Italiens Christen begegnen Mafia

Fasten und Beten statt Hauen und Treten

Auch wenn ihre Verbrechen rückläufig sind: Im Süden Italiens ist die Mafia weiterhin einflussreich. «Christen sollen ihr mit der biblischen Verantwortung begegnen, die sie verdient», erläutert Giuseppe Rizza, Leiter des nördlichen Teils der Evangelischen Allianz Italiens.
Neapel
Giuseppe Rizza

Mehr als eines von fünf Verbrechen in Italien wird der Mafia zur Last gelegt, nämlich 22 Prozent. Von 1983 bis 2017 waren dies nicht weniger als 6'663. Für Aufsehen sorgte erst vor wenigen Wochen eine Mafia-Schiesserei in Neapel, bei der einige Kugeln ein vierjähriges Mädchen trafen, das zufällig in der Gegend war.

Zwar ist die Anzahl der Verbrechen durch die Mafia rückläufig, gerade im Süden dominiert sie dennoch gewisse Teile von Gesellschaft und Politik.

«Mafia attraktiv für Jugendliche»

«Die Mafia erzeugt in vielerlei Hinsicht Leid und Stress. Ihre Präsenz hat die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in Italien seit mehr als 150 Jahren negativ beeinflusst», bedauert Guiseppe Rizza von der Evangelischen Allianz Italiens.

Ihm zufolge «ist es auch ein toxischer und tödlicher Faktor, der eine perverse soziale Identität und ein Zugehörigkeitsgefühl vermittelt, das besonders attraktiv für Jugendliche sein kann, die mit einem hohen Mass an Jobunsicherheit, Arbeitslosigkeit und Armut konfrontiert sind».

Letztlich aber schwäche sie das gesamte Gemeinschaftssystem, indem sie das Vertrauen, das Sozialkapital, die Werte, die sozialen Identitäten und die Menschenwürde beeinträchtige.

Bombe wegen Gottesdienstteilnahme

Italiens evangelische Christen sehen, dass es keine Roadmap gibt, um das Problem zu lösen und gleichzeitig, dass die Lage nicht ignoriert werden darf. «Vor kurzem explodierte eine Bombe neben einer Kirche, weil zwei Frauen von Gangstern am Gottesdienst teilnahmen», erklärt eine der Quellen aus Sizilien.

Einig sind sich die Christen, dass Gebet, Evangelisation, Fasten und Predigen die Werkzeuge sind, die eingesetzt werden müssen, um Beziehungen zu Opfern und Mitgliedern der Mafia aufzubauen. Dabei sei die persönliche Ebene wichtiger als die öffentliche, da bei letzterer aus Angst die Türen verschlossen bleiben würden.

In die Brennpunkte gehen

Giuseppe Rizza rät: «Lasst uns mit schwachen Familien und gefährdeten Jugendlichen arbeiten, lasst uns als Kirche in eine kritische Gegend der Stadt gehen. Lasst uns für jeweils einen Mafioso beten, und die Zeit wird kommen, da die Mafia nicht mehr existiert.»

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Datum: 23.06.2019
Autor: Jonatan Soriano / Daniel Gerber
Quelle: Evangelical Focus / gekürzt und übersetzt: Livenet

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