Schweizer

Mehr Angst vor Kriminalität und Überfremdung

Die Schweizer Bevölkerung fürchtet sich deutlich mehr als im Vorjahr vor Kriminalität, einer Überfremdung und einem Sittenzerfall. Zurückgegangen ist im selben Zeitraum die Angst vor einer Rezession. Dies zeigt der Angstbarometer 2009 des Forschungsinstituts gfs-zürich.
Furcht hat viele Gesichter.

Ängste haben viel mit (mangelnder) Zukunftshoffnung zu tun. Das wirkt sich auch auf die Bereitschaft zur Familiengründung aus. Wer Kinder auf die Welt stellen will, möchte die Gewissheit haben, dass diese einmal eine Zukunft haben. Zum Beispiel eine intakte Umwelt.

Klimaveränderung als grösste Bedrohung

Die grössten Bedrohungen sind aus Sicht der Schweizer Bevölkerung aber nach wie vor die Luft- und Wasserverschmutzung mit der damit verbundenen Klimaerwärmung (6.2), gefolgt vom Egoismus der Menschen (+0.2 auf 5.9). Die Kriminalität liegt neu an dritter Stelle (5.6).

Der Gesamtbedrohungsindex für die Schweiz liegt 2009 im Vergleich zu 2008 unverändert bei 4.5 (1=keine bis 10=grosse Bedrohung). Positive Meldungen und negative Meldungen halten sich also die Waage. Abgenommen haben insbesondere die Angst vor einer Rezession und die Angst vor einer Energieverknappung gegenüber dem Vorjahr von allen befragten Ängsten (je -0.3 auf 4.8 bzw. 5.0). Für den Rückgang der Rezessionsängste dürften die zunehmend positiven Signalen aus der Wirtschaft verantwortlich sein: Einzelne Grossfirmen schreiben wider Erwarten bereits nach einem Jahr wieder schwarze Zahlen, und die grossen Entlassungswellen scheinen vorbei. Auch die Konsumentenstimmung, gemessen vom SECO, weist auf eine zunehmende Zuversicht in der Schweizer Bevölkerung hin. Der Rückgang bei der Angst vor einer Energieverknappung könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich in der Bevölkerung langsam der Glaube an die Möglichkeit der Alternativenergien - Sonne, Wind, Wasser - durchsetzt.

Viele Gewaltmeldungen verstärken Angst

Stark zugenommen haben hingegen die Angst vor Kriminalität (+0.6 auf 5.6), Überfremdung (+0.4 auf 5.1) und einem Sittenzerfall (+0.4 auf 5.3). Grund für diese Entwicklung ist wohl die starke mediale Thematisierung von Gewaltmeldungen, wie das Verprügeln von Unschuldigen, Ausschreitungen an Sportanlässen und Waffendelikte. Diese Themen werden dabei oft in Verbindung mit ausländischen Gruppierungen gebracht, was dann, wie auch die aktuell diskutierte Minarett-Initiative, die Angst vor einer Überfremdung akzentuiert.

Deutlich weniger stark bedroht fühlen sich die Schweizerinnen und Schweizer in sozioökonomischen Belangen (4.1) und sehr wenig verbreitet ist die Angst vor Isolation (3.2). Die kulturelle Bedrohung und die Angst vor Entfremdung haben 2009 gegenüber 2008 als einzige leicht an Bedeutung zugelegt (+0.2). Alle anderen Angstdimensionen sind leicht zurückgegangen oder gleich geblieben.

Die Schweizer Bevölkerung gibt sich insgesamt mutig. 63% der Schweizer halten sich für mutiger als der Durchschnitt, 30% sehen sich durchschnittlich ängstlich und nur 6% glauben, ängstlicher als der Durchschnitt zu sein. Wie stark sich jemand bedroht fühlt, hängt vor allem von den Möglichkeiten - Bildung, finanzielle Ressourcen - ab, einer Bedrohung begegnen zu können. So fühlen sich Personen mit geringerem Einkommen (4.9) oder einer tieferen Bildung (5.1) eher bedroht als diejenigen mit einem hohen Einkommen (4.2) oder einer hohen Bildung (4.2). Auch sind die Frauen (4.6) in der Tendenz ängstlicher als die Männer (4.4) und die Westschweizer (4.9) ängstlicher als die Deutschschweizer (4.3).

Die Forderung nach mehr Staat nimmt ab

Die Forderung nach mehr Staat und somit mehr Sicherheit ist ein typisches Phänomen in Zeiten der Unsicherheit. Rund die Hälfte (51%) der Schweizer Bevölkerung ist mit der aktuellen Situation zufrieden, 33% wünschen sich weniger Staat und 12% möchten mehr Staat. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Verhältnis in Richtung "weniger Staat" verschoben. Das Sicherheitsbedürfnis der Schweizer Bevölkerung nimmt also ab. In der Westschweiz ist der Anteil derjenigen, die mehr Staat fordern, höher (17%) und nur 24% wünschen sich weniger Staat.

Datum: 23.11.2009
Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF

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