Kommentar

«Sollen Steine reden?» – Ein Tagungsthema fordert heraus

Die reformierte Kirche als Auslöser eines geistlichen Aufbruchs – europaweit? Zusammen mit den Freikirchen? Ein schöner Traum oder blühende Phantasie eines Fantasten?
Andreas «Boppi» Boppart, Viviane Baud und Michel Müller (v.l.n.r.) referierten am Landeskirchenforum.
Andreas «Boppi» Boppart, Leiter von Campus für Christus
Viviane Baud, Pfarrerin in Winterthur-Seen

«Ich glaube an eine Schlüsselrolle der reformierten Kirche in unserem Land» – so sagte es Andreas «Boppi» Boppart an der Tagung des Landeskirchenforums (LKF) am Samstag in Winterthur. Wollte er sich damit beim vorwiegend landeskirchlichen Publikum, darunter der Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller, anbiedern? Man würde dem Campus-Leiter damit sicher einem falschen Verdacht aussetzen, auch wenn er sich mit den Worten vorstellte: «Glaubt mir, ich liebe diese Kirche!».

Wachsende christliche Mitte

Glaubwürdig klingt jedenfalls seine Überzeugung: «Wir brauchen eine Erneuerung der (Kultur-)Kirche – und von deren Leiterinnen und Leitern!» Und auch seine Feststellung: «Entweder spielt die Landeskirche in einem zukünftigen Aufbruch eine Schlüsselrolle – oder gar keine.» Wenn ja, dann zusammen mit den Freikirchen. Anzeichen für einen solchen Aufbruch sieht er in einer zunehmenden Ausbreitung einer «christlichen Mitte», die sich darin manifestiert, dass sich immer mehr Verantwortungsträger der Kirchen von einer Erneuerungsbewegung, ausgehend von der Anglikanischen Kirche, anstecken lassen. Und auch davon, dass das konfessionelle Denken einer gemeinsamen Sicht dessen weicht, was alle Kirchen gemeinsam haben. Boppart erlebte dies exemplarisch am Treffen der Landes- und Freikirchenleiter an der Explo 2017/18 in Luzern.

Von Gnade und Sünde reden können

Unterstützt wurde der Campus-Leiter durch Viviane Baud, Pfarrerin in Winterthur-Seen, die sich mit der Feststellung einführte: «Die Kirche ist stark in den Taten, aber schwach in den Worten!» Sie führte das darauf zurück, dass zuwenig Kolleginnen und Kollegen auch von der Guten Nachricht angesteckt seien, die sie zu verkündigen hätten. Wer die Gnade verkündige, müsse auch von Sünde reden können, wenn auch in heutigen Sprachbildern und Worten. Konkrete Anleitung zur Evangelisation wollte sie aber nicht liefern und sprach lieber von einem «Learning by doing». Konkretes lieferten dagegen Spezialisten wie die Leiter von MyFriends, SwissChaps, Confession oder der Vineyard. Entwicklungshelfer für die Evangelisation in der Landeskirche. Und LKF-Leiter Pfr. Richard Stern, der eine Untersuchung aus Deutschland präsentierte, die der Frage nachging, wie Menschen im landeskirchlichen Umfeld zum Glauben kommen.

Zukunftsperspektiven

Die prägenden Leute im Landeskirchenforum sind sich bewusst, dass sie lediglich einen Teil der Landeskirche repräsentieren. Aber es ist ein Sektor, der an eine Zukunft dieser Kirche glaubt, bei allen noch vorhandenen Hindernissen, dazu auch einer theologischen Gegnerschaft. Und gegen den Trend mit Mitgliederschwund und sinkenden Steuereinnahmen. Sie sind bereit, sich auch von Initiativen und Organisationen ausserhalb der Landeskirche helfen zu lassen und Neues auszuprobieren. Und sie sehen in den Freikirchen nicht eine Konkurrenz, sondern letztlich das gleiche Anliegen, Menschen zu einem befreienden Christusglauben zu führen.

Zum Thema:
«My Friends»-Mitinitiant: Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in der Evangelisation
Inspiriert leiten: Den Unterschied zwischen «Leiten» und «Führen» kennen

Landeskirchen-Forum: Das Abendmahl als Augenöffner

Datum: 19.03.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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