Xavier Naidoo in Zürich

Immer noch «Nicht von dieser Welt»

Wenn von den einflussreichsten christlichen Künstlern Europas gesprochen wird, kommt man um den souligen Sänger Xavier Naidoo nicht herum. 10'000 Zuhörer waren freudig gespannt, wie sich das Konzert «unplugged» anhören und -fühlen würde.
Xavier Naidoo

Mit dem Hit «Wo willst du hin» aus dem Album «Zwischenspiel / Alles für den Herrn» startete das Dezember-Konzert unaufgeregt, aber bereits stimmungsvoll. Das akustische Setting ist mit nur drei Musikern bestückt: mit Perkussion, Flügel/ePiano und Gitarre zum Sänger und Kopf der Band hinzu.

Wenn man ein «Söhne Mannheims»-Konzert erlebt hat, wo rund 15 Musiker mit zwei Schlagzeugern und allem Drum-und-dran lospowern, ist es beeindruckend, wie im reduzierten Stil gleichwohl eine Halle, wie das Hallenstadion Zürich, mit Sounds gefüllt und das Publikum voll mitgenommen wird.

Halte durch!

Xavier Kurt Naidoo scheidet die Geister nicht zuletzt, weil er sich glasklar und kompromisslos zu seinem Glauben bekennt. Natürlich sind die Aussagen teilweise künstlerisch gestylt und weniger plakativ, und doch singt er immer wieder Klartext. Das provoziert Andersdenke und erzeugt auch Anfeindungen.

Gleichzeitig schwingt bei seinen Mutmach-Liedern und gefühlvollen Balladen eine Zartheit mit, die im Musik-Universum eine Rarität darstellt. Gutes Beispiel dafür ist sein wohl erfolgreichster Song mit den Söhnen Mannheims «Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt».

Dies zeigte sich in einem der Höhepunkte des Konzertes beim Lied «Halte durch». Ein bis auf den letzten Platz ausverkauftes Hallenstadion, in dem die Spannung so gross war, dass man wirklich eine zu Boden fallende Nadel gehört hätte. Zuhörer waren zu Tränen gerührt.

Auch der dazugehörende Video-Clip ist eindrücklich und hebt den Text nochmals in eine andere Dimension.

Singen gegen den Krieg

Der Künstler schmeichelet immer wieder den Schweizern, indem er zum Beispiel mit Augenzwinkern erwähnte, dass die Helvetier ja nicht solche Probleme hätten wie die Germanen; oder: «Ihr, mit eurer Geheimsprache!», auf Schweizerdeutsch hinweisend.

Mit Herzblut prangerte er dann doch auch die Kriegsproblematik an, er stemmt sich häufig gegen Ungerechtigkeit und gibt zu denken, dass auch die Schweiz und Deutschland mit ihren Waffenexporten die Kriegsmaschinerie am Laufen hielten.

Breitfluss

Breiter Einfluss entstand nicht nur in der Musikszene. Das Lied «Was wir alleine nicht schaffen» wurde 2006 zur Hymne der Fussballweltmeisterschaft. Trainer Klinsmann liess es vor jedem Spiel der Deutschen Nationalmannschaft in der Kabine laufen und steigerte dadurch dessen Bekanntheitsgrad um ein Vielfaches. Ausserdem wurde der Sänger im selben Jahr vom Männermagazin Men's Health zum bestgekleideten Mann Deutschlands gewählt.

Ein lebendiges Beispiel, wie vernetzt er ist, zeigte sich auch am Konzert, als ein Gastmusiker angekündigt wurde. So stieg plötzlich der Schweizer Soulmeister «SEVEN» auf die Bühne und ergänzte groovig das Quartett. Die Beziehung der Beiden hat sich seit ihren gemeinsamen Sendungen von «Sing meinen Song» vertieft. Zuvor war der Mannheimer in der Schweiz auf den Aargauer aufmerksam und von ihm begeistert geworden.

Immer noch: Nicht von dieser Welt

Xavier Naidoos Karriere nahm Ende der 1990er-Jahre so richtig Fahrt auf. Mit «Freisein» in Zusammenarbeit mit Sabrina Setlur und dem Titelsong «Sie sieht mich nicht» vom Kinofilm «Asterix und Obelix gegen Caesar» fing er an, sich in die Gehörgänge von Musikfans einzunisten. Dieser Song blieb 20 Wochen in den deutschen Singlecharts und erreichte Platz 2.

Heute ist er von der deutschsprachigen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Und immer noch besingt er die göttliche Liebe, welche nicht von dieser Welt ist, und bringt dabei tausende Menschen zum Tanzen und berührt nachhaltig Herzen.

Songtext-Beispiel: Der Fels

Wenn die Dunkelheit über mich hereinbricht
und's nicht aufhört zu regnen
ich ins Schleudern gerate, stolpre
und drohe zu fallen
Bist du mein Geländer und mein Licht
auf all meinen Wegen
Meine Stütze und mein Stab,
mein Stecken, mein Boden
und mein Halt
Was ich sagen will,
ich bau auf dich
ich glaub an dich
ich brauche dich
wie sonst nichts auf dieser Welt

Herr, du bist der Fels

 

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Datum: 21.12.2017
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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