Zehn Gemeinden betroffen

Indischer Bundesstaat verbietet Gottesdienste

In den letzten beiden Monaten untersagte der indische Bundesstaat Tamil Nadu Gottesdienste in zehn Kirchen des Landes. Hunderte Christen forderten die Aufhebung dieser Versammlungsverbote – bislang erfolglos.
Christen in Indien (Symbolbild)

Regierungsbeamte untersagten es Kirchen im Bezirk Coimbatore, Gottesdienste durchzuführen, wenn sie dazu nicht die besondere Erlaubnis eines staatlichen Büros erhielten. Christen vor Ort sind sich einig, dass es wahrscheinlich Jahre dauern würde, diese Zustimmungen zu erhalten. «Es ist eine gut geplante Verschwörung gegen die christliche Gemeinschaft, da die Hindu-Extremisten wissen, dass es nicht leicht ist, sich an die Behörden zu wenden», erklärte Johnson Sathyanathan, der Präsident der Synode der Pfingstkirchen von Coimbatore. «Die Zeit, um solche Genehmigungen zu erhalten, kann sich von anderthalb Jahren auf mehrere Jahre erstrecken.»

Weitere Kirchen im Visier

Bisher sind zehn Kirchen im Visier. Doch Sathyanathan vermutet, dass Hindu-Extremisten planen, etwa 20 weitere Kirchen zu verbieten. «Insgesamt gibt es zehn Kirchen, die in den letzten zwei Monaten direkt betroffen waren», erklärte Sathyanathan. «Sie sind alle aus der Region und niemand hatte bisher Probleme mit ihnen. Ihre Pastoren haben seit vielen Jahren ihren Dienst getan.» Nach Angaben von Sathyanathan traf sich letzte Woche eine Gruppe christlicher Leiter mit dem Innenminister von Tamil Nadu, um sich über das Versammlungsverbot zu beschweren. Der Staatsbeamte hatte bereits Verantwortliche der Polizei in Coimbatore und örtliche Gerichte aufgefordert, das Problem zu untersuchen und sicherzustellen, dass die christliche Gemeinschaft in Coimbatore ihre Gottesdienste fortsetzen kann.

Proteste bisher ohne Wirkung

Ein Regierungsbeamter erklärte den Verantwortlichen der betroffenen Kirchen, dass in mindestens sechs Fällen der Gottesdienstverbote Beschwerden der hinduistisch-nationalistischen Organisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) vorlägen. Die RSS arbeitet eng mit Indiens herrschender Bharatiya-Janata-Partei zusammen. Hunderte von Christen protestierten gegen das Versammlungsverbot und forderten dessen Aufhebung. Doch laut Sathyanathan lehnte der Superintendent der Polizei die Forderungen der Demonstranten bis jetzt ab. «Sie sagten, dass sie nichts für uns tun könnten. Wir sollten keine unnötigen Schwierigkeiten machen und stattdessen offizielle Genehmigungen für unsere Gottesdienste beantragen», erklärte der Pastor. «Wir hatten am 21. Oktober einen Tag des stillen Protests organisiert, aber die Ausführung wurde uns mit Blick auf die öffentliche Sicherheit verboten.»

Verfolgung mit System

Laut Verfolgungsindex von Open Doors steht Indien an 15. Stelle weltweit, wenn es um die Unterdrückung von Christen geht. Seit Mai 2014 wird Indien von einer Regierung der Bharatiya-Janata-Partei unter der Führung von Premierminister Narendra Modi regiert. Seitdem hat der radikale Hinduismus stetig zugenommen, warnt Open Doors. «Die Intoleranz nimmt weiter zu und Christen werden regelmässig von radikalen Hindus angegriffen.»

Zum Thema:
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Datum: 11.11.2017
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Christian Post

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