Tempelberg

Fünfte Moschee zeichnet sich ab

Der Tempelberg ist das Allerheiligste für die Juden, beten dürfen sie darauf jedoch nicht. Inzwischen stehen dort vier Moscheen. Eine fünfte wurde durch die Wiedereröffnung eines alten Baus in Betrieb genommen – und vorerst wieder geschlossen.
Blick auf den Tempbelberg und die Al-Aksa-Moschee

Das Jerusalemer Amtsgericht hat entschieden, den Bab al-Rahma-Komplex, der gegenüber des Goldenen Tores steht, umgehend zu schliessen. Denn vor Monatsfrist entschied die islamische Aufsichtsbehörde Waqf, den Komplex erneut zu öffnen, um ihn in eine weitere Moschee zu verwandeln. Es wäre die mittlerweile fünfte Moschee an der heiligsten Stätte des Judentums.

Das gegenwärtig geschlossene Gebäude stammt aus dem 12. Jahrhundert und steht am zugemauerten Goldenen Tor. Per Gerichtsentscheid war dieser Ort vor 16 Jahren geschlossen worden, nachdem er sich zu einem Hamas-Zentrum entwickelt hatte. Im vergangenen August lief die Schliessungsanordnung aus dem Jahr 2003 aus, ohne erneuert zu werden. Im Februar eröffnete die Waqf den Komplex wieder – nun folgte die erneute Schliessungsverordnung. Jetzt hat die Waqf 60 Tage Zeit, ihre Argumente gegen die Schliessung vorzubringen.

2019: Fünfte Moschee auf dem Tempelberg

Aus historischen Gründen ist Jordanien für die Waqf zuständig. In einer ersten Reaktion auf das Gerichtsurteil liess die islamische Aufsichtsbehörde verlauten, der Ort bleibe für Muslime offen zum Gebet.

Dies ist die Entstehungsgeschichte der bisherigen Moscheen auf dem Tempelberg:

· Bis im Jahr 1967 war die Al-Aksa-Moschee die einzige Stätte, die auf dem Tempelberg als Moschee genutzt wurde.

· In den 1970er-Jahren wurden zusätzlich im Felsendom Freitagsgebete aufgenommen; bis dahin war der Felsendom ein heiliger Schrein.

· 1996 wurden die einstigen Ställe Salomos in eine dritte  Moschee umgewandelt; bekannt als Al-Marwani-Moschee.

· In den 1990er-Jahren wurde unter der Al-Aksa-Moschee eine vierte errichtet; in den einstigen Al-Aksa-Gemäuern.

· Mit dem Bal-el-Rahma-Komplex soll nun 2019 eine fünfte entstehen.

Status-Quo gerät ins Wanken

Dadurch wird eine historische Status-Quo-Vereinbarung gebrochen. Israel hatte sich nach dem gewonnen Krieg anno 1967 verpflichtet, nicht religiös auf dem für Juden eigentlich heiligsten Berg aktiv zu werden.

Der damalige Verteidigungsminister Moshe Dayan war der Meinung, dass der Ort für Juden einzig ein geschichtsträchtiger Ort ist. Die muslimischen Bräuche würden nicht gestört.

Muslime werfen den Juden vor, sie würden insgeheim nach dem Bau des dritten Tempel streben (was sich einige tatsächlich wünschen). Gleichzeitig dürfen Juden ihren heiligsten Ort zwar besuchen, aber dort nicht beten. Für sie ist die wachsende Zahl an Moscheen ein Affront. Zudem würden durch bauliche Tätigkeiten wichtige, archäologische Hinweise auf die jüdische Geschichte zerstört.

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Datum: 25.03.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch/Israel heute / nau.ch / domradio.de

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