Baldegger Schwestern zufrieden

«Nur positive Erfahrungen» mit Flüchtlingen im Gästehaus

Der Kanton Zug sucht verzweifelt Unterkünfte für Asylbewerber – und klopft bei Klöstern an. Vergeblich. Gemäss einer Umfrage der «Neuen Luzerner Zeitung» sehen sich viele Klöster nicht in der Lage, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Baldegger Schwestern engagieren sich bereits in diesem Bereich. Man habe «nur positive Erfahrungen» mit der Unterbringung von Asylsuchenden gemacht, sagte Nadja Bühlmann, Mitglied im Generalrat der Kongregation.
Kloster Baldegg

Seit Mitte Januar beherbergen die Baldegger Schwestern, einst vor allem in der Bildung tätig, in ihrem Gästehaus im Dorf Baldegg, das zur Gemeinde Hochdorf (LU) gehört, Asylsuchende. Derzeit seien im Gästehaus zwei Familien aus Syrien untergebracht, insgesamt 16 Personen, sagte Bühlmann gegenüber «kath.ch».

Nähme man ausschliesslich Einzelpersonen auf, könnte man theoretisch noch mehr Asylbewerbern ein Dach über dem Kopf bieten. Betreut werden die Syrer vom katholischen Hilfswerk Caritas Luzern im Auftrag des Kantons. Dies noch bis Ende Jahr, dann übernimmt der Kanton diese Aufgabe selber.

«Wir freuen uns gegenseitig aneinander»

Die Baldegger Schwestern hätten bislang «nur positive Erfahrungen» gemacht mit den Asylsuchenden, so Bühlmann weiter. Es komme zu Begegnungen der Schwestern mit den Familien und ihren Kindern. «Es ist sehr lebendig und schön. Wir freuen uns gegenseitig aneinander.» Wenn sie vom Kloster zum Bahnhof gehe, komme sie regelmässig am Gästehaus vorbei. Manchmal habe sie Gelegenheit, jemanden anzusprechen, zu fragen, wie es läuft. Die Kinder sprechen laut Bühlmann bereits etwas Deutsch.

Nach der Ankunft der Flüchtlinge im Januar habe man diesen das Kloster vorgestellt und sie über das Leben der Baldegger Schwestern informiert. Eine wichtige Rolle spielte offenbar der Runde Tisch, den das Kloster im Dezember 2014 organisierte. Eingeladen wurden unter anderem der Pächter des klösterlichen Landwirtschaftsbetriebes, der Präsident des Baldegger Dorfvereins, die Polizei, die Schule und der Verein «Brückenschlag», der sich im Bereich Migration und Integration engagiert. Tauchten nun Fragen im Zusammenhang mit den Asylsuchenden auf, könne man auf dieses Netzwerk zurückgreifen, sagte Bühlmann.

Warum es am 1. August knallt

Kürzlich habe ein vom Verein Brückenschlag vermittelter Dolmetscher auf ihren Wunsch hin den Syrern erklärt, was es mit dem 1. August auf sich habe, damit sie nicht erschreckten, «wenn es knallt und geschossen wird».

Früher hätten die Baldegger Schwestern sich an Orten engagiert, in denen der Staat noch nicht aktiv war, zum Beispiel in der Ausbildung von Mädchen auf dem Land. «Immer geht es darum, die Zeichen der Zeit zu erkennen – und die Not von heute. Zur Linderung dieser Not wollen wir beitragen.»

«Viele Hürden» für Klöster

Es sei für ein Kloster aber «überhaupt nicht einfach», Asylbewerber aufzunehmen, sagte Bühlmann. Mit leer stehenden Räumen sei es nicht getan. Im Gegenteil spielten viele Faktoren mit: Wer darf über die Nutzung bestimmen? Wie ist das Kloster gebaut? Braucht es allenfalls Umbauten, bevor man in einem Kloster Flüchtlinge unterbringen kann? Steht das Kloster gar unter Denkmalschutz? Kurz: «Es gibt viele Hürden.»

Bühlmann hält denn auch gar nichts davon, Gemeinschaften zu verurteilen, die sich gegen die Aufnahme von Asylsuchenden entscheiden. «Es sieht schnell so aus, als ob jemand grundsätzlich keine Flüchtlinge aufnehmen will. Vielleicht ist dem aber gar nicht so. Es ist wichtig, die Gründe zu kennen, warum eine Gemeinschaft so oder so handelt.»

In Amden (SG) wird ab Anfang 2016 aus einem Kurhaus der Baldegger Schwestern eine Asylunterkunft. Die geplante Umnutzung hat wegen des Widerstands der lokalen Bevölkerung schweizweit für Schlagzeilen gesorgt.

Zur Webseite:
Kloster Baldegg – Baldegger Schwestern

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Datum: 06.08.2015
Autor: Barbara Ludwig
Quelle: kath.ch

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