Pornografie: „Der eigentliche Boom liegt noch vor uns“

Allgegenwärtige Erotik.
Warnt vor den zerstörerischen Folgen der Pornowelle: Thomas Schirrmacher.
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Jeder mit Internetzugang oder einem Fernseher sollte sich wappnen. Denn Pornografie begegnet überall und macht abhängig.

Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als ein Drittel aller weltweiten Internet-Downloads haben einen pornografischen Inhalt. Jede neunte Website besteht aus Pornografie. Fast jeder zehnte Mann in Deutschland gilt bereits als pornografiesüchtig, Tendenz steigend. Der Ethiker und Theologe Thomas Schirrmacher analysiert in seinem neuen Buch „Internetpornografie … und was jeder darüber wissen sollte“ den Trend und seine zerstörerischen Folgen.

Lösungen aus der Sucht

Das Buch will jedoch nicht einzig die Dramatik der allgegenwärtigen Pornografie aufzeigen, sondern auch Lösungswege darlegen. Angesichts der Ausmasse sind Lösungsansätze wichtiger denn je. Pornografie im Internet ist ein grenzenloser Markt mit ständig neuem Material, bei dem durch die interaktiven Möglichkeiten des Web 2.0 die Grenzen zwischen Konsument und Produzent verschwimmen. Seit es Breitband-Internetzugänge und Flatrates gibt, sind pornografische Angebote im WWW für jeden leicht zugänglich, anonym und dabei kostengünstig.

Mehr Jugendliche

„Wer sexsüchtig ist, kann trotz negativer Auswirkungen den Konsum von Pornografie nicht beenden. Dies hat negative Folgen für das soziale Umfeld und die Beziehungen, vor allem zur Partnerin oder Familie“, erklärte kürzlich der Hamburger Psychiater Andreas Hill auf einer Tagung.

Dazu kommt: Viele Kinder und Jugendliche haben sich bereits Pornografie im Internet angesehen. Sie wachsen mit Bildern auf, die noch vor einigen Jahren nicht zum Alltag gehörten. Laut einer skandinavischen Studie gaben 96 Prozent der 14- bis 18-Jährigen an, pornografische Inhalte im Web angesehen zu haben.

Brutalisierung statt Humanisierung

In einem Interview mit dem christlichen Medienmagazin PRO verweist der Autor Thomas Schirrmacher darauf, dass in den 70er Jahren die Freigabe von Pornografie gefordert wurde mit dem Argument, das Interesse werde schwinden, wenn sie legal sei und die Menschen in der Realität ihre Sexualität ausleben dürften, wie sie wollten. „Stattdessen kann sich heute jeder im Internet Vergewaltigungssequenzen, Massensex und Sex mit jeder beliebigen Tierart anschauen und sich das Sexobjekt seiner Wahl nach Haarfarbe, Nationalität oder Alter zusammenstellen.“

Schirrmacher kritisiert, dass „die Pornographie im engeren Sinne zusammen mit leichtbekleideter Erotik einen Lebensbereich und Medienbereich nach dem anderen erobert hat und heute so allgegenwärtig ist, dass man zwangsweise an ihr teilnehmen muss, selbst wenn man sie ablehnt.“

Pornos stumpfen ab

Die scheinbar unbegrenzte Nachfrage nach der Darstellung von Sex hat laut dem Ethiker damit zu tun, dass Pornografie abstumpft; immer härtere Bilder und Töne müssen her. Zudem wird intensiver Pornographiegebrauch häufig zur Sucht. Kornelius Roth, der führende deutsche Sexsuchtexpert, schätze die Zahl der hochgradig Sex- und Pornographieabhängigen in Deutschland auf 500‘000, sagt Schirrmacher. Letztlich sei Pornographie ein Angriff auf die Würde des Menschen – und ebenso ein Wegbereiter für Verbrechen wie Rassenwahn.

Thomas Schirrmacher zitiert den führenden amerikanischen Pornographieforscher Dolf Zillmann: „Die intensive Nutzung pornographischer Medianangebote steigert die selbst zugegebene Vergewaltigungsbereitschaft von Männern. Sowohl zwangsausübende als auch nicht zwangsausübende sexuelle Darstellungen haben diese Wirkung.“ Mit Pornographie werden laut dem Autor nach Schätzungen derzeit jährlich weltweit rund 43 Milliarden Euro legal umgesetzt, dazu kommt der Schwarzhandel etwa mit Kinderpornographie. Im Internet werden aggressiv für Pornografie geworben; „der eigentliche Boom liegt noch vor uns“.

Dem anderen gehören – mit Haut und Haar

Die christliche Antwort ist laut Schirrmacher im Neuen Testament gegeben, im Brief an die Christen in Korinth. Dort schreibt Paulus „dass die Frau nicht sich, sondern ihrem Mann gehört und der Mann nicht sich, sondern seiner Frau. Diese sexuelle Gleichberechtigung und das Denken von der Befriedigung des anderen her macht Pornographie zunichte, denn hier geht es immer um meine eigene Befriedigung, entweder weil ich sowieso allein bin, oder weil der Partner meine Vorgaben zu erfüllen hat und das immer, wenn ich es will.“

Thomas Schirrmacher
Internetpornografie … und was jeder darüber wissen sollte
208 Seiten 9,95 €
Hänssler Verlag, ISBN 978-3-7751-4838-2

Quelle: Livenet / Bonner Querschnitte, PRO

Datum: 20.08.2008

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