen Auftrag empfunden, das Zarenreich wieder zum ursprünglichen Grossrussland auszudehnen und dabei neben Polen und Syrien auch die Ukraine und die Halbinsel Krim eingenommen. Die Ukraine ist nicht nur Russlands Brotkorb. Geschichtlich ist sie untrennbar als geistige Wurzel und kulturelle Wiege mit Russland verbunden. Historisch gesehen ging es den Russen bei der Eroberung fremder Landstriche letztlich immer um die Wiederherstellung des «Kiewer Rus», jenes slawischen Staatenbundes, der von den Mongolen 1240 zerstört wurde.

Dem Bruderschaftskrieg liegt eine lange Kette von enttäuschten Erwartungen und verabreichten Verletzungen zugrunde, nicht zuletzt dadurch, dass sich die Ukraine zur Zeit des Zweiten Weltkrieges mit Hitlerdeutschland verbündete im Kampf gegen den Bruderstaat. Diese Allianz mit den Nationalsozialisten und Faschisten muss wiederum als Antwort auf den russischen Vernichtungsfeldzug unter Stalin gesehen werden, durch den unzählige Ukrainer ihr Leben verloren. Aber heute ist nichts mehr von diesem Nazi-Gedankengut in der Ukraine zu finden. Im Gegenteil ist heute mit Präsident Selenski ein Mann an der Spitze, der aus einer jüdischen Familie stammt, und der die immer noch grosse jüdische Bevölkerung in der Ukraine mit allen Kräften unterstützt.

Russland hat mit seinem Grossmachtstreben und dem militärischen Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht und die Menschenrechte mehrfach und in schlimmster Weise verletzt und bringt dadurch nichts als unendlich viel Leid in die Welt.    

Persönliche Erfahrungen in Russland

Mich macht es sehr traurig, dass nun die Gefahr besteht, dass die an sich schon unter dem Krieg leidenden russischen Menschen in eine Sippenhaft genommen werden. Ich selber habe auf meinen Missionseinsätzen bis in den äussersten Osten Sibiriens unzählige wunderbare russische Menschen kennengelernt. Grosszügig haben sie all das wenige geteilt, das sie besassen. Viele stellten ihr Leben unter die Herrschaft Jesu und lernten in Gott einen Vater kennen, der den Namen Vater verdient. Nirgendwo habe ich einen so gewaltigen Lobpreis erlebt. In Gottes Gegenwart wurden viele, während sie Gott in Liedern erhoben, von Krankheiten aller Art geheilt. Als Folge tragen sie nun die Botschaft des Heilands in die entferntesten Regionen Russlands. Tragen wir sie weiter im Gebet.

Ich habe zuweilen auch ukrainische Pastoren kennengelernt, die als Missionare in Russland tätig waren. Die Ukrainer waren in den vergangenen Jahren vielleicht die stärkste missionarische Kraft in Europa. Sie haben auch viel Segen nach Russland gebracht. Sie haben durch ihr opferbereites Zeugnis zugleich zur Einheit der Gläubigen über Konfessions- und Kirchengrenzen beigetragen. Ein alter ukrainischer Pastor bemerkte anlässlich einer gemeinsamen Evangelisation im nördlichen Ural: «In den zehn Jahren Gefängnis war weder die nationale Herkunft noch die Konfession je ein Thema. Es gab im Gefängnis keine Katholiken, keine Orthodoxe, keine Baptisten, nur Christen.»

Die befreiende Kraft des Segnens

Eine ehemalige Mitarbeiterin und Leiterin eines Dienstes unter Frauen schrieb mir, dass nichts ihr Leben so positiv geprägt habe wie das Lebensmotto «Lobe Gott – segne Menschen», das auch zu ihrem eigenen Lebensmotto geworden sei, verbunden mit der Aussage: Loben zieht nach oben – Danken schützt vor Wanken. Dieses Zeugnis hat mich ermutigt, an meinem Lebensmotto auch in schwierigen Umständen festzuhalten, ja auf dem Gebiet des Lobens und Segnens weiter Fortschritte zu machen; denn auch ich muss mich immer wieder neu daran erinnern, wie wichtig es ist, mein Augenmerk auf Christus und nicht die Umstände zu richten.

Wenn wir missliebige Menschen segnen, werden wir selber gesegnet und frei von negativen Gefühlen. Wir nehmen dadurch destruktive Gedanken gefangen, indem wir die schlechten Gedanken Christus unterstellen. Wir zerstören gleichzeitig feindliche Festungen im Bewusstsein, dass wir gegen geistliche Mächte und nicht gegen Fleisch und Blut kämpfen. Und wenn wir Gott loben, dann realisieren wir, dass es wirklich stimmt, dass Loben uns immer neu nach oben zieht. Ich singe dabei gerne alte Chorusse, die ich einmal in meiner Zeit als Mittelschüler vor über 40 Jahren gelernt habe. Ich erlebe dabei die befreiende Wirkung des Singens. Passend dazu ein Zitat des ukrainischen Violinisten Isaac Stern: «Musik tröstet dich, wenn du traurig bist; sie bringt dich zum Lachen, wenn du dir Sorgen machst, und sie macht deinen Kopf klar, wenn alles drunter und drüber geht.»

Unsere Tochter Seraina kam kürzlich von einem Missionseinsatz aus Dubai zurück. Sie und ihr Team erlebten dabei, dass Gottes Geist sie Tag für Tag mit den richtigen Personen zusammenführte, mit denen sie über den Glauben sprechen und beten konnten. Sie hatten den Mut, selbst innerhalb der Weltausstellung Gott in Liedern zu erheben und von ihrem Glauben zu erzählen. Ein gläubiges Ehepaar, das das beobachtete, wurde dadurch ermutigt, auch wieder klar zu ihrem Glauben zu stehen. Als das Team abends am Strand Gott mit Liedern lobte, realisierten sie plötzlich, dass drei junge Frauen aus Saudi-Arabien zu ihnen gestossen waren. Diese waren sehr berührt vom Frieden, den sie empfanden. Seraina konnte für sie beten und ihnen zum Abschied eine Karte geben, mittels der sie die Bibel herunterladen können. Auch Frauen, die aus finanzieller Notlage sich prostituieren mussten, waren tief bewegt über den gemeinsamen Lobpreis und beteiligten sich so gut sie konnten.

Von Herzen kommender Worship wird in der kommenden Zeit, die von Angst, Perspektivlosigkeit und Einsamkeit geprägt ist, als Ausdruck unserer Freude und Liebesbeziehung zu Christus wichtiger denn je werden. Das Miterleben von Menschen, die voll Freude und von ganzem Herzen Gott erheben, wird viele Menschen, die sich nach Liebe, Freude und einem Sinn im Leben sehnen, zu Jesus Christus ziehen. Möge Gott uns alle immer neu mit seiner Gegenwart erfüllen. 

Möchten Sie das regelmässige Gebetsmail von Hanspeter und Vreni Nüesch erhalten? Dann dürfen Sie sich gerne unter hpnuesch7@gmail.com melden.

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Datum: 13.03.2022
Autor: Hanspeter Nüesch
Quelle: Livenet

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