Imam sieht "Skandal" wegen Gelatine in Lebensmitteln

Gelatine

Lausanne. Als "Skandal" bezeichnet der Lausanner Imam Mouwafac El-Rifai den Umstand, dass sich in verschiedenen Lebensmitteln aus Schweinen gewonnene Gelatine befindet und dies auf den Verpackungen nicht signalisiert wird. Andere muslimische Verantwortliche vertreten die Meinung, dass Gelatine aufgrund eines Umwandlungsprozesses als "rein" zu gelten habe.

Der Lausanner Imam geht in seiner von der Westschweizer Zeitung "Le Matin" wiedergegeben Kritik noch weiter. Muslime könnten in der Schweiz geschlachtete Tiere nicht essen, weil sie nicht auf rituelle Weise getötet würden. Vom Bann betroffenen sind darum weitere Produkte wie das weltbekannte "Sugus". Denn in den Bonbons würden tierische Fette verarbeitet. Die Halal Control in Hamburg hat aus dem gleichen Grund beispielsweise Kaugummi-Produkte der Firma Wrigly auf den Index gesetzt.

"Le Matin" zitiert des weiteren den Lausanner Rabbiner Hervé Krief, der von denselben Problemen bei den Juden spricht. Diese essen ebenfalls rituell geschlachtete Tiere, Schweinefleisch ist verboten. Die verschiedenen Bestandteile der Produkte sollten darum auf der Verpackung genau aufgezeichnet werden, fordert auch Krief.

"Keine Härte in der Religion"

Eine andere Position bezüglich "reinen" Nahrungsmittel nimmt das Islamische Zentrum Hamburg ein. Nach allgemeinem Konsens der "Gelehrten aller Schulen" könne eine Substanz dadurch gereinigt werden, dass sich ihre chemische Zusammensetzung derart verändere, dass die Substanz eine neue Identität bekomme, wie zum Beispiel durch Fossilisation oder Essiggärung, schreibt das Zentrum auf seiner Internet-Seite.

Die Gelehrten, die ein Verbot aussprechen würden, täten dies in erster Linie aus Vorsicht. Die Gelehrten, die eine Erlaubnis aussprechen, gingen davon aus, dass der Prozess der chemischen Umwandlung in jedem Fall genüge und dass prinzipiell im Zweifelsfall eine Sache als rein zu betrachten sei. Man solle zudem einfachen Menschen das Leben nicht noch schwieriger machen "als es ohnehin schon ist", denn "Gott hat euch keine Härte in der Religion auferlegt", schreibt das Islamische Zentrum in Hamburg.

Datum: 15.01.2003
Quelle: Kipa

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